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Halloween

Halloween

Titel: Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Stimme kommt aus dem Nichts.
    Sie bleiben stehen, gesichtslos (wir drei direkt hinter ihnen), und Travis haut auf die Taschenlampe.
    Sie geht wieder an, leuchtet aber schwächer, in derselben Farbe wie Eistee.
    Greg fragt, ob er noch andere Batterien hat.
    «Nein», erwidert Travis herausfordernd, «du etwa? Los, es ist gleich da oben.»
    Sie trotten an dem ölschwarzen Biberteich vorbei und springen über den Bach, der Strahl der Taschenlampe hüpft auf und ab, und die Gurte ihrer Rucksäcke graben sich in ihre Schultern. Der Kanister mit Brennflüssigkeit ist schwer wie ein Backstein. Travis hat Angst, dass sie die Abzweigung verpasst haben, aber da ist das alte Eisenbahnstellwerk, die Tür offen und alles rausgerissen, und dann rechts die sandige Mountainbikestrecke, die in den Wald raufführt. Der Boden ist weich, und als sie die Steigung hinter sich haben, atmen sie schwer.
    «Das ist ja wie beim Militär», sagt Greg.
    Sie gehen auf dem Bikepfad bis zu einem Drahtzaun, wo von der Avon Old Farms School Schilder mit der Aufschrift «Betreten verboten» aufgestellt sind, und als der Pfad einen Bogen macht, um sich wieder mit dem Asphaltweg zu vereinigen, folgen sie dem Zaun bis an sein Ende. An der Ecke gehen sie geradeaus, und Farnwedel strecken sich ihnen entgegen und benetzen ihre Hände. Nach einer Weile verschwindet der schmale Pfad. Im Gänsemarsch bahnen sie sich einen Weg durch den Wald, verdrehen sich auf Steinen und abgefallenen Zweigen die Knöchel («Mist», brummt Greg hinter ihm), rutschen auf dem Moos aus und steigen über Felsen und morsche Baumstämme. Bergab ist es glitschig, es fällt Travis schwer, mit dem Rucksack das Gleichgewicht zu halten, und er muss ganz kleine Schritte machen.
    Sie müssen hundert Meter gehen und dann nochmal hundert Meter nach rechts und dann links, bis sie zum Haus gelangen. Bei den ersten hundert ist er noch ziemlich sicher, aber bei den zweiten verlaufen sie sich, denn sie landen in knöcheltiefem Matsch, einem Sumpf voller Stinkkohl, an den er sich nicht erinnern kann. «Geh weiter», sagt er und dann, als er tiefer einsinkt: «Zurück, zurück.»
    Die Taschenlampe funktioniert noch – das Einzige, was glatt läuft. Der Strahl richtet sich auf eine alte Steinmauer, die aussieht wie ein Schädelhaufen, auf eine weiße, in zwei Hälften gerissene Mülltüte, eine Reihe grauer Pilze an einer Birke. Er zählt seine Schritte, für den Fall, dass sie denselben Weg zurückgehen müssen.
    Greg stürzt – «Au, Scheiße» –, steht wieder auf und wischt sich die Hände an seinem Poncho ab.
    «Alles okay?»
    «Ja.»
    «Wir gehen noch zwanzig Schritte geradeaus und dann nach links. Dann müssten wir Licht sehen.»
    Aber sie sehen keins. Travis denkt, dass das unmöglich ist, dass sie letztlich irgendwo rauskommen müssen, wenn sie geradeaus weitergehen. Das hier ist Avon und nicht Vietnam.
    Keiner von beiden sagt, dass sie sich verlaufen haben, auch nicht, als sie an den Bach kommen. Er ist breit und führt Hochwasser, plätschert vor ihren Füßen. Das Wasser müsste eigentlich in den Fluss ablaufen, aber der liegt auf der anderen Seite der Old Farms Road. So weit können sie nicht übers Ziel hinausgeschossen sein.
    Sie kehren um. Travis versucht, genau denselben Weg zurückzugehen, aber alles sieht gleich aus – nasse Blätter und umgestürzte Bäume. Sein Rucksack ist schwer, Gesicht und Hände eiskalt. Die Taschenlampe macht’s nicht mehr lange. Sie wenden sich nach rechts und gehen hundert Schritte. Keine Birke, keine Mülltüte, keine Steinmauer. Sie gehen nach links.
    (Was für Loser, sagt Danielle.
    Stopp mal, sagt Toe. Ich seh nicht, dass einer von deinen Freunden hilft.
    Als würden die beiden helfen.
    Werden sie schon noch tun.
    Tja, ich werde ihnen jedenfalls nicht helfen, sagt sie.
    Brauchst du auch nicht.
    Du brauchst gar nichts zu tun, sagt Toe. Du kannst das Ganze Tim in die Schuhe schieben, so wie du immer alles mir in die Schuhe schiebst.
    Hab ich je gesagt, dass ich dir einen Vorwurf mache? Nein, also halt die Klappe.
    Hört auf zu streiten, sage ich. Mein Gott.
    Letztendlich tue ich es, wie immer. Der Strahler an der Ecke der hinteren Veranda ist blendend hell und färbt das Gras den ganzen Weg an der Wäscheleine vorbei bis zum Metallschuppen silbern. Ich durchquere den Garten und steige die Stufen rauf, und Skip und Ginger kommen mit gefletschten Zähnen aus dem vorderen Teil des Hauses gestürmt.)
    Travis bleibt stehen und Greg auch.
    «Was ist?»,

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