Halo
die Gesetze des Königreiches vor.»
«Und was hast du nun vor?», wollte Xavier wissen.
«Was immer nötig ist, um den Frieden zu erhalten», sagte Gabriel.
«Auch wenn es bedeutet, ihn zu töten?», fragte Xavier offen.
«Ja», lautete Gabriels eisige Antwort. «Denn wenn er das ist, was wir glauben, werden wir ihn dadurch nur dahin zurückschicken, woher er gekommen ist.»
Xavier dachte einen Moment nach, dann nickte er. «Aber was will er mit Beth? Was kann sie ihm geben?»
«Beth hat ihn abgewiesen», antwortete Gabriel. «Jemand wie Jake Thorn ist daran gewöhnt, das zu bekommen, was er will. Seine Eitelkeit ist verletzt.»
Ich trat von einem Fuß auf den anderen. «Er hat gesagt, er hätte schon jahrhundertelang nach mir gesucht …»
«Er hat was gesagt?», platzte Xavier heraus. «Was soll das denn bedeuten?»
Gabriel und Ivy tauschten besorgte Blicke.
«Dämonen suchen oft nach einem Menschen, den sie besitzen können», sagte Ivy. «Das ist ihre verdrehte Art von Liebe, nehme ich an. Sie locken die Menschen in die Unterwelt, und dort müssen sie bleiben. Über die Zeit werden sie korrumpiert und entwickeln sogar Gefühle für ihren Unterdrücker.»
«Aber was soll der Sinn daran sein?», fragte Xavier. «Können Dämonen überhaupt Gefühle empfinden?»
«Es geht mehr darum, Unseren Vater zu provozieren», sagte Ivy. «Das Verderben Seiner Kreaturen verursacht Ihm großes Leid.»
«Aber ich bin doch nicht mal ein richtiger Mensch!», warf ich ein.
«Genau», antwortete Gabriel. «Welche größere Provokation könnte es geben als einen Engel in menschlicher Gestalt? Einen von uns zu fangen wäre der ultimative Sieg.»
«Ist Beth in Gefahr?» Xavier rückte näher an mich heran.
«Ich denke, wir sind alle in Gefahr», sagte Gabriel. «Aber habt Geduld. Unser Vater wird uns schon bald den richtigen Weg weisen.»
Ich bestand darauf, dass Xavier bei uns übernachtete, und nach Jakes Versnachricht protestierten Ivy und Gabriel nicht dagegen. Auch wenn sie nicht viel sagten, wusste ich doch, dass sie sich Sorgen um Xaviers Sicherheit machten. Jake war nicht vorhersehbar; er ähnelte einem Feuerwerkskörper, der jeden Moment in die Luft fliegen konnte.
Xavier rief seine Eltern an und sagte ihnen, dass er bei einem Freund übernachten würde, damit sie für einen Test am nächsten Morgen lernen konnten. Seine Mutter hätte ihm niemals erlaubt, bei mir zu bleiben, wenn sie es gewusst hätte – dafür war Bernie viel zu konservativ. Sie und Gabriel hätten sich wunderbar verstanden.
Wir sagten gute Nacht zu Ivy und Gabriel und stiegen die Treppen zu meinem Zimmer hinauf. Xavier stand auf dem Balkon, während ich duschte und mir die Zähne putzte. Ich fragte ihn nicht danach, was er dachte oder ob er genauso viel Angst hatte wie ich. Ich wusste, er würde es niemals zugeben, zumindest nicht mir gegenüber. Zum Schlafen zog er sich bis auf sein weißes T-Shirt, das er unter seinem Hemd trug, und seine Boxershorts aus, auf deren Rückseite «Don’t sweat it» stand. Ich zog ein Paar Leggins und ein lockeres T-Shirt an.
In dieser Nacht sprachen wir nicht viel. Ich lag ganz still und lauschte dem Geräusch seines gleichmäßigen Atems, spürte das Heben uns Senken seiner Brust. Er lag um meinen Körper gewickelt, seine Arme schützend um mich gelegt, und ich fühlte mich sicher und behütet. Auch wenn Xavier nur ein Mensch war, schien er mich vor allem und jedem beschützen zu können. Ich hätte keine Angst gehabt, wenn ein feuerspeiender Drache in diesem Moment das Dach abgerissen hätte, denn ich wusste, Xavier war da. Flüchtig fragte ich mich, ob ich zu viel von ihm erwartete, aber dann verscheuchte ich den Gedanken.
Mitten in der Nacht fuhr ich aus einem unbestimmten Traum hoch. Xavier lag neben mir. Er sah im Schlaf so wunderschön aus, die perfekten Lippen leicht geöffnet, seine Haare auf dem Kissen zerzaust, seine glatte, sonnengetönte Brust, die sich beim Atmen sanft hob und senkte. Meine Sorge übermannte mich, und ich berührte ihn. Er wachte sofort auf, und seine Augen waren selbst im Mondschein überraschend blau.
«Was ist das?», flüsterte ich, als ich plötzlich Schatten sah. «Da drüben, siehst du das?»
Xavier richtete sich auf, ließ seinen Arm dabei jedoch um mich, und blickte sich im Zimmer um. «Wo?», fragte er mit schläfriger Stimme. Ich deutete auf eine Ecke des Zimmers. Xavier schwang sich aus dem Bett und ging darauf zu.
«Hier?», fragte er, als er die Stelle
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