Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

verbleibe
     
     
    mit freundlichen Grüßen aus Italien
    Ciao Francesco
     
     
    PS: Hierbei möchte ich (aus persönlichen Gründen) anmerken, dass ich in der Annahme harre, nicht allzu lange auf ein Wiedersehen mit Dir warten zu müssen! Mille grazie!
     
     
    Zu guter Letzt hatte sich auf dem Bildschirm ein virtueller Ausflug in die besagte Region entfaltet. Ich war sprachlos ... und das kommt nach wie vor nicht sehr häufig bei mir vor. Eine derart bezaubernde Einladung, die mit einem solchen Aufwand in Szene gesetzt wurde, hatte ich bislang noch nie erhalten.
    Nike hatte mir schlussendlich meine hochoffizielle Einladung zum Ski-Event des nächsten Jahres - zumindest für mich – ausgedruckt.
    (Bestimmt können fünfundneunzig Prozent der Bevölkerung bestens Ski fahren, aber ich gehöre bei dieser Studie definitiv der mageren Minderheit an. Francesco glaubt demzufolge an die Wahrscheinlichkeitsrechnung ... in diesem Fall ist ihm jedoch ein äußerst gravierender Fehler unterlaufen!)
    Nun gab es eigentlich nur noch eine klitzekleine Kleinigkeit zu bewerkstelligen, aber das konnte im Großen und Ganzen ja nicht so schwierig sein: Wer würde mir in einigen, wenigen Stunden beibringen, einigermaßen akzeptabel auf zwei Skiern zu stehen beziehungsweise annähernd elegant die schneebedeckten Pisten hinunterzuwedeln?
    Ich war in diesem Bereich noch nie Weltklasse. Mein Vorwand hierfür: Ich bin ein Nomade, besser gesagt, eine Zugezogene. Ich komme ursprünglich aus einer hügeligen, ja beinahe flachen Gegend. Berge in dem Ausmaß, wie ich sie nun tagtäglich betrachten kann, habe ich zum ersten Mal als Elfjährige im Schulskikurs erblickt! Ich war damals in Leistungsgruppe sieben zu finden - Anmerkung am Rande: von sieben! – und ich bin nie zu einer außergewöhnlichen Skifahrerlegende herangewachsen. Mein Hinterteil hatte dabei einfach immer viel zu viel Kontakt zum nasskalten Schnee aufgenommen. Trotz allem kann ich aber behaupten, bislang von jedem Berg ohne gröbere Verletzungen heruntergekommen zu sein ... mal abgesehen von dem WIE! Mein Pflugstil war nebenbei so dermaßen gegrätscht, dass ich manchmal das Gefühl hatte, gleich einen Spagat auf die Piste zu legen. Auch in diesem Fall sind die Kleinkinder frustrierend, wenn sie neben einem vollkommenen Laien schwungvoll die Pisten runterkurven oder -carven.
    PS: Aber die Carving-Ski sollen ja wahre Wunderdinger sein. Anscheinend fahren diese Bretter eigenständig die Piste hinunter, man muss sich nur noch daraufstellen und das Gleichgewicht halten.
    Ich musste für die betreffenden Trainingseinheiten ein leichtes Opfer finden. Nun, ich sollte diesbezüglich gleich morgen bei den beiden Jungs nachfragen. Und um einen gut gepolsterten Skioverall musste ich mich auch noch kümmern.
    (Dieses Problem ist gleich vom Tisch. Nike borgt mir den ihrigen.)
    Da Francesco in der Botschaft einen Zusatz, woran er erkennen konnte, wann ich die Nachricht abgerufen hatte, eingebaut hatte, antworteten wir postwendend.
     
     
    Werter Signore Francesco!
     
     
    Nach reiflicher Überlegung und da ich Ihnen mein Wort gegeben habe, bin ich zum Entschluss gekommen, Ihre vorliegende Offerte anzunehmen.
    Unser Ausflug findet voraussichtlich Mitte Jänner statt – das akkurate Datum kann ich Ihnen leider momentan noch nicht nennen, aber diesbezüglich werde ich einfach telefonisch mit Ihnen Kontakt aufnehmen.
     
     
    Bis dorthin verbleibe ich
    mit freundlichen Grüßen
     
     
    Amelie Parker Ihre Schnee- und Pistenprinzessin
     
     
    ... und abgeschickt.
    Ich war unermesslich aufgeregt und glücklich. Vielleicht waren das die ersten Anzeichen für eine anfängliche Verliebtheit, für eine Art besinnende Zuneigung, wie ich sie schon lange Zeit nicht mehr wahrgenommen habe?
    Ich sollte nun wirklich keinerlei Bedenken mehr haben, aber irgendwie schlichen sich immer wieder durchaus berechtigte Fragen in meine vermurksten Gedankengänge ein:
     
     
    · Warum hatte mir Francesco nur EINEN Tagesausflug und keinen romantischen, kuscheligen, sich näher kommenden und in trauter Zweisamkeit endenden Wochenendtrip angeboten?
    · Brauchte er noch Zeit?
    · Hatte er Bedenken?
    · War er ein altmodischer Zuerst sollten wir uns ein paar Monate kennen, bevor wir den nächsten Schritt wagen – Typ?
     
     
    In letzterem Fall würde zuerst unendlich lange herumgedatet werden. Die Frau seiner Begierde würde dabei manierlich ausgeführt, galant umgarnt und kultiviert umschwärmt werden - was ich ja