Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Straße entlang, die schlussendlich in einem ansteigenden Pfad endet. Der Schnee knirscht unter der Belastung und wir stapfen tapfer immer höher und höher. Nach über einer Stunde Gehzeit (nun bin ich vom Erfrierungstod so weit entfernt wie die Sahara von der Arktis) trifft unsere Gruppe keuchend vor einer urigen Almhütte ein.
Diese Blockhütte hat dennoch nichts mit einer herkömmlichen Almhütte am Hut, denn hier findet sich ein praktischer Stromanschluss ebenso ein wie ein vertrautes Telefon (das Handy funktioniert nicht, da wir außerhalb der Reichweite eines Netzbetreibers sind, aber trotzdem könnte man gegebenenfalls einen Notfallsender anwählen) und fließend Warmwasser ist glücklicherweise auch verfügbar.
Unser zugeteiltes Kuschelzimmer ist durchgehend in Zirbenholz gearbeitet, wobei ein alter Holzboden bei jeder Begehung vertraut knarrt und im Kamin knistert bereits ein wohlig warmes Feuerchen. Der Blick aus dem Fenster lässt einem die tief verschneite Winterlandschaft im Mondschein friedfertig und sorglos erscheinen.
Nachdem wir getrennt geduscht und zusammen ein herzhaftes Essen in der Stube eingenommen haben, ziehen wir uns gegen zweiundzwanzig Uhr in unsere gemütliche Bleibe zurück. Eine zuvorkommende Person hatte indessen die Bettdecke zurückgeschlagen und einen Scheit Holz nachgelegt. Auf dem Holztischchen vor dem Kamin finden sich nun etwas Käse, Obst, zwei Gläser und eine Flasche Rotwein ein. Francesco schließt sorgsam die Tür hinter uns ab (eine unnütze Tat: Ich hätte das Zimmer jetzt nicht einmal bei einem Feueralarm verlassen) und danach pirscht er sich wie ein Tiger an mich heran. Er hebt mich beschwingt empor und trägt mich bedächtig (oder verdächtig?!) zum Liegesofa hinüber. Nachdem er mich dort sachte abgesetzt hat, küsst er mich leidenschaftlich, wild und fordernd.
Juhu! Das Warten hat demnach heute Nacht endlich ein rigoroses Ende.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
»Wie ist denn das passiert?«, brodelt es aus Caro ungeduldig heraus. »Wo bist du gerade? Dir geht’s aber gut, nicht wahr?«
»Ja, mir fehlt nichts. Ich bin im Krankenhaus in Innsbruck. Francesco wird gerade untersucht«, antworte ich ihr aufgelöst, danach berichte ich ihr andeutungsweise von unserem gestrigen Ausflug auf die Alm und von der heutigen Rodelpartie ins Tal. »Francesco ist dabei so unglücklich gestürzt, dass sein Bein an Ort und Stelle von Sanitätern geschient worden ist und anschließend haben sie ihn gleich in einen Helikopter verfrachtet und abtransportiert. Vinzenz und ich sind dann sofort mit dem Wagen nach Innsbruck gefahren und jetzt warten wir das Röntgenergebnis und den Bescheid des Arztes ab.«
»Ruf mich wieder an, sobald du etwas Neues in Erfahrung bringen kannst! Ja!«, fordert mich Caro auf.
»Ist okay! Ich mach’ jetzt Schluss, bis bald!«
Etwas später darf ich Francesco bereits in seinem Zimmer besuchen. Hier liegt er. Mein Ritter, mein Held, mein Pistenraudi! Sein linker Unterschenkel ist eingegipst. Aber sonst sieht er nicht sehr zerknirscht aus.
»Hi, wie geht’s dir?«, will ich wissen, nachdem ich ihm vorsichtig einen Kuss aufgedrückt habe.
»Zwei Wochen Liegegips. Eine davon bedingt. Wenn ich brav bin und mein operiertes Bein schone, darf ich in einer Woche schon mit Unterarmstützkrücken im Büro herummarschieren und Kommandos abgeben, das hat mir der Chefarzt versichert. Und wenn alles optimal läuft, bekomme ich im Anschluss einen komfortablen Gehgips«, erklärt er mir frohgemut.
»Ich weiß, der Arzt hat’s mir gerade gesagt. Es hätte viel schlimmer kommen können, ich bin froh, dass deine Pistenraserei so glimpflich ausgegangen ist.«
»Aber ich war wirklich schnell, das musst du mir zugestehen«, gibt er grinsend zurück.
»Du meinst ... schnell im Krankenhaus?«
»Haha, sehr witzig! Wo ist Vinzenz?«
»Er hat die Prognose des Arztes abgewartet und ist nun auf dem Weg nach Seefeld, um unsere Sachen zu holen. Er ist bestimmt bald wieder zurück. Brauchst du etwas? Soll ich ihn anrufen?«
»Nein, nein!«
»Hi, ich bin’s noch mal!« »Und, gibt’s was Neues?«, fragt Caro.
»Ja. Francesco hat einen Liegegips verpasst bekommen. Und er will nicht in Innsbruck bleiben, sondern er will nach München gebracht werden. Er hat seine Überstellung bereits organisiert. Raumschiff Enterprise ist so geräumig, dass er anscheinend ohne weiters darin transportiert werden kann und ich fahre einfachhalber gleich
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