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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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an, sodass ich von ihm herunterrutschte und mit einem dumpfen Aufschlag im nassen Sand landete. Er hob einige schleimige Seetangfäden auf und warf sie in hohem Bogen auf Ivy, die er dabei direkt ins Gesicht traf. Sie prustete beim Geschmack der salzigen, bitteren Schlingen in ihrem Mund los.
    «Na warte», schnaubte sie. «Das wirst du bereuen!»
    «Glaube ich nicht», stichelte Gabriel. «Dafür müsstest du mich erst fangen.»
    Bei Sonnenuntergang waren immer noch einige wenige Leute am Hauptstrand und nutzten die letzten Sonnenstrahlen, bevor der eisige Wind aufkommen sollte, den Ivy vorausgesagt hatte. Manche saßen auch einfach nur zusammen und picknickten. Ganz in unserer Nähe war eine Mutter mit ihrem Kind dabei, ihre Sachen zusammenzupacken. Das Mädchen, höchstens fünf oder sechs Jahre alt, weinte herzzerreißend. Auf seinem kleinen, rundlichen Arm war eine Schwellung zu sehen, vermutlich die Folge eines Insektenstiches, der sich entzündet hatte, weil es gekratzt hatte. Das Kind schrie immer lauter, während die Mutter hilflos auf der Suche nach einer Salbe in ihrer Tasche wühlte. Schließlich zog sie eine Tube Aloe-Vera-Gel heraus, konnte aber ihre zappelnde Tochter nicht so beruhigen, dass sie es auch auftragen konnte.
    Die Mutter schaute dankbar, als Ivy sich zu dem Kind beugte, um es zu trösten.
    «Das ist ein gemeiner Stich», sagte Ivy sanft.
    Der Klang ihrer Stimme beruhigte das Mädchen sofort, und es sah zu ihr auf, als wäre sie jemand, den es sein ganzes Leben lang gekannt hätte. Ivy öffnete die Tube und strich etwas Salbe auf die entzündete Stelle. «Das sollte helfen», sagte sie. Das Kind starrte Ivy ehrfürchtig an, und sein Blick wanderte zu der Stelle über ihrem Kopf, wo der Heiligenschein war. Normalerweise war er nur für uns sichtbar. War es möglich, dass das kleine Mädchen mit seiner für Kinder typischen Empfindsamkeit Ivys Aura spüren konnte?
    «Ist es jetzt besser?», fragte Ivy.
    «Viel besser», bestätigte das Mädchen. «Hast du gezaubert?»
    Ivy lachte. «Ich habe magische Hände.»
    «Vielen Dank für Ihre Hilfe», sagte die junge Mutter und beobachtete verwirrt, wie die Rötung und die Schwellung auf dem Arm ihres Kindes vor ihren Augen verschwanden, bis nichts mehr zu sehen war, nur weiche, makellose Haut. «Was für ein Gel!»
    «Gern geschehen», sagte Ivy. «Es ist erstaunlich, was die Wissenschaft heute alles möglich macht.»
    Ohne weitere Verzögerung liefen wir weiter am Strand entlang bis zum Ort.
    Als wir die Hauptstraße erreichten, war es etwa neun Uhr, und es waren immer noch Menschen unterwegs, obwohl es mitten unter der Woche war. Der Ortskern wirkte malerisch, es gab viele Antiquitätenläden und Cafés, die Tee und Eistorte auf bunt zusammengewürfeltem Porzellangeschirr servierten. Die Läden waren geschlossen, nur eine einzige Kneipe und das Eiscafé hatten geöffnet. Wir waren gerade ein paar Meter gegangen, als eine schrille Stimme meinen Namen rief. Man hörte sie über die Musik des banjospielenden Straßenmusikers an der Ecke hinweg.
    «Beth! Hier drüben!»
    Zuerst begriff ich gar nicht, dass ich gemeint war. Noch nie hatte mich irgendjemand Beth genannt. Der Name, den ich im Königreich bekommen hatte, war nie abgekürzt worden, ich war immer Bethany gewesen. In «Beth» lag etwas Vertrautes, und das gefiel mir. Ivy und Gabriel erstarrten. Als ich mich umdrehte, sah ich Molly mit ein paar Freunden auf einer Bank vor dem Eiscafé sitzen. Sie trug ein rückenfreies Kleid, das im Nacken geknotet war (was bei diesem Wetter völlig unpassend wirkte), und saß bei einem Jungen mit sonnengebleichtem Haar und bunten Shorts auf dem Schoß. Seine Hand streichelte ihren nackten Rücken mit langen, gleichmäßigen Strichen. Molly winkte mich begeistert zu sich. Ich warf einen unsicheren Blick zu Ivy und Gabriel. Sie sahen nicht gerade beglückt aus. Genau diese Art von Begegnungen hatten sie vermeiden wollen, und ich merkte, wie Ivy bei der Aufregung, die Molly verursachte, innerlich verkrampfte. Aber sowohl sie als auch Gabriel wussten, dass es gegen sämtliche Gesetze der Höflichkeit verstoßen würde, wenn wir Molly ignorierten.
    «Möchtest du uns deine Freundin nicht vorstellen, Bethany?», fragte Ivy.
    Sie legte mir eine Hand auf die Schulter und geleitete mich zu Molly und ihren Freunden. Der Surfertyp wirkte verärgert, als Molly sich aus seinem Griff befreite, war aber gleich darauf damit abgelenkt, Ivy mit offenem Mund unverhohlen

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