Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
schlechter Nachrichten zu sein. «Er hat Gefolgsleute – überall, wo er hingeht, sind sie dabei und benehmen sich, als wäre er der Anführer. Erst waren es nur ein paar, aber jedes Mal, wenn ich ihn sehe, sind es mehr.»
    «Beth, mach dich für die Schule fertig», sagte Gabriel leise.
    «Aber …», fing ich an.
    «Geht jetzt», sagte er. «Ivy und ich müssen uns unterhalten.»
     
    Seit dem Abschlussball schien Jake Thorns Beliebtheit rapide zugenommen zu haben, und die Zahl seiner Gefolgsleute hatte sich verdoppelt. Mir fiel auf, dass sie alle mit leerem Blick herumgingen, so wie Leute auf Drogen, mit seltsam erweiterten Pupillen und die Hände tief in den Taschen vergraben. Ihre Gesichter wurden nur lebendig, wenn sie Jake sahen, und bekamen einen beunruhigenden, anhimmelnden Ausdruck, als würden sie sich auf seine Anweisung hin sofort im Meer ertränken.
    Und auch der Vandalismus schien plötzlich zuzunehmen. Die Kirchentüren von St Marks wurden mit Obszönitäten beschmiert, und die Fenster der Gemeindebüros zersprangen mit Hilfe von selbstgemachten Sprengstoffen. In Fairhaven berichtete man, dass viele Bewohner wegen einer Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus gebracht worden waren. Und es schien, als ob Jake Thorn immer in der Nähe war, wenn sich diese Dinge zutrugen – er war nicht direkt darin verwickelt, doch er war Zuschauer. Mir schien es, als wäre er besessen davon, Schmerz und Leid zu erzeugen, und ich war sicher, dass seine Motivation nichts anderes sein konnte als Rache. Wollte er mir zeigen, was meine Ablehnung für Folgen hatte?
    Am Donnerstagnachmittag hatte ich vor, früher von der Schule zu kommen und Phantom vom Hundefriseur abzuholen. Gabriel war an diesem Tag nicht in der Schule, sondern hatte sich krankgemeldet; in Wahrheit erholten er und Ivy sich von der Anstrengung, die sie die Woche gekostet hatte, in der sie Jakes Durcheinander aufräumen mussten. Sie waren nicht daran gewöhnt, so viel zu tun zu haben, und trotz ihrer Macht fühlten sie sich wie ausgelaugt.
    Ich hatte gerade meine Schultasche geholt und war auf dem Weg nach draußen zu Xaviers Auto, als mir eine Menschenmenge im Gang vor der Mädchentoilette ins Auge fiel. Irgendwo in meinem Inneren hörte ich eine warnende Stimme, die mir sagte, ich solle mich fernhalten; doch mein Instinkt und meine Neugierde waren stärker. Die Schüler klammerten sich aneinander fest und sprachen mit leiser Stimme. Einige von ihnen weinten. Ein Mädchen schluchzte in das Hemd eines Senior-Hockeyspielers, der immer noch seine Trainingskluft trug. Er war offenbar mitten aus dem Training gerufen worden und starrte nun mit einer Mischung aus Schrecken und Ungläubigkeit auf die Toilettentür.
    Wie in Zeitlupe drängte ich mich durch die Menge. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich nicht mehr mit meinem Körper verbunden – als sähe mein Geist die Dinge aus der Perspektive eines Fernsehzuschauers. Unter den Schülern bemerkte ich auch einige von Jake Thorns Anhängern – leicht zu erkennen an ihren hohlen Gesichtern und ihrer schwarzen Kleidung. Einige von ihnen starrten mich an, als ich an ihnen vorbeiging, und mir fiel auf, dass sie alle die gleichen Augen hatten: tiefe, große kohlrabenschwarze Seen.
    Als ich näher kam, sah ich Dr. Chester zusammen mit zwei Polizisten neben der Toilettentür stehen. Einer der Beamten sprach gerade mit Jake Thorn. Jake trug eine Maske aus Ernsthaftigkeit und Sorge, doch seine Katzenaugen funkelten gefährlich, und seine Lippen zogen sich minimal zurück, als verspüre er das Verlangen, seine Zähne in die Kehle des Mannes zu graben. Ich hatte das Gefühl, dass nur ich das Böse hinter seinem Gesichtsausdruck erkennen konnte und dass er für alle anderen hier aussah wie ein unschuldiger Teenager. Ich näherte mich noch ein Stück, um zu hören, worüber sie sprachen.
    «Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie so was an einer Schule wie dieser passieren konnte», hörte ich Jake sagen. «Es ist für uns alle ein großer Schock.»
    Dann veränderte er seine Position, und ich konnte nicht mehr viel verstehen, nur noch einzelne Worte wie «Tragödie», «niemand in der Nähe» und «die Familie informieren». Schließlich nickte der Polizist, und Jake wandte sich zum Gehen. Ich sah, wie sich seine Gefolgsleute mit belustigtem Blick und Spuren eines Lächelns auf den Lippen ansahen. Sie sahen gierig aus, beinahe hungrig, und schienen alle sehr zufrieden mit dem zu sein, was immer hier auch vorging.
    Jake gab

Weitere Kostenlose Bücher