Halo - Tochter der Freiheit
Rücken, riss ihren Kopf mit der einen Hand zurück und presste ihr zugleich mit der anderen Hand das Messer an die Kehle. Erschrocken schnappte Halo nach Luft und taumelte rückwärts. Mantiklas landete sicher auf den Füßen, sodass er den Jungen festhalten und seinen Kopf noch weiter nach hinten biegen konnte.
Der Zentaur wirbelte herum. Entsetzen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Instinktiv bäumte er sich auf den starken Hinterbeinen auf, die Vorderhufe peitschten durch die Luft.
»Ich bringe ihn um!«, schrie Mantiklas. »Zurück – oder ich bringe ihn um!«
Halo bekam keine Luft mehr. Sie keuchte und hustete, versuchte, in die Hand zu beißen, die der Kerl auf ihren Mund presste, aber sie biss nur einen Fetzen aus seinem staubigen Umhang. Woher kannte sie diese Stimme? Sie war sicher, dass sie die Stimme schon einmal …
Arko brachte sich mühsam wieder unter Kontrolle. Seine vier Hufe trommelten aufgeregt auf dem harten Lehmboden, und seine Flanken bebten. Wütend peitschte sein Schweif hin und her. »Was willst du von uns?«, brüllte er.
»Ich will nur etwas von euch erfahren«, antwortete Mantiklas.
Arko umkreiste ihn drohend. Mantiklas drehte sich mit Halo, sodass er Arko stets im Auge behalten konnte. »Bleib stehen!«, befahl er schließlich und drückte das Messer fester gegen Halos Kehle.
Halo schnappte erneut nach Luft. »Sag ihm nichts!«, stieß sie gepresst hervor.
»Was willst du wissen?«, fragte Arko. Er war so viel größer und stärker als dieser schwächliche Mensch. Ein einziger Tritt mit dem Huf würde den jungen Mann über die Straße schleudern und ihm zugleich das Bein brechen, wenn Arko gut genug traf … aber das Messer lag zu fest auf Halos Hals.
»Ich will wissen, wo dein Volk ist«, sagte Mantiklas mit einem so bösartigen Grinsen, dass sich Arkos Fell sträubte.
»Welches Volk?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen. »Wer bist du überhaupt?«
»Der kleine Flüchtling hier kennt mich«, flüsterte Mantiklas. »Du kennst mich doch, kleiner Wicht? Dein Leonidas steckt wegen dir tief in der Patsche – in Sparta gilt er jetzt als Verräter, und alles nur wegen eines hübschen kleinen Knaben. Wenn ich Melesippos deine Leiche bringe, werden sie mich zum Helden Spartas ausrufen!«
Jetzt endlich erkannte sie ihn: Es war der schleimige, grausame, immer verträumt aussehende Junge: Mantiklas, der Seher! Sie versuchte, den Hals von dem Messer wegzudrehen, aber die Klinge folgte jeder Bewegung.
Er war nicht sehr groß, sondern sogar sehr schmächtig, ganz bestimmt war er nicht stärker als sie. Und Halo war eine gute Kämpferin. Der Instinkt der Wildkatze erwachte in ihr. Wie konnte er es wagen!
Sie spürte die scharfe, kalte Klinge an ihrem Hals. Und sie spürte auch das Gewicht von Leonidas’ Kette, die immer noch an ihrem Handgelenk hing. Plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Danke, Leon.
Mit einer blitzschnellen, fließenden Bewegung holte sie mit der Kette aus und schwang sie nach hinten. Gleichzeitig sprang sie ein wenig hoch, um der Kette auszuweichen – die mit einem Klirren um Mantiklas’ Beine schlug. Es knackte widerlich. Ja!
Mantiklas’ Beine gaben nach. Er schrie auf vor Schmerzen und fiel zu Boden. Gleichzeitig wirbelte Halo herum und schlug noch einmal zu. Sie hörte Hufgetrampel – Arko, dachte sie zuerst, aber es waren zu viele Hufe … Pferde kamen herangaloppiert und hielten neben ihr an. Eine junge Männerstimme brüllte: »Aufhören! Sofort!«
Halo ließ die Kette sinken und drehte sich um. Drei große, muskulöse junge Männer auf stattlichen starken Pferden hielten neben ihr. Sie trugen Seidenhosen, lederne Kniestiefel und seltsame Mützen aus Wolfsleder, und alle hatten lange Schnurrbärte. Dicke Silberketten hingen um ihre Hälse; jeder trug mehrere Gürtel um die schlanken Hüften, in denen mehrere scharfe Kurzschwerter und Messer steckten. Lange, geschwungene Bogen hingen um ihre breiten, nackten Schultern. Ihre Augen waren schmal, und ihr Blick war hart, die Gesichtshaut stark gebräunt, die Wangenknochen hoch und breit. Neben jedem Reiter stand ein riesiger kläffender Hund mit herunterhängenden Lefzen und blitzenden gefletschten Zähnen, still, aber scharf und bereit, sich auf Befehl auf sie zu stürzen.
Wieder einmal fühlte sich Halo sehr als Mädchen.
Wie ein Narr stand sie da. Die Kette, mit der sie Mantiklas schlagen wollte, hing nutzlos an ihrem Handgelenk. Auch Arko stand wie erstarrt.
»Ein Zentaur!«, brüllte einer der
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