Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
eine Pizza Fungi und danach schiebe ich eine romantische Liebesschund-DVD (wobei man im Vorhinein ganz genau weiß, welche Pärchen sich am Schluss kriegen) in den Rachen des DVD-Players. Ach, Herz-Schmerz ich komme!
Caro ist pünktlich mit dem Taxi vorgefahren und findet mich im sentimentalen Gemütszustand vor.
»Und, was geht ab?«, fragt sie mich, währenddessen ich vor mich hin schniefe und kräftig in ein Taschentuch pruste (ich muss das romantische Filmende von Tatsächlich Liebe erst verdauen!).
»Was siehst du dir denn da schon wieder an! Mir scheint, du kannst gar nicht genug von glücklichen und verliebten Menschen kriegen?«, neckt sie mich.
»Ach ... na, dieser Film ist aber auch wirklich großartig«, erkläre ich ihr. »Und die Filmmusik ist auch ein Meilenstein.«
Nachdem wir gemütlich auf der Couch brüten, schenke ich uns einen kräftigen Schluck Weißwein ein, und da mir die Ablenkung durch den Film gerade abhandengekommen ist, lässt sich mein Wissensdurst nun nicht mehr bändigen.
»Und, was hältst du von Francesco?«, stoße ich aufgewühlt hervor.
»Er hat mich absolut beeindruckt«, gesteht sie mir. »Den würde ich bestimmt nicht von der Bettkante stupsen, soviel ist sicher. Wo hast du diesen Typ nur aufgetrieben? Ich möchte auch mal so viel Glück haben, aber ...«
»Nun, du weißt ja: Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn «, bemerke ich amüsiert.
»Also, ich stecke mein Köpfchen bestimmt nicht in den Sand, aber bislang finden nur durchschnittliche Erpel den Weg zu mir.«
»Vielleicht wird ja aus einem dieser verwahrlosten Enteriche ein hübscher Schwan.«
» Liebe auf den ersten Blick kann ich nach dieser These vergessen.«
»Vielleicht ist es bei dir ja Liebe auf den zweiten Blick ?«
»Oder auf den dritten oder vierten ... aber nun zurück zu dir! Erzähl! Wie war der Ausflug?«
»Super!«
Ich schildere ihr den gestrigen Tagesablauf in allen Details und wechsle dann zu meinem unbeantworteten Fragenauszug.
»Interessantes Objekt, dein Francesco, das muss man schon sagen«, stellt Caro nüchtern fest, »aber er ist ein Mann und dadurch liegt auch für ihn irgendwo eine Gebrauchsanweisung parat ... Er ist geschieden, nicht wahr? Trifft er sich eigentlich noch mit seiner Ex, weißt du das?«
»Ich denke schon, sie haben ja eine gemeinsame Tochter, aber er behauptet, dieses Kapitel schon lange abgeschlossen zu haben.«
»Und ... glaubst du ihm das?«
»Ja.«
»Wie lange ist er jetzt schon geschieden?«
»Fünf Jahre.«
»Und, hat er dir verraten, wie viele Affären er in dieser Ära hatte oder hat er zumindest erwähnt, seit wann er wieder vogelfrei ist?«
»Da gab es scheinbar mal jemanden in Verona, aber sonst hat er niemanden erwähnt!«
»Nun, dann ist er nur an dir interessiert«, diagnostiziert Caro sachlich. »Wenn man bedenkt, wie sehr ihn sein Job beansprucht und trotzdem nimmt er sich die Zeit, um ab und an einen Abstecher zu dir zu machen. Demzufolge würde ich meinen, dass wir eine weitere Frau vollständig ausschließen können.«
»Tja, eine solche würde er wahrscheinlich rein zeitmäßig nicht mehr unterbringen«, pflichte ich ihr bei. »Und diese Frau Polzack?«
»Ist seine Sekretärin und nichts weiter.«
»Ich befinde mich trotzdem irgendwie im Alarmzustand. Du weißt ja, ein Sprichwort sagt: Einen schönen Mann hat man nieee ganz für sich allein! Die Frauen liegen Francesco zu Füßen, ich brauche nur daran zu denken, wenn ich mit ihm ein Lokal betrete. Alle weiblichen Wesen verrenken sich umgehend den Hals nach ihm und sie haben absolut recht damit. Er hat einfach eine atemberaubende und entwaffnende Ausstrahlung und er raubt dem Raum sofort alle Pracht und nimmt jeden für sich ein. Ich meine, er hat einfach das gewisse Etwas und Dynamik und er bringt ein ordentliches Maß an Kultiviertheit mit und er hat Manieren und ...«
»Aus jetzt!«, ermahnt mich Caro streng. »Ich schlage dir vor, dass du dich gefühlsmäßig noch nicht voll und ganz in diese platonische Beziehung reinhängst.«
»Zu spät!«, erkläre ich ihr und überspanne bei dieser bedauerlichen Formulierung schon demonstrativ meine Augenbrauen. »Ich weiß, dass ich diesen Mann unbedingt und ohne Rücksicht auf Verluste haben will!«
»Na, gut! Dies zu wissen, ist schon mal ein kleiner Richtungsweiser«, stellt Caro gelassen fest. »Dann kann ich dir eigentlich nur noch eins mit auf den Weg geben: Kommt Zeit, kommt Rat! «
»Danke schön!«, entgegne ich
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