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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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habe noch ein zweites», witzelte er. Sein Auge tränte von dem Stoß. Er blinzelte und zwinkerte, um es zu beruhigen.
    Als wir eine sandige Einbuchtung im Schatten der Klippenwand erreichten, ließ mich Xavier runter. Die schroffen Steine bildeten einen uralten Torbogen, wie ein Portal in eine andere Welt, und das Mondlicht verwandelte den Sand in eine himmlisch blaue Fläche. Eine steile Treppe führte auf die Klippen hinauf, von wo aus man den besten Blick auf den Leuchtturm hatte. Im Wasser ragten verstreute Felsgruppen wie Monolithen auf. Hierher kam so gut wie nie jemand, abgesehen von gelegentlichen Touristengruppen. Den meisten gefiel es besser, am Hauptstrand herumzuhängen, wo die Cafés und Souvenirläden nur ein paar Schritte entfernt lagen. Diese Stelle hingegen war völlig abgeschieden – nichts oder niemand war zu sehen. Das einzige Geräusch war das Dröhnen des Meeres, als ob Hunderte von Stimmen in einer mysteriösen Sprache sprächen.
    Xavier setzte sich und lehnte sich an den kühlen Felsen. Ich schwebte beinahe neben ihn. Ich wollte das Unvermeidbare nicht länger aufschieben, hatte aber nicht die leiseste Ahnung, wie ich anfangen sollte. Wir wussten beide, warum wir hier waren: Ich hatte etwas auf dem Herzen, das ich loswerden wollte, und ich ahnte, dass Xavier genauso daran dachte wie ich. Er aber hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.
    Er wartete darauf, dass ich zu sprechen begann, aber mein Mund fühlte sich so trocken an wie Sandpapier. Der Moment war gekommen. Ich hatte alles geplant, um ihm heute Abend mein wahres Ich zu enthüllen. Die ganze Woche war es mir so vorgekommen, als schliche die Zeit nur so dahin, als bewegten sich die Stunden im Schneckentempo vorwärts. Aber jetzt, wo der Moment endlich gekommen war, versuchte ich plötzlich Zeit zu schinden. Ich war wie eine Schauspielerin, die ihren Text vergessen hatte, obwohl bei den Proben alles glattgegangen war. Ich wusste, was der Kern von dem war, was ich sagen wollte, aber ich hatte vergessen, wie ich es sagen sollte, mit welchen Gesten ich es unterstreichen und wie ich den richtigen Zeitpunkt für meine Eröffnung bestimmen sollte. Ich ging den Strand auf und ab, verknotete meine Hände und fragte mich, womit und wie ich beginnen sollte. Trotz der Wärme der Nacht zitterte ich. Durch mein Zögern begann sich Xavier unwohl zu fühlen.
    «Was immer es ist, Beth, lass es uns hinter uns bringen. Ich komme damit schon klar.»
    «Danke, aber es ist etwas komplizierter.»
    Ich war die Szene im Kopf hundertmal durchgegangen, aber jetzt blieben mir die Worte im Hals stecken.
    Xavier stand auf und legte mir seine Hände beruhigend auf die Schultern. «Du musst wissen, egal, was du mir erzählen willst, es wird meine Meinung über dich nicht ändern. Das ist gar nicht möglich.»
    «Warum nicht?»
    «Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast, aber ich bin verrückt nach dir.»
    «Wirklich?», sagte ich, sehr erfreut über die Ablenkung, die sein Geständnis darstellte.
    «Du hast es also nicht bemerkt? Das ist nicht gut – ich muss in Zukunft deutlicher auftreten.»
    «Jedenfalls, wenn du nach dem heutigen Abend noch eine Zukunft für uns siehst.»
    «Wenn du mich erst einmal besser kennengelernt hast, wirst du merken, dass ich nicht so leicht weglaufe. Ich brauche lange, um mir eine Meinung über Menschen zu bilden, aber wenn ich es erst einmal getan habe, bleibe ich dabei.»
    «Auch wenn sie falsch ist?»
    «Ich glaube nicht, dass ich mich in dir irre.»
    «Wie kannst du das sagen, wo du doch nicht weißt, was ich dir erzählen will?», murmelte ich.
    Xavier breitete seine Arme aus, als ob er mich einlud, ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren.
    «Lass es mich dir beweisen.»
    «Ich kann nicht», sagte ich mit stockender Stimme. «Ich habe Angst. Was, wenn du mich nie wiedersehen willst?»
    «Das wird nicht geschehen, Beth», sagte er energischer. Er senkte die Stimme und sagte ernst: «Ich weiß, dass es hart für dich ist, aber du musst mir vertrauen.»
    Ich sah ihm in die Augen, die wie zwei blaue Seen aussahen, und wusste, dass er recht hatte. Und ich vertraute ihm.
    «Zuerst musst du mir etwas verraten», sagte ich. «Was war das Schaurigste, das du je erlebt hast?»
    Xavier überlegte einen Moment.
    «Ich hatte ziemlich Angst, mich aus dreißig Metern Höhe abzuseilen, und einmal, als ich mit der Wasserballauswahl der unter Vierzehnjährigen unterwegs war, habe ich eine Regel gebrochen, und Coach Benson nahm mich zur Seite. Er kann

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