Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
Kanälen. Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen . Without a Trace – Spurlos verschwunden. In den Siebzigern hatten wir Quincy , aber jetzt war die Pathologie ein Glamour-Business. Crossing Jordan – Pathologin mit Profil . Autopsie – Mysteriöse Todesfälle. Auf jedem Programm waren Wissenschaftler zu sehen, die schnitten und mikroskopierten und simulierten und Fälle lösten. Und jetzt gibt es Bones.
Bones ist die neueste forensische TV-Serie und der Spitzname der Hauptfigur dieser Serie, Temperance Brennan, die fiktive forensische Anthropologin, die ich vor zehn Jahren in meinem ersten Buch, Tote lügen nicht , kreiert hatte. In der Serie befindet sich Tempe noch in einem früheren Stadium ihrer Karriere, sie ist beim Jefferson Institute angestellt und arbeitet mit dem FBI zusammen. Und das auch völlig zu Recht. Das FBI war eine der ersten Behörden, die den Wert der forensischen Anthropologie erkannte und bereits Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts das Smithsonian Institute bei skelettalen Problemen zurate zog.
Damals war alles noch lockerer, unstrukturierter. Heute ist das nicht mehr so. 1972 erhielt die forensische Anthropologie ihre formelle wissenschaftliche Anerkennung, denn damals richtete die American Academy of Forensic Science eine eigene Abteilung für biologische Anthropologie ein. Kurz darauf wurde auch das American Board of Forensic Anthropology gegründet.
In den Siebzigern dehnten die forensischen Anthropologen ihre Arbeit auch auf die Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen aus. In Argentinien und Guatemala wurden Institute aufgebaut und Massengräber ausgehoben, später kamen Ruanda, der Kosovo und andere Länder dazu. Auch im Bereich der Katastrophenhilfe wurde unsere Rolle immer wichtiger. Wir bearbeiteten Flugzeugabstürze, Friedhofsüberflutungen, Bombenanschläge, das Desaster am World Trade Center und in jüngster Zeit die Tragödien des Tsunami und des Hurrikans Katrina.
Jetzt sind wir, nach Jahrzehnten der Anonymität, plötzlich Stars. Aber noch herrscht in der Öffentlichkeit Verwirrung, was unsere Berufsbezeichnungen angeht. Was ist ein Pathologe? Was ist ein Anthropologe? Was bedeutet Forensik?
Pathologen sind Spezialisten, die das weiche Gewebe, Fleisch, Muskeln und Organe, bearbeiteten. Anthropologen sind auf die Knochen spezialisiert. Frisch Verstorbene oder eine noch relativ intakte Leiche kommen zum Pathologen, ein Skelett in einem flachen Grab, ein verkohlter Körper in einem Fass, Knochenfragmente in einer Häckselmaschine, ein mumifiziertes Baby in einem Koffer auf einem Dachboden zum Anthropologen. Mithilfe von skelettalen Indikatoren beschäftigen sich forensische Anthropologen mit Fragen der Identität, dem Zeitpunkt und der Art des Todes sowie der postmortalen Behandlung der Leiche. Die Forensik ist die Anwendung von wissenschaftlichen Befunden auf die Arbeit von Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden.
Niemand arbeitet allein. Zwar heroisiert das Fernsehen den einzelgängerischen Wissenschaftler oder Detective, in Wirklichkeit aber erfordern polizeiliche Ermittlungen die Zusammenarbeit vieler. Ein Pathologe untersucht die Organe und das Hirn, ein Entomologe die Insekten, ein Odontologe Zähne und zahnärztliche Unterlagen, ein Molekularbiologe die DNS, ein Ballistikexperte die Geschosse und Patronenhülsen, und ein forensischer Anthropologe beugt sich über die Knochen. Die Mitarbeit vieler Einzelner ist nötig, um unzählige Puzzleteile so zusammenzufügen, dass sich ein komplettes Bild ergibt.
Meine Ausbildung erhielt ich im Fachgebiet der Archäologie mit einer Spezialisierung auf skelettale Biologie. Zur forensischen Anthropologie kam ich, weil mich Ermittler, die einen Kindsmord untersuchten, um Mithilfe baten. Die winzigen Knochen konnten identifiziert werden. Ein fünfjähriges Mädchen, das man entführt, ermordet und in einem Wald in der Nähe von Charlotte, North Carolina, verscharrt hatte. Der Mörder wurde nie gefunden. Die Ungerechtigkeit und die Brutalität dieses Falles veränderten mein Leben. Das Leben eines kleinen Mädchens war mit heimtückischer Gleichgültigkeit beendet worden. Indem ich mich von uralten Knochen verabschiedete, um mich nun um eher frisch Verstorbene zu kümmern, wechselte ich zur Forensik und habe es seitdem nie bereut.
Ich hoffe, dass meine Romane ein wenig dazu beigetragen haben, die forensische Anthropologie ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Durch meine Romanfigur Temperance Brennan ermögliche ich
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