Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
zugestanden nicht schlecht finde, aber natürlich nur im akzeptablen Zeitrahmen betrachtet. Danach würde die Erwählte von ihrem Gentleman bis vor ihre Haustür begleitet werden, dann sollte die Verabschiedung mit einem keuschen Küsschen auf Stirn oder Wange folgen – nun, das haben wir bereits hinter uns gebracht -, und nach Wochen dieses unspektakulären Vorspiels würde dann erst der erste richtige Kuss erfolgen.
Demnach würde man vielleicht monatelange einen jämmerlichen Küsser daten und, wenn diese Tatsache mit der diesbezüglichen Binsenweisheit einherging, könnte es sein, dass sich der Gentleman dann unglücklicherweise als Niete im Bett herausstellen würde. Demnach wäre die Wartezeit reine Verschwendung. (Aber ich muss zugeben, dass ich diesen absurden Gedanken sofort wieder beiseite schob.)
Um diese Hypothesen weiterzuspinnen, würde möglicherweise nach den Kussszenen die intime Fummelei beginnen und erst dann - irgendwann - sollte mal der primäre und herbeigesehnte Körperflüssigkeitsaustausch folgen?
Also würde man ja Ewigkeiten nur Petting betreiben und sämtliche Spielzeuge der Goody-Lade würde Frauchens innigste Begleiter durch diese harte Zeit werden.
Demzufolge könnte ich ja gleich Single bleiben, wenn einem - bis zur angestrebten Zweisamkeit - sooo viele, schwere Gesteinsbrocken in den Weg gelegt werden.
Oder ... war Francesco eventuell gar nicht auf der Suche nach einer langfristigen Beziehung?
Aber dieser Punkt widerstrebt dem vorherigen, oder? Wenn er NUR auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer wäre, dann würde er mich einpacken und über Nacht beziehungsweise übers Wochenende irgendwohin verschleppen? (Und ich würde ihm dabei willig folgen!)
Tja, Fragen über Fragen über Fragen.
Familienfeierlichkeiten
Das Schlimmste im Leben sind doch die festlichen Anlässe.
Jeder sagt, wenn’s vorbei ist:
»Das wäre geschafft!« - und wendet sich dem Alltag zu.
Alkohol muss bei Festen eingesetzt werden,
weniger um Stimmung zu machen,
als um die sonst fast unvermeidliche Depression hintanzustellen!
(Johannes Gross)
Am vierundzwanzigsten Dezember hat es Frau Holle mit allen schneemannbauenden Kindern, fidelen Skifahrern, glückseligen Langläufern, frohgemuten Rodlern, et cetera äußerst gut gemeint. Diese nasskalte, rutschige Tatsache gilt allerdings nicht für jene Autofahrer, aus deren Autoradio das Lied Driving home for Christmas trällert. Für deren Geschmack ist Frau Holle über Nacht etwas zu spendabel mit der Verteilung der weißen Pracht umgegangen! (Ich zähle mich in diesem Fall zur letzteren Kategorie.)
Der Schneeräumdienst ist bisher nicht mal annähernd bis zu unserer Seitenstraße durchgedrungen. Zum Glück habe ich gestern Abend schon einige Mitbringsel ins Auto gepackt, jetzt muss ich mich wenigstens nicht mehr mit der Schlepperei der Päckchen abplagen. Nun gut, das Wetter ist, wie’s nun mal ist. Ein letzter Blick durch die eisblumenverzierte Fensterscheibe und dann geht’s ab nach draußen.
Die dicken Schneeflocken tänzeln unaufhaltsam durch die windstille Luft und tauchen die Stadt in ein jungfräuliches Gefieder. Einer meiner fleißigen Nachbarn hat sich anscheinend gleich frühmorgens mit der mittlerweile wieder resultatlosen Ausschauflung unseres Eingangsbereiches die Zeit vertrieben. Indessen ist der zuvor ausgehobene Weg wieder zentimeterhoch zugeschneit. Es ist gerade mal sieben Uhr morgens und ich bin offenbar die Erste, die nun durch den angehäuften Neuschnee stapfen darf, aber ich bin ohnedies in meinen wollig warmen Mantel eingemummt und ich habe mich zusätzlich mit Schal, Haube, Handschuhen und gefütterten Stiefeln ausstaffiert, somit sollte ich der Kälte vehement Widerstand leisten können. Ich bin demzufolge bestens gegen den Wintereinbruch gewappnet. Ha, mir kann so ein bisschen Schnee bestimmt nichts anhaben!
Mein Auto und das vieler anderer ist komplett im weißen Dickicht untergegangen! Ich kann zwar einen Schneebesen mein Eigen nennen, aber blödsinnigerweise liegt dieses wichtige Equipment nun im trockenen Auto.
Nach einer Viertelstunde ist mein Auto dennoch weitgehend vom weißen Ballast befreit. Das Gebläse ist, währenddessen ich im Freien geschuftet habe, auf Hochtouren gelaufen, und als ich die Freiluftaktivität für beendet erkläre, erwartet mich und meine durchgefrorenen Hände ein wohliges warmes Auto.
So, nun gilt es relativ unbescholten aus der Parklücke
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