Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
die Eigentümer des Hauses, inklusive der drei verzogenen Sprösslinge und Frau Rottmayer den Kaffeehausbereich betraten. Jenes unnatürliche Grinsen, das Letztere zuvor spazieren geführt hatte, erlosch sofort. Giftig blickten die Ankömmlinge auf das strahlende Ambiente.
»Guten Abend, Frau Bogner«, sagte Frau Gassner im messerscharfen Tonfall zu Iris und reichte ihr dabei geflissentlich die Hand.
»Ich wünsche, dass das Licht gedimmt wird. Die Stimmung ist dann viel behaglicher«, entgegnete Frau Gassner kühl.
»Aber rückwärts sitzt ein Herr, der seine Zeitung lesen möchte und der mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass dies, wenn gedimmt ist, unmöglich sei«, begründete Iris die Ankurbelung der Lichtquelle gelassen.
»Dann lesen Sie ihm die Zeitung eben vor! Und nun dimmen Sie endlich!«, befahl Frau Gassner gebieterisch und ließ dabei keinen Zweifel offen, dass sie hierbei nicht den geringsten Widerspruch gegen ihre Order duldete.
Währenddessen sich Iris nun gereizt mit den Lichtschaltern quälte, konnte ich den Kleinsten des Dreierensembles dabei beobachten, wie er unter sämtliche Tische lugte und offensichtlich nach Kaugummirückständen suchte.
»Nun ist’s gut!«, wies Frau Gassner Iris scharf in die eingeschränkten Lichtschranken.
»Jawohl!«, erwiderte Iris schlapp und gab bei diesen Worten eindeutig W.O.!
Diesen Abend beendete ich bei Caro. Sie hatte mich zum Essen eingeladen und ich nahm dankend an. Seit einigen Tagen prangte in ihrer Küche ein gusseiserner Wok, der offensichtlich voller Ungeduld auf seine Entjungferung wartete. Als ich die Treppen zu ihrer Wohnung erklomm, strömte mir eine exotische Gewürzmischung entgegen.
Eines musste ich Caro lassen: Für ihr Erstlingswerk, was die thailändische Küche betraf, mundete das Reisgericht à la Caroline ausgezeichnet. Das Einzige, was es zu bemängeln gab, war die maßlose Zugabe von frischen Chilischoten – hierbei hatte sich Caro gravierend verschätzt.Ich hatte unvorsichtigerweise direkt auf eine der höllisch scharfen Schoten gebissen und ich hätte daraufhin sicher Feuer speien können. Mein Gesichtsteint hatte in Sekundenschnelle die Farbe einer reifen, saftigen Tomate angenommen, aber ein Glas Wein und ein Stück Weißbrot hatten den brennenden Geschmack am Gaumen nach wenigen Minuten doch merklich gelindert.
Den Abend hatten wir schließlich in einem ausschweifenden Gedankenaustausch über Männer (beherrschendes Thema: Francesco - Caro hatte ja derzeitig nichts Nennenswertes zu berichten), Überraschungspakete (meine Gesprächspartnerin kann sich auch keinen Reim darauf machen, um was für ein Geschenk es sich hierbei handeln könnte! – Nun ja, werde es ja ohnehin bald wissen. Hoffentlich hatte Francesco das Paket per Eilboten aufgegeben? Ich hasse es zu warten, wenn ich weiß, dass ich was zu erwarten habe!) und den herannahenden Weihnachtsabend(mitsamt Familienclan und Weihnachtsgans!!!) ausklingen lassen.
Um kurz nach Mitternacht erwartete mich mein Taxi und eine Stunde später schlummerte ich tief und fest in meinem Bettchen.
Der letzte Adventsonntag des Jahres war nach zehnstündiger Arbeitszeit endlich bewältigt.
Das war die gute Nachricht! Die Gassners verweilten bis zum ersten Jänner im Hotel. Das war die überaus schlechte Nachricht!
Miss Rottmayer lief, sobald Lady Gassner mitsamt Sippschaft außer Reich- und vor allem Hörweite war, Amok. Ihre Schreieskapaden konnte man langsam aber sicher mit jenen unserer Hilde vergleichen! Schwermütig dachten wir alle (ihre Sklaven!) an ihre Laudatio am Weihnachtsfest zurück. (Ihr arglistiges Motto lautet nach wie vor: Zuckerbrot und Peitsche!!! - Letzteres im Vergleich eins zu dreihundertvierundsechzig – in Tagen gemessen.)
Ja, uns standen mühselige Tage bevor, aber ich war befähigt, Licht am Ende des Tunnels zu erspähen und diesen Strohhalm umfasste ich wie ein unbändiges Klammeräffchen. Immerhin nahte die besagte Woche, wo ich ein Überraschungspaket aus Italien bekommen sollte.
Juhu!
Das Horoskop für die kommende Woche ließ, sowohl im Sternzeichen der Jungfrau, als auch in meinem Steinbock-Aszendenten, Hoffnung für eine positive Wende in meinem Leben aufkommen!
Ebenfalls: Juhu!
Nike war in der Zwischenzeit von ihrem Wochenendausflug zurück und schwärmte mir unentwegt von märchenhaften Winterlandschaften und urigen Berghütten vor. Bernie musste sich dafür mächtig ins Zeug gelegt haben. Nun, vielleicht sollte ich meine
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