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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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der Kälte strammstehen mussten, doch plötzlich kippte Silenas um. Unter seinem Körper breitete sich eine Blutlache auf dem hart gefrorenen Boden aus.
    Borgas erzählte ihnen allen am nächsten Tag, was geschehen war: Silenas hatte einen Fuchs gefangen, um ihn zu braten. Noch während er ihn unter seinem Umhang versteckt ins Lager schmuggeln wollte, um ihn dort zu schlachten, war der Befehl ausgerufen worden, sich zur Parade aufzustellen. Um auf keinen Fall zu spät zu kommen, hatte Silenas den Fuchs rasch unter dem Umgang an seinen Bauch gepresst und sich so zur Parade aufgestellt. Doch der Fuchs hatte ihn ständig und immer tiefer gebissen. Stundenlang, die ganze Parade über.
    Silenas war verblutet. Aber er hatte keinen Laut von sich gegeben, deshalb war er jetzt ein Held. Seine Mutter konnte so stolz auf ihn sein.
    Halo hatte geglaubt, Sparta längst abgrundtief zu hassen. Doch nach diesem Ereignis hasste sie Sparta mehr als je zuvor.

ΚΑΠΙΤΕΛ 13
    Allmählich wurde es Frühling. Der Himmel war mal blass, mal blau, aber immer so hoch und gewaltig. An den Bäumen zeigten sich die ersten Blätterknospen, und mit der Sonne kam die Wärme. Ein wunderbarer Duft lag in der Luft, feucht und lieblich, es roch nach Erde, nach Wachsen und Gedeihen. Und bald würde auch wieder die Reisezeit beginnen. Gerade an diesem Morgen hatte Halo eine Gruppe beobachtet, die in nördlicher Richtung aus der Stadt gezogen war. Sie selbst stand aufrecht und bis zu den Oberschenkeln im kalten Flusswasser, während die Siebenjährigen mit aller Kraft auf ihren Bauch einhieben, einer nach dem anderen. Sie dachte an Zakynthos, an Meerlilien, an die bald anbrechende Mandelbaumblüte.
    Irgendwann im Lauf des Winters hatte Halo es aufgegeben, wie eine Wildkatze zu kämpfen. Sie hatte sich abgewöhnt, freche Antworten zu geben, auf Beleidigungen gereizt zu reagieren oder gar zurückzuschlagen. Bei dem Fest, als die Großen auf die Kleinen eindroschen, und nach Silenas Tod hatte sie eines gelernt: hinzunehmen, was sich nicht vermeiden ließ, und sich so still wie möglich zu verhalten. Sie hatte sogar angefangen, Borgas »Herr« zu nennen, und kämpfte nur, um selbst nicht verletzt zu werden. Sie wurde so ruhig und still, wie es ihr nur möglich war.
    Borgas hielt sich selbst gern für einen guten Menschenkenner. Er beobachtete, wie die Wildkatze allmählich zahmer wurde. Als diesem Jungen die Aufmüpfigkeit ausgetrieben worden war, hatte sich nach Borgas’ Meinung klar gezeigt, dass er wie alle Nichtspartaner ein Feigling war. Der Junge hatte ja nicht einmal die Auspeitschung mitansehen können! Und als es an der Zeit war, die Sklaven auszuwählen, die die Siebenjährigen in die Wildnis begleiten mussten, hatte Borgas keinen Augenblick gezögert und den Knirps gewählt. Der Knirps gehörte jetzt nicht mehr zu jenen Sklaven, die bei der erstbesten Gelegenheit abhauen würden.
    Man sehe sich doch nur mal an, wie stocksteif er dasteht und die Kleinen gegen seinen Bauch boxen lässt! Auf diese Weise würden die Siebenjährigen ganz bestimmt nichts lernen!
    »Knirps!«, brüllte Borgas. »Bewege dich endlich, gib ihnen etwas zu tun! Duck dich! Spritz sie nass! Weich ihnen aus! Aber pass auf, dass sie nicht in die Strömung geraten!«
    Halo warf einen Blick zur Flussmitte hinüber. Der Fluss war an dieser Stelle nicht sehr breit, aber durch das Schmelzwasser aus den Bergen angeschwollen und schoss nun reißend, tief und eiskalt durch sein Bett.
    Also duckte sie sich weg, bespritzte die Kleinen mit Wasser und tat so, als würde sie vor ihnen die Flucht ergreifen. Sie spürte schlüpfrige Flusskiesel unter den Füßen, fühlte, wie das Wasser ihr in wilden Wirbeln um Beine und Hüfte strömte. Um sie herum rutschten die Jungen aus und fielen ins Wasser, doch schon bald hatten sie begriffen, wie sie das Gleichgewicht halten und sich sicherer durch die Flut bewegen konnten. Einer trat auf einen spitzen Stein und heulte schmerzerfüllt auf. Halo verspürte Mitleid, aber nur einen kurzen Moment. Sie wusste, dieser Junge hatte längst gelernt, die Zähne zusammenzubeißen, und tatsächlich presste er die Lippen zusammen und vergewisserte sich mit einem schnellen, besorgten Blick, dass seine Kameraden den Aufschrei nicht gehört hatten.
    »Fangt mich!«, rief Halo und watete schnell von der Gruppe weg. Nicht weit entfernt alberte Nebo mit seiner Gruppe im seichten Uferwasser herum. Ihre Blicke trafen sich kurz, und sie lächelten sich zu. Alle schienen

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