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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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Sklavenschiffs, an Hypsipile, an Scitas, an Krenas, an Borgas … und vor allem an Leonidas’ Bande und wie er mit seinen Kameraden über Thanus’ Vater hergefallen war … Vielleicht wäre Thanus’ Vater sogar noch am Leben, wenn er ein Kämpfer gewesen wäre?
    Und sie kämpfte.
    Aber sie dachte nicht an Leonidas, wenn sie kämpfte. Wann immer sie an ihn dachte, wurde ihr bewusst, was er alles für sie getan hatte: wie er Borgas dazu gebracht hatte, sie ihren Chiton tragen zu lassen, wie er anfangs manchmal auf dem Übungsplatz aufgetaucht war, um ihr die wichtigsten Hiebe und Bewegungen beim Boxen beizubringen, und wie er ihr einmal sogar ein Stück Käse mitgebracht hatte. Keiner der Jungen, ob Spartaner oder Sklave, hatte jemals genug zu essen, und als es immer kälter wurde, wurde ihr Hunger noch schlimmer. Die Jungen wurden absichtlich knapp gehalten, denn sie sollten lernen, ihre Nahrung zu klauen, wo immer sie konnten. Für den Diebstahl selbst wurden sie nicht bestraft – Nahrungsdiebstahl gehörte zur Ausbildung und war wichtig, um in Kriegs- oder Hungerzeiten zu überleben. Bestraft wurden sie nur für ihre Ungeschicklichkeit, wenn sie sich dabei erwischen ließen.
    Der Winter war für Halo eine Zeit ständiger Angst. Jeden Tag befürchtete sie, dass ihr Geheimnis entdeckt würde. Nachts rollte sie sich eng in ihren Umhang ein und band ihren Chiton schon vor Tagesanbruch fest zu, damit keiner der Jungen sie jemals nackt zu sehen bekam. Wann immer sie mit einem Jungen ringen musste, bestand die Gefahr, dass er etwas bemerkte. Die Jungen lieferten sich ständig spielerische Rangeleien, aber Halo hatte schon bald mit ein paar gut platzierten Boxhieben dafür gesorgt, dass man sie in Ruhe ließ. Wann immer spartanische Mädchen am Übungsplatz auftauchten, hielt sich Halo möglichst fern von ihnen, weil sie befürchtete, dass die Mädchen sie aufmerksamer betrachten würden, als die Jungen es taten. Schwierig war auch, dass sie öfter als die Jungen pinkeln musste und keine Gelegenheit dazu fand, sich außer Sichtweite der anderen zu erleichtern. Glücklicherweise bemühten sich auch ein paar andere Sklaven, ihre Geschäfte abseits und allein zu verrichten. Nebo, der afrikanische Junge, und Halo schirmten sich gegenseitig ab, wenn einer von ihnen in die Büsche musste. Davon abgesehen war sie nie allein. Wie denn auch? Sie war ein Sklave und gab sich größte Mühe, so folgsam wie möglich zu erscheinen, aber Borgas schien es förmlich zu riechen, dass sie in Wahrheit eine rebellische Seele hatte.
     
    In diesem Winter war der Himmel fast ständig grau; schwerer Regen verwandelte den Übungsplatz in eine schlüpfrige Schlammkuhle. Der Wind blies kalt und feucht, und die Tage waren kurz und düster. Nachts rollte sie sich auf ihrem stinkenden Strohlager zusammen und träumte von Arko – wie sie zusammen Feigen pflückten und in den Meeresgrotten herumplanschten. Blaues Licht erfüllte ihre Träume, und manchmal brach sie beim Aufwachen in Tränen aus, weil es verschwunden war.
    Am Schlimmsten war jedoch, dass sie keine Freunde hatte. Eine Zeit lang hatte sie versucht, sich mit Nebo anzufreunden, aber sie konnte sich nicht mit ihm unterhalten. Manchmal sang er in seiner Sprache geheimnisvolle Lieder, aber er sprach kein einziges Wort Griechisch. Halo lächelte ihm zu, und sie mochte es, wenn er sang, aber richtig anfreunden konnte sie sich nicht mit ihm. Wenn sie, was selten vorkam, ein paar Stunden freihatte, ging sie zu den Maultieren hinaus, die auf dem Hof gehalten wurden, auf dem auch die Hütten der jungen Spartaner standen. Sie strich den Tieren über die langen samtigen Ohren und schaute ihnen tief in die großen schwarzen Augen. Für sie empfand Halo so etwas wie Mitgefühl, denn es ging ihnen wie ihr – auch sie waren allein und verlassen, wurden ausgenutzt und misshandelt.
    Häufig kamen Spartiaten zum Feld, das waren die Bürger Spartas, deren Äcker von den unterworfenen Heloten bestellt wurden, während sie selbst sich nur um militärische Dinge kümmerten. Die Männer standen am Rand und sahen den Jungen bei ihren Übungen zu. Manchmal bekam Halo ihre Gespräche mit. Dann hörte sie Namen und Dinge, von denen auch Thanus gesprochen hatte: Kerkyra. Potidaia. Was die Korinther dachten. Was die Athener taten. Wie die Megarer reagierten. Und sie erfuhr, dass Melesippos nach Athen gereist war.
    »Die Athener wissen immer alles besser«, hörte sie ihn zu Leonidas sagen, als er einige Tage später

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