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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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ziemlich furchteinflößend sein, wenn er will, und hat mich regelrecht zu Kleinholz verarbeitet. Er hat mich für das Spiel gegen Creswell am Tag darauf gesperrt.»
    Xaviers menschliche Unschuld traf mich. Wenn dies seine Definition von furchterregenden Erlebnissen war, wie groß war dann die Chance, dass er die Bombe überleben konnte, die ich abwerfen würde?
    «Ist das alles?», fragte ich. Die Worte klangen schärfer, als ich es beabsichtigt hatte. «Das waren deine schlimmsten Momente?»
    Er sah mir in die Augen. «Na ja, ich schätze, die Nacht, in der ich den Anruf bekam, dass meine Freundin bei einem Brand ums Leben gekommen war, könnte man auch dazurechnen. Aber das möchte ich jetzt wirklich nicht ausbreiten …»
    «Entschuldige.» Ich sah zu Boden. Ich konnte nicht fassen, dass ich so dumm hatte sein können, Emily zu vergessen. Xavier kannte Verlust und Trauer und Schmerz, die ich nie erlebt hatte.
    «Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.» Er nahm meine Hand. «Aber bitte hör mir zu: Ich habe ihre Familie gesehen, nachdem es passiert ist. Sie standen alle auf der Straße, und ich dachte einen Moment lang, dass alles in Ordnung sei. Ich erwartete, sie bei ihnen zu sehen. Ich wollte sie trösten. Aber dann sah ich das Gesicht ihrer Mutter – als ob ihr jeglicher Lebenswille genommen war – und ich wusste: Nicht nur ihr Haus war ihnen genommen. Emily war ebenfalls gegangen.»
    «Wie furchtbar», flüsterte ich und spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Xavier wischte sie mit seinem Daumen weg.
    «Ich erzähle dir das nicht, um dich traurig zu machen», sagte er. «Ich erzähle es dir, damit du weißt, dass du mir keine Angst machen kannst. Du kannst mir alles sagen. Ich werde nicht davonlaufen.»
    Also atmete ich tief ein und eröffnete die Rede, die unser beider Leben für immer verändern würde.
    «Ich möchte, dass du weißt, dass mich nichts glücklicher machen würde, als wenn du mich nach heute Nacht noch willst.» Xavier lächelte und wollte mich berühren, aber ich hielt ihn zurück. «Lass mich das erst hinter mich bringen. Ich werde es so gut erklären, wie ich kann.»
    Er nickte, verschränkte die Arme und schenkte mir seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich ihn als Schuljungen in der ersten Reihe, der begierig war, dem Lehrer zu gefallen und seine Anweisungen zu erfüllen.
    «Ich weiß, es klingt wahrscheinlich verrückt», sagte ich. «Aber ich möchte, dass du mir beim Gehen zusiehst.»
    Leichte Verwirrung trat in seinen Blick, aber er fragte nichts.
    «Okay.»
    «Aber sieh mich nicht an, sieh auf den Sand.»
    Ohne meinen Blick von seinem Gesicht abzuwenden, lief ich in einem kleinen vorsichtigen Kreis um ihn herum. «Fällt dir etwas auf?», fragte ich.
    «Du hinterlässt keine Spuren», antwortete Xavier, als ob dies die offensichtlichste Sache der Welt wäre. «Cooler Partytrick, aber vermutlich solltest du mehr essen.»
    So weit, so gut. Er war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Ich lächelte grimmig, setzte mich und drehte meinen Fuß so zu ihm, dass er meine Fußsohle sehen konnte. Die weiche pfirsichfarbene Haut war unversehrt.
    «Ich habe mich vorhin geschnitten.»
    «Aber da ist keine Wunde», sagte Xavier und runzelte die Stirn. «Wie kann das …»
    Bevor er seinen Satz beenden konnte, nahm ich seine Hand und legte sie mir auf den Bauch.
    «Bemerkst du den Unterschied?», sagte ich leicht unverblümt.
    Seine Finger wanderten sanft über meinen Bauch. Seine Hand stoppte, als er die Mitte erreichte, er drückte leicht und suchte mit dem Daumen nach der Ausbuchtung meines Nabels.
    «Du wirst ihn nicht finden», sagte ich, bevor er zu Wort kommen konnte. «Ich habe keinen.»
    «Was ist mit dir geschehen?», fragte Xavier. Er schien zu vermuten, dass ich irgendeinen Unfall gehabt hatte, von dem ich mich nie richtig erholt hatte.
    «Mir ist nichts passiert, so bin ich einfach.»
    Ich konnte beinahe sehen, wie er in Gedanken versuchte, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
    «Wer bist du?» Es war nur noch ein leises Flüstern.
    «Ich werde es dir zeigen. Könntest du kurz die Augen schließen? Und mach sie nicht auf, bevor ich es dir sage.»
    Als ich sicher war, dass er die Augen geschlossen hatte, rannte ich die Treppe hinauf in die Klippenwand, wobei ich drei Stufen auf einmal nahm. Ich ging auf Zehenspitzen, bis ich direkt am Rand stand und Xavier genau unter mir saß. Der Boden war uneben und holperig, aber ich schaffte es, das

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