Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
immerhin mit seinem unermesslichen Beistand auf Wolke sieben gelandet«, schwärme ich ihr glückselig vor. »Und dann bin ich lange, lange Zeit dort oben herumgewandelt und nun ... eigentlich wollte ich mich für seine unglaubliche Fingerfertigkeit revanchieren, aber er hat dieses Angebot leider entschieden zurückgewiesen. Er hat daraufhin nur gemeint, dass er mit mir noch lange nicht fertig sei. Und nun ja, was soll ich dir sagen, Caro! Nach zwei weiteren Höhenflügen in die unendlichen Sphären des Weltalls bin ich glücklich und hundemüde in seinen Armen eingeschlafen ... und als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, war er leider schon fix und fertig angezogen«, merke ich an und atme bei diesem deprimierenden Gedanken deutlich hörbar aus. »Er ist einsam und allein auf der Couch gesessen. Und irgendwie, vielleicht bilde ich mir das Ganze auch nur ein, aber ... nun, ich hatte bei seinem Anblick das Gefühl, dass er sehr nachdenklich wirkte.«
»Merkwürdig!«
»Allerdings!«
»Und dann?«
»Dann hat uns die Sennerin wissen lassen, dass das Frühstück bereits angerichtet ist. Und jetzt hat er blöderweise diesen blöden Liegegips verpasst bekommen ... und damit noch nicht genug! Nein, jetzt muss er blödsinnigerweise sein Folterbein geruhsam lagern und in München auskurieren lassen«, bemerke ich traurig und zucke dabei resignierend die Schultern.
»Sein Verhalten ist aber trotzdem irgendwie seltsam, oder bilde ich mir das nur ein?«
»Siehst du das auch so! Gott sei Dank!«, gebe ich erleichtert zurück.
Natürlich war seine noble Abstinenz befremdend für mich (normalerweise würde MANN sich ja in einem solchen Fall zweifellos nach dem Geben- und Nehmen- beziehungsweise nach dem Eine Hand wäscht die andere – Prinzip halten). Und mir ist diese abstruse Verhaltungsweise wirklich nahegegangen, da ich keine einleuchtende Erklärung dafür parat hatte, aber nun bin ich einigermaßen erleichtert darüber, dass ich mir das Ganze scheinbar doch nicht nur eingebildet habe, sondern dass diese Thematik seitens meiner Freundin in genau demselben Licht betrachtet wird. Dies zu wissen, ist unglaublich tröstend.
»Vielleicht hat er einen winzigen Winzling in der Hose und geniert sich deswegen«, entgegnet Caro objektiv.
»Nein, den habe ich ja schon mal begutachten können, der ist geradezu optimal. Das kann nicht der wahre Grund für seine Zurückhaltung sein!«
»Aber er muss doch auch gewisse Bedürfnisse gehabt haben. Ich meine, wenn ein so heißes Eisen, das er selbst geschmiedet hat, neben ihm liegt und sich an ihn kuschelt, dann muss er doch schließlich auch irgendwann einmal scharf werden. Diese absolut sinnliche Inszenierung würde ja jeden Eisberg im Umkreis dahin schmelzen lassen, aber«, unterbricht sich Caro selbst, »letztlich hat er dann doch wieder nicht mit dir geschlafen? Ist er vielleicht dazwischen kurz im Bad verschwunden?«
»Nein!«
»Und nachdem du eingeschlafen bist?«
»Keine Ahnung!«
»So eine dermaßen anständige Enthaltsamkeit ist eigentlich nicht zu deuten.«
»Vielleicht will er einfach nicht mit mir schlafen?«
»Dann hat er eindeutig einen Knacks oder er kann einfach nicht. Wahrscheinlich trifft beides zu.«
»Wie meinst du das?«
»Vielleicht bekommt er einfach keinen hoch? Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.«
»Das glaube ich nicht.«
»Aber er lässt dich doch nicht an die Wäsche, oder?«
»Lass mal überlegen! Alles über der Gürtellinie ist erlaubt und auch unter seinem Gehänge darf ich ran, aber ... du hast recht«, bemerke ich sachlich und ich muss dabei zugeben, dass ich über das soeben in Erfahrung gebrachte, zugleich erstaunt und alarmiert bin. »Aber, trotz allem ... kann ich das nicht glauben. Er hat immerhin eine Ex-Frau und eine Tochter - demnach ist er ja eindeutig zeugungsfähig - und er hatte vor mir eine längere Beziehung mit einer Frau aus Verona. Ich bin eher für die hoffnungsvollere These die besagt, dass er einfach ein sehr romantischer Mann ist, der sich nur viel, viel Zeit lassen will. Vielleicht ist er ja von meiner Vorgängerin zutiefst verletzt worden. Demzufolge wäre er dann ja ein genauso gebrandmarktes Kind wie ich«, werfe ich an dieser Stelle zuversichtlich ein, »und nun hält er eisern an dem Spruch Lang prüfe, wer sich ewig bindet - fest!«
»Oder er statuiert an dir und deinen Sinnesräuschen einen neuen chinesisch-japanischen Körperkult.«
»Nun, sein kleines Geheimnis wird irgendwann zweifellos
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