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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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aufgefüllt.
    »Schambeinfuge ist glatt«, sagte ich. »Mit einem Wulst in den Randbereichen. Schauen wir uns mal die Röntgenbilder der Zähne an.«
    Emma schaltete den Lichtkasten ein und schüttete dann aus einem kleinen braunen Umschlag zehn schwarze Rechtecke darauf. Ich arrangierte sie in zwei Reihen, obere und untere Zähne, beide in der anatomisch korrekten Anordnung.
    Im Laufe des Lebens füllen sich Pulpahöhlen und Wurzelkanäle mit sekundärem Dentin. Je älter ein Zahn, desto lichtundurchlässiger erscheint er auf dem Röntgenbild. Diese Babys schrien junger bis mittelalter Erwachsener. Zudem waren die Backenzahnwurzeln bis in die Spitzen voll ausgebildet, und die Bissflächenabnutzung war minimal.
    »Die Zähne entsprechen den Knochen«, sagte ich.
    »Und das bedeutet?«
    »In den Vierzigern. Aber vergiss nicht, Männer sind äußerst variabel.«
    »Das ist sehr nachsichtig formuliert«, sagte Emma. »Rasse?«
    Ich wandte mich wieder dem Schädel zu.
    Die Bewertung rassischer Merkmale ist normalerweise eine kniffelige Sache. Nicht aber bei diesem Kerl.
    Die untere Gesichtshälfte zeigte bei seitlicher Betrachtung keine vorspringende Tendenz. Die Nasenknochen trafen sich in sehr spitzem Winkel entlang der Mittellinie. Die Nasenöffnung war eng mit einem scharfen unteren Rand, aus dem in der Mitte ein Knochendorn hervorragte.
    »Schmale, vorstehende Nase. Flaches Gesichtsprofil.«
    Emma sah zu, wie ich mit einer Taschenlampe ins Ohrloch leuchtete.
    »Ovale Öffnung zum Innenohr ist erkennbar.«
    Als ich wieder hochschaute, hatte Emma die Augen geschlossen und massierte sich mit langsamen, kreisenden Bewegungen die Schläfen.
    »Ich lasse die Maße durch Fordisk 3.0 laufen. Aber dieser Kerl sieht aus wie aus dem kaukasoiden Bilderbuch.«
    »Ein weißer Erwachsener um die vierzig.«
    »Um ganz sicherzugehen, würde ich sagen, fünfunddreißig bis fünfzig.«
    »Zeitrahmen?«
    Ich deutete auf die Plastikbehälter auf der Arbeitsfläche. »Eine Menge Puppenhüllen, einige tote Käfer und abgestreifte Käferhäute. Dein Entomologe sollte in der Lage sein, dir eine solide PMI-Einschätzung zu liefern.«
    »Ungeziefer braucht Zeit. Ich will die Daten sofort durchs NCIC jagen.«
    Emma meinte das National Crime Information Center des FBI, ein computergestützter Informations-Pool über Kriminelle, Flüchtige, gestohlenes Eigentum und vermisste oder nicht identifizierte Personen. Bei einer so großen Datenbank war es besser, wenn man einen möglichst präzisen Zeitrahmen eingeben konnte.
    »Ursprünglich habe ich zwei bis fünf gesagt, aber um sicherzugehen, dass kein potenzieller Kandidat herausfällt, würde ich den Rahmen auf ein bis sieben Jahre erweitern.«
    Emma nickte. »Wenn das NCIC nichts ausspuckt, arbeite ich mich durch die lokalen Vermisstenmeldungen.«
    »Der Zahnstatus dürfte dir dabei helfen«, sagte ich. »Der Kerl hatte einiges an Metall in seinem Mund.«
    »Unser Odontologe wird ihn sich am Montag vornehmen.« Wieder rieb sich Emma die Schläfe. Obwohl sie sich große Mühe gab, war deutlich zu sehen, dass ihre Kräfte jetzt rasch nachließen.
    »Ich vermesse die Beinknochen und berechne die Größe«, sagte ich.
    Ein schwaches Nicken. »Noch irgendwelche anderen Identifikationsmerkmale?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine verheilten Verletzungen gesehen, keine angeborene Anomalie, kein einziges unverwechselbares skelettales Merkmal.
    »Todesursache?«
    »Nichts Offensichtliches. Keine Brüche, keine Kugelspuren, keine Schnitte durch scharfe Instrumente. Ich würde mir gern die Knochen vergrößert ansehen, wenn sie vollständig gereinigt sind, aber im Augenblick, nada. «
    »Ganzkörper-Röntgenaufnahmen?«
    »Kann nicht schaden.«
    Während ich einen Oberschenkelknochen vermaß, klingelte Emmas Handy. Ich hörte, wie sie zur Arbeitsfläche ging und das Gerät dort aufklappte.
    »Emma Rousseau.«
    Sie hörte zu.
    »Damit kann ich leben.« Vorsichtig.
    Pause.
    »Wie schlimm?«
    Längere Pause.
    »Und jetzt?« Angespannt.
    Ich hob den Kopf.
    Emma stand mit dem Rücken zu mir. Obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, erkannte ich an ihrer Stimme, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

5
    Emma warf das Handy auf die Arbeitsfläche, schloss die Augen und blieb stumm. Ich sah sie an und wusste, dass sie versuchte, das Pochen in ihrem Schädel zu unterdrücken.
    Ich weiß, was Migräne heißt. Ich kenne den Schmerz. Ich wusste, auch Emma würde ihn allein mit ihrem Willen nicht

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