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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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getragen und vor den Säulen aufgestellt. Auf dem Platz hatte sich unterdessen eine Gruppe älterer Jungen postiert, unter denen sie Scitas ausmachen konnte – und Leonidas.
    Alle hielten Peitschen oder Holzknüppel oder Stangen in den Händen.
    Nun erschienen die kleineren Jungen und marschierten in Reih und Glied zum Tempel hinauf. Sie jubelten und sangen und sahen stolz, mutig und verwegen aus.
    Als sie an den älteren Jungen vorbeizogen, begannen die, auf sie einzuschlagen.
    Die Priesterinnen stimmten einen schrillen, aber frohen Gesang an.
    Die kleineren Jungen bissen die Zähne zusammen, drängten die Tränen zurück, sangen tapfer weiter und marschierten mit stolz erhobenen Köpfen voran … Zuckte der eine oder andere zurück oder schrie er gar vor Schmerzen auf, brüllten die Männer in der Zuschauermenge sofort: »Schäm dich! Du bist eine Schande!«
    Der blasse Junge neben Halo lächelte befriedigt.
    Noch höher hoben die älteren Jungen die Peitschen und Knüppel und Stöcke, und noch gnadenloser hieben sie auf die Kleineren ein, als die erneut an ihnen vorbeimussten.
    Schon bald platzten auf den nackten Rücken der Jungen blutige Striemen auf, sie bekamen Schwellungen und brandrote Flecke. Halo sah, wie sich zwei der Jungen an den Händen fassten und sie ineinander verkrampften; sie teilten Kraft und Schmerzen. Ein Junge stolperte und fiel auf die Knie – Silenas, ein zarter, stiller Junge, der nicht ganz so gemein zu Halo gewesen war wie die anderen. Halo hatte nie Schwierigkeiten gehabt, seine Schläge im Boxring abzuwehren. Manchmal hatte sie sich gewundert, warum sie ihn nicht schon bei seiner Geburt als Schwächling in den Bergen ausgesetzt hatten.
    Die Menge – die Eltern und die Lehrer – buhte den Kleinen aus.
    Halo dachte an die glänzenden blassen Narben auf Leonidas’ Rücken und suchte sein Gesicht. Zwischen den auf- und niedergehenden Peitschen und Prügeln sah sie ihn einen kurzen Augenblick lang, und ihre Blicke trafen sich. Mitleid schoss wie ein scharfer Stich durch ihr Herz, wurde aber schnell von einem merkwürdig warmen Gefühl verdrängt.
    So läuft das also? Sie fügen einander zahllose Schmerzen und Entbehrungen zu, damit ihnen danach niemand mehr etwas anhaben kann? Armer, armer Leonidas! Sie haben dich zu Stolz und Gewalt erzogen, statt zu Liebe und Mitgefühl. Sie bewunderte ihn, weil er all das überlebt hatte und trotzdem noch Mitleid empfinden konnte.
    Sie hatte genug von diesem Spektakel, wollte sich abwenden und weglaufen, aber sie konnte nicht, denn Borgas stand in ihrer Nähe. Aber sie wollte zumindest nichts mehr sehen müssen und schaute auf ihre Füße hinunter. Sie versuchte, den brutalen, unmenschlichen Lärm zu verdrängen, diese ohrenbetäubende Mischung aus weinenden Jungen, dem Protestgeheul der Menge und den Hieben und Schlägen auf Kinderkörper.
    Später wurden die Jungen, die nicht geschrien oder geweint hatten, mit Lorbeerkränzen gekrönt und im Triumphzug durch die Stadt geleitet. Die Zuschauer brüllten ihnen zu: »Gut gemacht, ihr mutigen, edlen Söhne Spartas!« Und die Jungen lachten und jubelten, prahlten mit ihren Wunden und blutigen Schwielen und winkten stolz ihren Müttern in der Menge zu.
    Halo konnte nicht erkennen, was mit den Jungen geschah, die geweint hatten oder gestürzt waren.
    Am nächsten Tag waren die Jungen, die durchgehalten hatten, auf dem Übungsfeld kaum zu bändigen. »Ich war still! Ich war still!«, schrien sie immer wieder.
    »Gut – und jetzt seid ihr wieder still!«, donnerte Borgas schließlich. »Eitelkeit ist nicht ehrenhaft. Offenbar bekommt ihr zu viel zu essen, sonst hättet ihr keine Kraft, so eitel herumzutanzen.«
    Jede Woche fand eine Parade statt. Halo und die anderen Sklaven mussten sich an den Rand des Feldes stellen und die Jungen bewundern. Sie schaltete einfach ab und ließ ihre Gedanken schweifen, während die Jungen auf und ab marschierten. Eines düsteren Tages unterbrach Borgas sogar die halbstündige Mittagspause der Jungen, indem er »Parade!« brüllte. Alle sprangen auf und rannten zur Agora, um sich in Reih und Glied aufzustellen. Halo zwang ihren müden Körper, sich noch einmal aus dem Strohlager zu erheben und zum Platz zu humpeln. Krenas war ihr an diesem Tag bei einer Übung absichtlich auf den Fuß getreten. Es war nichts gebrochen, aber ihr Fuß schmerzte sehr stark.
    Die Parade an diesem Tag würde sie nie in ihrem Leben vergessen. Zunächst sah sie nur, wie die Jungen stundenlang in

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