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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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herausfinden. Man durfte nicht zulassen, dass sie sich ungehindert in der Stadt weiter ausbreitete, dass sie willkürlich Menschen aus dem Leben riss, ohne dass man sich dagegen wehren konnte. Es musste etwas geben, das man tun konnte!
    »Aber …!«, protestierte sie laut, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie sich an Aspasias Befehl halten würde. An Perikles’ Befehl. Obwohl sie es als Verrat an ihrer Stadt empfand, an ihrem innigsten Verlangen zu helfen. Sie und Arko würden zu Hause bleiben, und sie würden gesund bleiben.
     
    Noch nie hatte sie solche Schmerzen gehabt! Hundert gebrochene Arme, die gestreckt und wieder eingerenkt wurden. Tausend Schädel, die an Unterwasserfelsen stießen und auseinanderbarsten. Ihr ganzer Kopf stand in hellen Flammen. Ihre Kehle brannte wie Feuer, im Mund hatte sie einen Geschmack von altem, rostigem Metall.
    Und wie ihre Arme zitterten! Jemand versuchte, ihr einen Brei einzuflößen. Ein fauliger, entsetzlicher Husten zerriss ihr schier den Hals. Sie war todkrank, und sie spuckte Blut und erbrach alles, was sie im Magen hatte.
    »Ich habe die Pest!«, schrie sie. »Ich hab sie doch? Muss ich sterben? Ich will nicht sterben! Ich werde nicht sterben!« Sie schrie oft und lange. Jemand versuchte, sie zu beruhigen. »Geh weg!«, schrie sie. »Geh weg!« Sie konnte nichts essen, hatte nichts mehr im Magen, das sie noch erbrechen konnte, und trotzdem erbrach sie sich immer wieder. Ihre Brust brannte, ihre Lungen, ihr Herz, ihr Magen. Jemand wischte ihr den Mund ab, flößte ihr Wasser ein. Ihr Körper war steif, starr von den Krämpfen, aber sie hustete und erbrach sich immer weiter. Ihre Haut war so heiß, sie brannte wie Feuer, am liebsten hätte sie sich selbst die Haut vom Körper gerissen. Jemand hüllte sie in kühlende, nasse Tücher, und wenn sie wieder entfernt wurden, fühlte es sich an, als würde sich ihre unendlich empfindliche Haut in Streifen von ihr lösen, in langen roten Fetzen. Und sie war durstig, wahnsinnig, unstillbar durstig.
    Ihr Verstand gehorchte ihr nicht mehr. Sie wusste auch nicht mehr, ob sie einen Verstand hatte und wo ihr Hirn war. Asklepios, Apollon , rief sie in Gedanken, aber vielleicht schrie sie die Namen der Götter auch laut heraus. Auch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Eine Million Käfer schienen ihn befallen zu haben, die sich darin verbissen hatten, die überall auf ihr und in ihr herumkrabbelten. Sie glühte, sie weinte, schrie, brüllte, heulte, jaulte vor Furcht und Entsetzen und Schmerzen, und es nahm und nahm kein Ende.
    Und dann nahm es ein Ende. Sie erwachte. Der Raum war dunkel und kühl. Jemand war bei ihr.
    »Komm«, sagte dieser Jemand. Es war eine Frau. Mit dunklem Haar und dunklen Augen. Mit einem Gesicht, das kein Mitleid zeigte: »Komm, dann ist es vorbei.«
    Aber Halo wollte nicht mit ihr gehen. »Nein!«, schrie sie laut, und der Klang ihrer eigenen Stimme, die nun viel stärker geworden war, weckte die andere Person im Raum auf – sie hatte gar nicht bemerkt, dass da noch jemand war. Doch er hatte, den Kopf auf den Armen, quer über das Fußende ihres Bettes gelegen und geschlafen. Wieder schrie sie auf: »Nein!« Er hob den Kopf. Seine grünen Augen leuchteten in der Dunkelheit.
    »Geh weg!«, schrie Halo. »Ich will nicht sterben! Geh weg, Leonidas …«
    »Ich gehe nicht weg«, sagte er. »Ich bleibe bei dir.«
    »Komm jetzt!«, lockte die Frau Halo sanft, und Leonidas zuckte ein wenig zusammen.
    Dann lachte er die Frau aus und sagte: »Komm und hole sie dir. Wenn du es wagst.«
    Und die Frau starrte ihn wütend an, doch er lachte erneut und setzte sich neben Halo. Er nahm ihre Hand, wischte ihr Gesicht mit einem kühlen Tuch ab und flößte ihr ein wenig Wasser ein.
    Als Halo wieder aufblickte, war die Frau immer noch da und wartete auf sie, aber sie wirkte gelangweilt.
    »Sie kommt nicht mit dir«, sagte Leonidas. »Du kannst warten, so lange du willst, sie kommt nicht mit dir.«
    Doch die Frau wartete.
    Leonidas strich Halo sanft über das Haar.
    Halo schlief ein.
    Halo erwachte.
    Die Frau stand unter der Tür und wartete.
    Leonidas saß an Halos Bett und hielt ihre Hand.
    »Du gehst nicht mit ihr, oder?«, fragte Leonidas, und Halo lächelte.
    »Nein«, krächzte sie.
    Leonidas wandte sich zu der Frau um. Sie schien zu verblassen.
    »Ein andermal vielleicht«, sagte Leonidas fröhlich. »Und nun geh!«
    »Ja, geh!«, rief ihr Halo nach.
    Sie schlief wieder ein. Als sie erneut erwachte, hielt sie jemand

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