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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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geworden sein.«
    Sie schnitt ihm eine Grimasse, dann riss sie sich los und stürmte den Abhang hinunter. »Komm schon!«, rief sie ihm zu. »Ich will so schnell wie möglich nach Athen!«
    Während sie rannte, wandte sie sich nach ihm um und prallte geradewegs gegen einen Wagen, der langsam den Weg hinunterrumpelte. Der Wagenlenker schimpfte sie aus und fluchte über die schlechte Erziehung der heutigen Jugend, beruhigte sich aber bald wieder. Er verstehe ja, dass sie so schnell wie möglich nach Athen wolle, aber bis zum Fest seien es noch zwei Tage, sie habe also genug Zeit, wenn man annehme, dass die Tage auch weiterhin so lang seien wie bisher, allerdings könnte es auch durchaus sein, dass die Götter aus einem Tag eine Stunde oder einen Monat machten, das könne man dann allerdings nicht ändern.
    Über diese seltsame Rede musste Halo einen Moment lang nachdenken, doch dann stellte sie lieber eine einfache Frage: »Welches Fest denn?«
    Der Mann verdrehte über so viel Unwissenheit die Augen. »Die Dionysien, du Landei. Das Dionysos-Fest. Wenn die Statue des Dionysos von hier durch die Straßen von Athen getragen wird.«
    »Warum wird der Dionysos von hier durch die Straßen von Athen getragen?«, fragte Halo.
    »Vor vielen Jahren schenkten uns die Bürger von Eleutherai einen Dionysos, aber wir dummen Athener lehnten das Geschenk ab«, erklärte der Wagenlenker. »Deshalb schickte Dionysos uns die Pest, und seither veranstalten wir jedes Jahr große Festspiele zu seinen Ehren, damit er das nicht noch mal mit uns macht. Äh – entschuldige, dass ich so direkt frage, aber bist du nicht vielleicht ein Zentaur?«
    »Gut beobachtet, mein Freund«, Arko war mittlerweile herangetrabt und grinste … »Und bist du nicht vielleicht ein Athener?«
    »Nichts Geringeres«, sagte der Wagenlenker und nickte. »Uns erkennt man sofort an unserem einzigartig scharfen Verstand.«
    »Ist es wirklich eine Statue des wahren Dionysos?«, fragte Halo neugierig.
    »Nun ja«, antwortete der Mann zögernd, »da stellst du eine wirklich tiefgründige Frage. Denn was ist Wahrheit? Und …«
    »Kein Grund, gleich philosophisch zu werden«, unterbrach ihn Arko schnell.
    »Das wiederum ist eine sehr interessante Bemerkung, junger Zentaur«, meinte der Athener und hob wie ein Lehrer den Zeigefinger. »Warum eigentlich nicht? Wenn ich von Natur aus philosophisch veranlagt bin, dann ist es doch meine Pflicht, bei jeder Gelegenheit zu philosophieren, das entspricht meinem Naturell. Oder etwa nicht?«
    »Ich bin anderer Meinung«, widersprach Halo. »Jemand kann von Natur aus auch ein grauenhafter Lügner sein – ist es dann etwa seine Pflicht, ständig zu lügen? Und außerdem: Wenn du ständig philosophierst, langweilst du die Leute oder ärgerst sie.«
    »Wenn ich aber ständig philosophieren muss, lässt es sich nicht vermeiden, dass sich manche Leute darüber ärgern.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Halo. »Aber zum einen hast du meine erste Frage noch nicht beantwortet, und zum anderen gibt es da noch ein weiteres Problem. Nehmen wir mal an, du philosophierst so vor dich hin, und darüber ärgern sich die Leute, und einer boxt dir auf die Nase. Könnte er dann nicht behaupten, du seiest selbst schuld daran?«
    »Ah!«, rief der Wagenlenker aus. »Du bist ja ein Sophist …!«
    »Wirklich?«, fragte Halo. »Ist das was Gutes oder was Schlechtes?«
    »Ob das was Gutes ist?«, rief der Wagenlenker höchst erfreut. »Noch so eine wunderbare sophistische Frage! Und was hast du da überhaupt auf der Stirn?«
    »Meine Tätowierung«, antwortete Halo. »Und jetzt wollen wir endlich nach Athen!«
    »Ich könnte dich mitnehmen«, bot der Wagenlenker an. »Aber nur im Prinzip. Denn ich fahre gar nicht nach Athen. Viel Glück!«
    Er winkte ihnen zu, schnalzte mit der Zunge und zuckelte mit seinem Fuhrwerk davon.
    »Sind sie alle so, die Athener?«, fragte Halo, als sie und Arko sich nach ihrem Lachanfall endlich beruhigt hatten.
    Ein Stück weiter unten am Wegrand grinste Mantiklas erleichtert, als er sah, dass der Wagen in eine andere Richtung davonfuhr. Niemand sonst war auf der staubigen Straße unterwegs; der Junge und der Zentaur kamen direkt auf den Baum zu, auf dem Mantiklas saß. Sie kicherten und scherzten miteinander und achteten nicht auf die Umgebung.
    Jetzt oder nie, dachte Mantiklas.
    Wie ein Leopard sprang er vom Baum, jede Sehne angespannt, das Messer in der Hand. Er landete exakt so, wie er es geplant hatte – auf Halos

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