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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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anzustarren. Sein Blick sog die Symmetrie ihres Körpers geradezu auf. Als Molly meine Geschwister direkt vor sich sah, nahm ihr Gesicht den gleichen eingeschüchterten Ausdruck an, den ich schon aus der Schule kannte. Ich wartete darauf, dass sie irgendetwas sagte, aber sie machte nur den Mund auf und zu wie ein Fisch und rang sich dann zu einem schiefen Lächeln durch.
    «Molly, das sind Ivy und Gabriel, meine Geschwister», sagte ich schnell.
    Mollys Augen wanderten von Gabriels Gesicht zu Ivys, und sie brachte gerade noch ein gestottertes «Hallo» heraus, bevor sie schüchtern den Blick senkte. Das überraschte mich. Ich hatte mit angesehen, wie locker sie den ganzen Tag mit den Jungen in der Schule umgegangen war, wie sie sie mit ihrem Charme lockte und neckte, bevor sie wie ein exotischer Schmetterling davonflatterte.
    Gabriel begrüßte Molly genau so, wie er alle neuen Bekannten begrüßte – mit tadelloser Höflichkeit und freundlichem, aber distanziertem Gesichtsausdruck.
    «Nett, dich kennenzulernen», sagte er mit einer leichten Verbeugung, die an diesem Ort absurd wirkte. Ivys Begrüßung war wärmer, sie schenkte Molly ein freundliches Lächeln. Das arme Mädchen sah aus, als wäre es gerade von einer Tonne Backsteine erschlagen worden.
    Plötzliches Gegröle von der Straße beendete die unbehagliche Situation. Die Störung wurde von einer Gruppe kräftiger junger Männer verursacht, die so betrunken aus der Kneipe kamen, dass sie den Lärm, den sie verursachten, entweder nicht mehr wahrnahmen oder er ihnen egal war. Zwei von ihnen umkreisten sich jetzt mit geballten Fäusten und verzerrten Gesichtern, und es war klar, dass es gleich zu einer Prügelei kommen würde. Einige Leute, die draußen noch etwas getrunken hatten, flüchteten sich in den Schutz des Lokals. Gabriel machte einen Schritt nach vorne, sodass Molly, Ivy und ich hinter ihm in Sicherheit waren. Einer der Männer – unrasiert und mit ungepflegten schwarzen Haaren – stürzte sich auf den anderen. Es krachte, als seine Faust dessen Kiefer traf. Der unrasierte Mann machte einen Satz nach vorn und warf den anderen zu Boden, während der Rest der Truppe jubelte und die beiden anfeuerte.
    Abscheu überzog Gabriels gewöhnlich gleichgültiges Gesicht. Er ging mit großen Schritten auf das Zentrum des Kampfes zu. Das verwirrte die Zuschauer, sie fragten sich, was diese dritte Seite wohl vorhatte. Gabriel packte den dunkelhaarigen Mann und stellte ihn so leichthändig auf die Beine, als hätte der Mann gar kein Gewicht. Dann zog er auch seinen Genossen, dessen Lippe bereits aufgeplatzt war und blutete, vom Boden und stellte sich zwischen die beiden. Einer von ihnen versuchte, auf Gabriel loszugehen, aber der fing den Schlag in der Luft ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Wütend über die Unterbrechung, verbündeten sich die beiden Männer und richteten jetzt ihren Zorn auf Gabriel. Sie schlugen wild auf ihn ein, aber ihre Schläge verfehlten ihr Ziel. Und doch hatte sich Gabriel noch immer nicht bewegt. Schließlich waren beide Männer erschöpft und fielen zu Boden. Ihr Brustkorb hob und senkte sich von der Anstrengung.
    «Geht nach Hause», sagte Gabriel. Seine Stimme schlug ein wie ein Donnerschlag. Es war das Erste, was er zu ihnen sagte, und die Autorität in seiner Stimme ernüchterte sie. Sie verharrten noch einen Moment, als ob sie überlegten, was zu tun war, und torkelten dann, gestützt von ihren Freunden, davon, wobei sie fast unhörbar leise Flüche ausstießen.
    «Wow, das war unglaublich!», schwärmte Molly, als Gabriel zu uns zurückkam. «Wie haben Sie das gemacht? Sind Sie Karatemeister oder so etwas?»
    Gabriel tat die Aufregung achselzuckend ab. «Ich bin Pazifist», sagte er. «Gewalt führt zu nichts.»
    Molly versuchte, eine passende Antwort zu finden.
    «Ja … Wollen Sie sich zu uns setzen?», fragte sie schließlich. «Das Pfefferminz-Schoko-Eis ist einfach göttlich. Hier, Beth, probier mal …»
    Bevor ich ablehnen konnte, beugte sie sich schon vor und schob mir ihren Löffel in den Mund. Sofort löste sich etwas Kaltes, Glitschiges in meinem Mund auf. Es schien seine Form zu verändern, verwandelte sich von etwas Samtigem, Festem zu einer Flüssigkeit, die mir die Kehle heruntertropfte. Die Kälte verursachte mir Kopfschmerzen, und ich schluckte so schnell ich konnte.
    «Außergewöhnlich», sagte ich und meinte es auch so.
    «Sage ich doch», sagte Molly. «Komm, ich hol dir …»
    «Ich fürchte, wir

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