Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
einigermaßen erleichtert, da die für mich so wichtige Francesco-Analyse durch meine Freundin total positiv ausgefallen ist. »Nun aber zu dir! Also ich finde ja, dass du am Silvestertag mit Kurt hervorragend konntest.«
»Wir verstehen uns auch wirklich gut.«
»Was habt ihr eigentlich an dem angebrochenen Abend noch unternommen?«, frage ich interessiert nach. »Immerhin habt ihr euch ziemlich früh von unserer Party verabschiedet.«
»Na, hör mal! Ich habe um drei Uhr morgens das letzte Mal auf eure Uhr im Wohnzimmer gesehen! Zugegeben, wir waren die Ersten, die aufgebrochen sind, aber ...«
»Habt ihr noch einen Abstecher in die Stadt gemacht? War viel los?
»Nun, wir sind eigentlich ... also, ehrlich gesagt, gleich nach Hause marschiert.«
»Aha, so ist das!«, gebe ich enttäuscht zurück. »Dann hast du also keinen Mistelzweig mehr ausgekundschaftet, und auch keinen dahergelaufenen und mutmaßlich netten Frosch geküsst?«
»Nein! Ich habe nur ... Kurt geküsst«, gibt sie leise zu. »Wir wollten die Silvesternacht nicht allein ausklingen lassen und ...«
»Und da habt ihr euch wohl wechselseitig Balsam auf eure geschundenen Seelen geschmiert, was?«, bemerke ich vergnügt.
»Kurt ist für mich eine rein sexuelle Überbrückung, bis sich etwas Konkretes auftut, verstehst du?«, klärt mich Caro energisch auf. »Gefühlsmäßig bin ich überhaupt nicht beeinflusst und das ist für ihn und für mich in Ordnung.«
»Dann ist also zwischen euch alles besprochen?«
»Ja. Ein weiterer Vorzug dieses befreundeten Verhältnisses ist, dass ich mit Kurt über beinahe alles reden kann.«
»Tja, den Spruch: Lass uns Freunde bleiben! – hat sich Kurt anscheinend sehr zu Herzen genommen!«
»Und den Leitsatz: Auf gute Nachbarschaft! – hat er auch noch berücksichtigt«, merkt Caro verschmitzt an und dabei grient sie mir spitzbübisch ins Gesicht.
Die Zeit verfliegt und bald erscheint Nike abgekämpft aber frohgemut im Türrahmen unserer Wohnung.
»Tag allseits!«
»Hi! Ich warte schon sehnsüchtig auf dich«, teile ich ihr mit und erkläre ihr im Anschluss meine computerbehafteten Absichten.
Nike taucht daraufhin gleich mit ihrem Laptop auf, schließt den nötigen Kabelsalat an und dann geht es schon ab auf die Homepage von Percher & Co.
»Soll ich’s noch mal probieren?«, frage ich die beiden und deute dabei auf mein funktionstüchtiges aber friedfertiges Handy.
»Klar!«, lautet die Antwort der Mädels im Duett.
Ich drücke danach gekonnt ein paar Knöpfe und Francescos gespeicherte Nummer wird sofort angewählt. Ich lausche erwartungsvoll in die virtuelle Verbindungszentrale hinein und mir scheint beinahe, als ob ich die auf dem Weg nach Zürich liegenden Berührungspunkte nach ihrem Kontakt behorchen könnte.
Oh ... es läutet schon! Ich bin einigermaßen aufgewühlt und hoffe, dass sich dadurch meine Stimme nicht überschlägt und ich demzufolge nicht wie ein begeisterter Teenager trällere.
Dreimal ... viermal ... fünfmal ertönt das Klingelsignal ... ach, jetzt rauscht es aber Unheil versprechend in der Leitung ... oje, ein AB schaltet sich ein. Schon wieder hallt mir eine weibliche Singstimme entgegen, nur, dass diese hier bedeutend freundlicher klingt als jene von Frau Polzack: »Hier ist der Anschluss von Architekturbüro Percher & Partner. Leider ist unser Büro im Moment nicht besetzt, aber Sie können nach dem Signalton gerne eine Nachricht hinterlassen. Wir rufen Sie dann zu den üblichen Geschäftszeiten umgehend zurück. Vielen Dank!« - piep!
Ich lege an dieser Stelle blitzschnell auf!
»Und?«, fragen Nike und Caro einstimmig.
»Er hat eine Rufumleitung installiert.«
Ich bin total perplex! Nun hätte ich mir doch gewünscht, Frau Polzack eine Nachricht für ihn mit auf den Weg gegeben zu haben, aber jetzt ist es zu spät. Ich stelle meinen inneren, zappeligen Alarmsignalton dennoch ab (zumindest fast!). Ich bin dabei konsequent darum bemüht mir glaubhaft einzureden, dass sich Francesco seine sonntägliche Ruhe definitiv verdient hat (obwohl ich seine liebreizende Stimme heute schon noch einmal gerne gehört hätte).
Ein paar Mausklicks später entfaltet sich am Bildschirm ein virtueller Spaziergang durch die Architekturlandschaft von Percher & Partner. Nike klickt fachmännisch dort und da, bis wir schließlich zur Seite der Firmenchronik vorstoßen. Danach sehen wir uns die bisherigen Errungenschaften des Betriebes an (darunter befinden sich wirklich beeindruckende
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