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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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in seinem Schreibtisch ist identisch mit einem, das bei Willie Helms’ Leiche gefunden wurde. Wir sollten nicht unnötig Zeit verschwenden. Marshall hat Dreck am Stecken, und die Wimper wird das beweisen. Bei der Sache mit Pinckney haben Sie gut kombiniert, aber ich muss mich jetzt mit einer ganzen Armee von Journalisten herumschlagen, die meine Türschwelle belagern.«
    »Was Neues über Rodriguez?«
    »Nein.«
    »Haben Sie irgendeine Verbindung zu einem Piloten oder einem Flugzeug gefunden?«
    »Nein. Das ist jetzt alles Aufgabe des Staatsanwalts. Ihre Arbeit ist erledigt.«
    Und damit lauschte ich einer toten Leitung.
     
    Um neun Uhr am Freitagmorgen erschienen Lester Marshall und Walter Tuckerman vor einem Richter. Tuckerman argumentierte, dass sein Mandant Arzt und ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft sei. Die Staatsanwaltschaft hielt dagegen, dass ein Fluchtrisiko bestehe. Der Richter zog Marshalls Pass ein und setzte die Kaution auf eine Million Dollar fest. Tuckerman organisierte die Bereitstellung des Betrags. Marshall würde vor Einbruch der Nacht wieder auf freiem Fuß sein.
    Gullet hatte Recht. Meine Arbeit war erledigt. Was jetzt noch zu tun war, war polizeiliche Ermittlungsarbeit und das Zusammenfügen der einzelnen Indizien und Beweise für eine Anklage. Jetzt lag es an den Deputys, der Kriminaltechnik und dem Bezirksstaatsanwalt. Telefondaten. Patientenakten. Festplatten. Der Abgleich zeitlicher Sequenzen. Zeugenaussagen. Das Fernsehen stellt polizeiliche Ermittlungsarbeit und Strafverfolgung als Metiers voller Hochspannung, Glamour und todschicker Hochtechnologie dar. So ist es ganz und gar nicht. Solide Fälle fußen auf unzähligen Stunden stupider, aber gründlichster Kleinarbeit. Jedem Aspekt nachgehen. Unmengen von Daten sichten. Nicht das Geringste übersehen.
    Ich hatte meinen Beitrag geleistet. Trotzdem ließ mir der Fall keine Ruhe. Ein Gedanke ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Was, wenn Marshall die Wahrheit gesagt hatte? Was, wenn wir den Falschen verhaftet hatten?
    Ich hätte froh sein sollen, dass die Morde aufgehört hatten, entspannt wie seit Wochen nicht. Stattdessen war ich überdreht wie ein zugedröhnter Kiffer. Ich konnte nicht lesen, nicht schlafen, nicht einmal still sitzen. Immer und immer wieder befielen mich dieselben Zweifel. Was, wenn Marshall die Wahrheit sagte? Lief da noch immer ein Mörder frei herum und plante einen plötzlichen Urlaub in Mexiko?
    Ich joggte mit Boyd am Strand entlang. Duschte. Machte mir ein Sandwich. Aß eine Schüssel Chunky Monkey. Schaltete die Nachrichten ein. Hörte den Sprecher ziemlich atemlos von Marshalls Kautionsanhörung berichten.
    Aufgeregt schaltete ich wieder ab und warf die Fernbedienung auf die Couch. O Gott. Was, wenn wir einen Fehler gemacht hatten?
    Um eins gab ich auf. Nachdem ich noch einmal Daniels’ Adresse im Telefonbuch nachgeschlagen hatte, schnappte ich mir die Autoschlüssel und machte mich auf den Weg. Ich hatte keine Ahnung, was ich zu erfahren hoffte. Etwas aus der Art, wie er sich verhielt, aus seinem Gesichtsausdruck?
    Offensichtlich stand Daniels nicht auf Sand und Wellen. Seine Eigentumswohnung lag inmitten einer Golfanlage samt penibelst gepflegter Vegetation, Tennisplätzen, Lagune und Pool. Jedes Haus sah aus, als hätte man das Dach der Länge nach aufgeschlitzt, wobei die höhere Hälfte steil himmelwärts ragte. Sehr modern.
    Daniels wohnte in 4-B. Beim Aussteigen setzte ich mir Sonnenbrille und Strohhut auf. Wer hatte da zu viele Columbo- Folgen gesehen?
    Ich orientierte mich an den ersten Hausnummern und stellte fest, dass ich zu einer Häusergruppe links von mir musste. Der Fußweg führte zwischen Blumenbeeten hindurch, die mit Kiefernnadeln bestreut und mit Ringelblumen und Indischem Flieder, aus dem eines Tages Bäume werden würden, bepflanzt waren. Wasser sprühte in Fontänen aus unsichtbaren Düsen, das Sonnenlicht glitzerte auf den Tropfen, und die Feuchtigkeit verstärkte den Duft von Blumen und Erde.
    Unterwegs sah ich zahlreiche BMW, Mercedes und Luxus-Geländewagen, die vor den einzelnen Wohneinheiten parkten. Geölte Körper bräunten sich auf Liegen an den Pools. Auch wenn das hier keine Strandlage war, einen billigen Platz hatte Daniels sich nicht ausgesucht. Ich reagierte wie vor ein paar Tagen, als ich herausfand, dass Daniels in Seabrook wohnte. Wie konnte sich ein Pfleger, der in einer Armenambulanz arbeitete, eine solche Unterkunft leisten?
    Ich hatte keinen Plan. Hatte ich

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