Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
ojemine ... einen äußerst konträr wirkenden, pastellorangen Rolli! Seine schwarzen Lackschuhe passen sich dann allerdings wieder dem Anzug an.
»Hi, kesse Biene! Bist du schon fertig?«, fragt er pfiffig.
»Seh’ ich etwa so aus?«, erwidere ich und watschle, nur mit Strümpfen, Rock und BH bekleidet, wieder Richtung Schlafgemach und Kleiderschrank.
»Hey, ich nehme dich auch so mit! Très chic, très chic!«
»Das würde ich dir aufs Wort glauben, du kleiner Voyeur! Nun komm schon mit. Ich brauche eine Bluse!«, gebe ich beschwingt zurück und schleppe ihn vor meinen Kleiderschrank.
»Also meinetwegen kannst du auf das bisschen Stoff, was eine schlichte Bluse im Allgemeinen so hergibt, getrost auch noch verzichten!«
(Nur fürs Protokoll: Raffael stellt sich in meinem Freundeskreis als Einziger heraus, mit dem ich unglaublich gerne Dessous kaufen gehe. Er ist ein hervorragender Berater im Fachgebiet der Seide, Spitze und Strümpfe ... keine Ahnung wieso er in dieser Domäne so exzellente Ratschläge erteilen kann.)
Nun gut! Ich bin ja schließlich flexibel. Folglich werde ich mich eben einfach meinem Begleiter anpassen. Irgendwo hatte ich doch mal ein orangefarbenes Teilchen herumlungern! Ich lasse meinen scharfen Adlerblick durch meinen Schrank wandern und zücke in der Folge tatsächlich das gewünschte und vor allem kombinierbare Ankleidestück heraus. Oh, da sticht mir noch meine schwarze, hautenge Korsage ins Auge. Die würde bestens zum auserwählten Outfit passen.
Ich zwänge mich demzufolge auch in diese masochistische Beklommenheit hinein. Ein zügiger, sekundärer Überprüfungscheck in den Spiegel! Gut, gut! Jetzt noch ein paar raffinierte Accessoires und ich bin so was von herzeigbar.
Wo ist meine Swarovski-Schatulle? Ah, da habe ich sie schon. O welch anmutsvoller Klitzerzauber die exquisite Kombination eines steinchenbesetzten Colliers und der dazugehörige Armreif hervorbringen, und infolgedessen auch unmittelbar auf seine stolze Besitzerin übertragen und diese schließlich dazu veranlassen, mit den respektablen Schmuckstücken um die Wette zu strahlen. Vollendet wird das zauberhafte Arrangement mit einem schwarzen, winzigen, paillettenbesetzten Handtäschchen, in dem gerade mal genug Platz für Lippenstift, Puderdose, Portemonnaie, Taschentuch und Handy ist. Ich stopfe meine dürftigen Habseligkeiten in den kleinen Schlund hinein und zerre danach ungeduldig am Verschluss. (Heute scheint alles irgendwie und irgendwo hineingezwängt zu werden!)
Ein schwarz taillierter, bodenlanger Wollmantel und der dazupassende orange Pashminaschal darf nun auch nicht in der peniblen Ausstaffierung fehlen und ... Raffael holt mir schließlich, zur definitiven Beendigung der umfassenden Ankleide, meine schwarzen, hochhackigen Stiefel aus dem Schuhschrank im Flur.
Perfekt!!! Nach wenigen Minuten sind wir tatsächlich alle rechtzeitig abmarschbereit.
Dieser Abend ist ein wahrer Hochgenuss für Geist und Körper beziehungsweise für meine sensible Magengegend. Unsere malerische Gruppierung stellt sich als wohlgemute, kunterbunte Ansammlung der mannigfaltigsten Individuen heraus.
Heute haben wir auch endlich einmal die Gelegenheit, Alex’ Stefan kennenzulernen. Nun gut, er ist entschieden nicht mehr der Jüngste (er ist eindeutig der Älteste in unserer Runde), dennoch scheint er irgendeinem Jungbrunnen entsprungen zu sein, er ist gottlob humorvoll und, was uneingeschränkt das Wichtigste ist, Alex fühlt sich offenkundig wohl an seiner Seite.
Elviras Jugendfreund Klaus sieht adrett aus und passt sich ausgezeichnet der illustren Gesellschaft an. Die beiden turteln den ganzen Abend, was das Zeug hält (für unsereins - noch immer: Single! - unerträglich. Der uneingeschränkte Neid frisst mich und mein bislang geschütteltes und gerütteltes Karma bei der Betrachtung der herzhaft offerierten Gefühlsduselei zugegebenermaßen ein kleinwenig auf).
Und zu guter Letzt wäre hier noch meine liebe, getreue Caro erwähnenswert. Auch sie hat einen Begleiter gefunden. Ihr werter Nachbar und ehemaliger Bettkamerad Kurt (also der hat wirklich einen pechschwarzen Humor. Er neckt Caro ständig und sie pariert die Ironien blendend. Die beiden zu beobachten und vor allem zu belauschen ist eine wahre Ambrosia für die Hörorgane) hat sich dazu breitschlagen lassen, sie zu begleiten. Schade, dass die beiden nicht fix miteinander können, denn sie würden definitiv gut zueinanderpassen.
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