Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
im Anschluss mache ich mich auch schon an die bevorstehenden Aufgaben heran. Diese gehören jetzt, wenn alles nach meiner Willkür ablaufen soll, und wenn mir Fortuna dabei wenigstens die nächsten Stunden zur Seite steht, detailgetreu umgesetzt!
Zu Hause tätige ich rasch einen Anruf. Ich darf keine Zeit verlieren, sonst verebbt meine Wut noch! Ich überschlage mich fast dabei, als ich Caro von meiner unmissverständlichen Späherei berichte. Caro kennt viele Leute, darunter ist auch der Concierge des Hotel Maindling. Sie ist, nachdem ich sie grob über meinen listigen Racheplan informiert habe, gleich Feuer und Flamme.
Fünf Minuten später ruft sie mich auch schon zurück und teilt mir mit, dass das Hotelrestaurant von Herrn Percher keine Tischreservierung vorliegen hat. Aber dafür belegt der besagte Gast die Suiten 305 und
306.
Er hatte also tatsächlich (ein) Zimmer für eine Übernachtung gebucht, dieser elende Jammerlappen, diese Schweinebacke, ach, ich finde ja für diesen treulosen Mistkerl keinen Ausdruck, der ihn auch nur annähernd würde beschreiben können!
»Und, jetzt halt dich fest, Amelie!«, entgegnet Caro scharf. »Ich habe außerdem herausfinden können, dass unser reizender Herr Percher bereits seit geraumer Zeit Stammgast in diesem bezaubernden Hotel ist!«
»Was? Wie lange treibt er dieses Spiel denn schon?«
»Nun, seit etwa Anfang des Jahres lässt er sich scheinbar regelmäßig im Maindling blicken und er ist immer in Begleitung von ein und derselben Dame.«
»Das ist ja unglaublich!«, stottere ich hervor.
»Finde ich auch! Und, sie sind heute, angeblich gleich nach der Schlüsselübergabe, aufs Zimmer marschiert«, informiert sie mich weiter. »Und ich habe beiläufig noch was in Erfahrung gebracht: Herr Percher besteht auf dem Wunsch, dass in seinem Zimmer automatisch immer eine Flasche Dom Pérignon und frisches Obst bereitstehen.«
»Nun, gut. Die Katastrophe überfährt mich nicht nach und nach, sondern sie kommt mit aller Kraft auf mich zugerast!«
»Und, willst du das jetzt echt durchziehen? Brauchst du Hilfe?«
»Nein, ich fürchte, das muss ich schon allein erledigen. Aber vielen Dank für dein Angebot! Ich erzähl’ dir alles in ein paar Stunden. Lass dein Handy ja an, hörst du?«
»Natürlich!«, gibt sie mit trübsinniger Stimme bekannt. »Ach, Amelie, das tut mir unendlich leid für dich, ich habe wirklich gedacht, dass Francesco etwas Besonderes sei. Und solltest du mich dennoch brauchen, dann zögere nicht und ruf mich an, ja?«
»Ja, bis später, tschüss!«
Die Ereignisse überschlagen sich! Mein Zorn ist nun noch mehr geschürt. Die neu gewonnenen Erkenntnisse bestärken mich in meinem Vorhaben, für eine unterschwellige Depression oder für eine aufkeimende Unschlüssigkeit ist momentan kein Platz in meinem Wesen. Es gilt, die Dämonen meiner Vergangenheit zu besiegen. Und wenn ich sie auch nicht ganz zu Fall bringen kann, dann bin ich wenigstens nicht klammheimlich davongerannt, sondern ich habe ihnen direkt ins Antlitz geblickt.
Ich eile in mein Zimmer, schlüpfe in mein dunkelgraues Kostüm (ich wirke damit annähernd wie eine spießige Chefsekretärin), schnappe mir Nikes Laptop, werfe ein paar unwichtige Papiere in eine edle Mappe, setze Nikes Lesebrille auf - um meine Geschäftstüchtigkeit zusätzlich darzulegen - und bestelle mir ein Taxi. Dieses bringt mich in wenigen Minuten zu meinem angepeilten Endziel: Hotel Maindling!
Ich steige dort hohen Hauptes und selbstsicher aus, und daraufhin betrete ich auch schon den sumpfigen Boden aus Intrigen und Verschleierungen. Der Page ist zum Glück nicht mehr in Sichtweite. Als ich die Drehtür passiere, strömt mir ein lautes Stimmengewirr entgegen. Die Halle ist mit einer Gruppe Japaner ausgefüllt, die sich alle um die Rezeption versammelt haben und die den Concierge kräftig bei Laune halten. Dieser schwenkt nach links, nach rechts, zurück, gibt Schlüssel aus, erteilt Auskünfte und ist somit rundum beschäftigt.
Ich entdecke gleich rechts neben dem Eingang die Liftanlagen, betrete sodann wie selbstverständlich das klaffende Maul eines der Lifte und drücke anbei den Knopf für die dritte Etage. Oben verlieren sich die aufgebrachten Stimmen schnell. Ein Pfeil weist mir die Richtung an. Die Lichter in den Gängen sind gedämpft und wirken beruhigend. Der Teppich ist flauschig und gibt bei jedem Schritt nach.
Ach, da ist ja Zimmer 306. Aha, »Bitte nicht Stören« prangt unübersehbar an der
Weitere Kostenlose Bücher