Halloween
wünscht – die Stunden, in denen er wach im Dunkeln lag, der ganze Sommer, in dem er sich über die adretten Häuser und ihre perfekten Rasenflächen geärgert hat, in dem er die Bäume dafür hasste, dass sie lebendig waren, die Sonne dafür, dass sie schien. Er ist zu nah dran, um es jetzt zu vermasseln.
Zwei Minuten, eine Minute. Er betrachtet die Schlange, versucht es richtig hinzukriegen. Ein bisschen kann er sich verschätzen; allein der Versuch zählt. Er startet den Motor – das Radio setzt kurz aus –, schaltet die Scheinwerfer ein und fährt unter dem gestreiften Höhenabweiser auf die Fahrspur.
«Tim», sagt Kyle.
«Was?»
«Was willst du essen?»
«Ich nehme Nummer 4.» Es ist ein Test; die Value-Meal-Speisekarte steht direkt neben ihnen, mit Bildern für jede Kombination.
«Was ist das?»
«Doppel-Royal mit Käse.»
«Letztes Mal hattest du Nummer 3.»
«Echt?», fragt Tim, aber er weiß, dass es stimmt. An so verrückte Sachen kann Kyle sich erinnern, doch dann vergisst er, seinen Reißverschluss zuzumachen.
Der Wagen vor ihnen fährt zur Bestellannahme, und Tim denkt, dass sie pünktlich sein werden. Die Preise sind im letzten Jahr gestiegen, aber sonst wird die Quittung genauso aussehen.«Und?», sagt er. «Weißt du schon, was du trinken willst?»
«Root Beer.»
Der Wagen ist fertig, und Tim gleitet neben die Sprechanlage. Er muss den Reißverschluss am Fenster aufziehen.
«WillkommenbeiMcDonald’s, womitkannichdienen?», sagt ein Mädchen mit dominikanischem Tonfall – nicht hier aus der Gegend, vermutlich Hartford oder New Britain.
«Wir nehmen einmal die Nummer 4 mit einer Cola und einmal die Nummer 2 mit einem Root Beer – bitte.»
«Ich will einen Cheeseburger», sagt Kyle und übertönt, was das Mädchen zu ihm sagt – das Ende der ellenlangen Frage.
«Nein danke», sagt Tim, und dann zu Kyle: «Nummer 2
ist
ein Cheeseburger.» Das müsste er eigentlich wissen – er bestellt immer dasselbe –, aber das ist typisch Kyle.
Einen Augenblick lang ist nichts zu hören, Schweigen im Radio, das Scharren eines Pfannenwenders auf einem Grill.
«Ist das alles?», fragt das Mädchen.
«Ja, danke.»
«Das macht 7,87. Bitte fahren Sie zum ersten Fenster auf der anderen Seite.»
Er fährt hin, hält aber kurz vor dem Dachvorsprung an. Der andere Wagen ist noch da, und Tim hat Zeit, sich zu vergewissern, dass er mit dem richtigen Geld bezahlt. Und als er eine Hand voll Wechselgeld kriegt, wird ihm klar, dass es keine Rolle spielt, in welche Tasche er es steckt.
Die Tüte Pommes frites ist heiß und erfüllt den Jeep mit Fettgeruch. Die Becher kommen in die Becherhalter.
«DankedassSiesichfürMcDonald’sentschiedenhaben, schönenAbendnoch.»
Brooks steht mit ausgeschalteten Scheinwerfern auf dem Staples-Parkplatz auf der anderen Straßenseite und hat sie die ganze Zeit im Auge. Er glaubt zu wissen, wo Tim hinfährt, und lässt denJeep um die Ecke verschwinden, während der Platz am Abholfenster von einem Blazer mit getönten Scheiben eingenommen wird. Es gibt bloß eine Ausfahrt; falls er sich irrt, kann er ihn schnell wieder einholen.
Es fällt ihm nicht leicht, Tim fahren zu lassen. Seit gestern ist es das erste Mal, dass Brooks ihn gesehen hat, und er ist erleichtert, aber nur kurz. Er hat das Gefühl, als hätte er den ganzen Abend versucht, ihn zu finden; jetzt, wo es geklappt hat, erfüllt ihn eine übertriebene Sorge, ein Vater, der seinem Sohn nachspioniert und sich vor dem fürchtet, was er herausfinden wird.
Der Jeep erscheint auf der anderen Seite von McDonald’s, auf dem Weg zur Ausfahrt. Am Stoppschild blinkt Tim, obwohl niemand da ist, und dann nochmal an der Ampel, um wieder auf die 44 zu biegen. Brooks fährt ein Stück vor, damit er über den künstlich angelegten Hügel mit den nackten Bäumchen hinwegschauen kann. Das Dunkin’ Donuts liegt auf seiner Seite, aber drei Läden weiter, und Brooks ist verdeckt von einer Reihe Kleider-Container der Heilsarmee. Er hat schon Leuten Strafzettel verpasst, die darin nach abgelegten Designerklamotten gekramt haben, einige direkt aus dem Ort.
Fast alle vorbeifahrenden Wagen sind zu schnell. Um das zu sehen, braucht er keine Radarpistole.
Schließlich springt die Ampel auf Grün, und der Jeep biegt auf die 44. Langsam schwenkt er auf die linke Spur, und schon nach dreißig Metern leuchtet sein Blinker wieder auf. Also hat Brooks sich nicht geirrt.
Er denkt zurück, versucht sich an den Ablauf zu erinnern. Es
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