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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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schwarzbraunen Augen. Auf seinem Namensschild stand Tybee. Trotz der erdrückenden Hitze und der Feuchtigkeit waren seine Bügelfalten rasiermesserscharf, und sein Hut saß perfekt parallel zu seinen Brauen auf dem Kopf.
    Als er mich hörte, unterbrach Tybee seine Befragung und schaute hoch. Seine Nase war spitz mit einem gebogenen, schmalen Rücken. Ich konnte mir vorstellen, dass seine Freunde ihn »Habicht« nannten.
    Die Jungs betrachteten mich mit verschränkten Armen, den Kopf schief gelegt, so dass das Ohr fast die Schulter berührte. Tybee zeigte ein völlig neutrales Gesicht, das ich interpretieren konnte, wie ich wollte. Ich entschied mich für arrogant.
    Drei Jungs, die auf taff machten.
    Ich stellte mich vor und erläuterte meine Beziehung zum Coroner.
    Tybee deutete mit dem Kopf in den Wald hinein.
    »Der Tote iss da drinn.«
    Iss drinn. Scharfe Aussprache.
    »Diese Homeboys da behaupten, sie wissen rein gar nichts.«
    Die Homeboys stellten sich noch ein wenig lässiger hin und grinsten einander an.
    Ich wandte mich an den größeren. »Wie heißt du?«
    »Jamal.«
    »Was ist passiert, Jamal?«
    »Hamm wir ihm schon gesagt.«
    »Erzähl’s mir noch mal.«
    Jamal zuckte die Achseln. »Hamm was annem Baum hängen sehn. Iss alles.«
    »Habt ihr die Person erkannt, die am Baum hängt?«
    »Der is doch total vergammelt.«
    »Was habt ihr im Wald gemacht?«
    »Natur genießen.« Wieder grinsten die beiden sich an.
    Motorengeräusch ertönte. Wir schauten zur Straße.
    Ein weißer Ford Explorer mit einem blauen Stern auf der Seite bog eben um die Kurve. Wir sahen zu, wie er hinter einem der Streifenwagen anhielt. Ein Mann stieg aus, gefolgt von einem Hund.
    Der Mann war groß, vielleicht eins siebenundachtzig, und hatte eine breite Brust wie ein Boxer. Er trug eine gebügelte Khakihose und eine Fliegersonnenbrille. Der Hund war braun und hatte offensichtlich einen Retriever unter seinen Vorfahren.
    Allmählich kam ich mir underdressed vor. Beim nächsten Mal würde ich Boyd mitbringen.
    Der Mann kam auf uns zu mit einer Haltung wie jemand, der sogar dem Gouverneur ein Knöllchen wegen Geschwindigkeitsübertretung verpassen würde. Die Wörter »Sheriff Junius Gullet« waren auf die linke Brustseite seines makellosen, weißen Hemds gestickt.
    Jamal entschränkte die Arme und ließ die Hände sinken. Nur die Fingerspitzen reichten tief genug, um in den Hosentaschen Deckung zu finden.
    »Tag, Sir.« Tybee tippte sich an die Hutkrempe. »Die Dame sagt, sie kommt vom Coroner.«
    »Habe bereits mit Miz Rousseau gesprochen.« Gullet sprach es »Ruhsaa« aus.
    Der Hund lief an den Waldrand und hob bei mehreren Bäumen das Bein.
    Gullet musterte mich schnell von oben bis unten. Dann streckte er den Arm aus, und seine Hand verschluckte meine in einem eisenharten Griff.
    »Sie sind also die Ärztin aus Charlotte.« Gullet sprach ohne jede Betonung.
    »Anthropologin.«
    »Miz Rousseau schickt normalerweise Jaffer.«
    »Sie hat Ihnen sicher gesagt, dass er außer Landes ist.«
    »Ein bisschen ungewöhnlich, aber Miz Rousseau wird schon wissen, was sie tut. Sie sind im Bilde, was den Hintergrund angeht?«
    Ich nickte.
    »Der Junge hat hier in der Nähe bei ein paar Junkies gewohnt.« Okay. Der Sheriff redete nicht lange um den heißen Brei herum. »Haben Sie die Leiche schon gesehen?« Tonlos.
    »Ich bin eben erst angekommen.«
    »Der Kerl is Würmerfutter.« Jamals Grinsen war breiter als sein Gesicht.
    Gullet drehte ihm sehr langsam das Gesicht zu. Es war ohne jeden Ausdruck, beinahe gelangweilt. Nach einem quälend langen Schweigen sagte her: »Macht’s dir Spaß, die Würde eines Toten zu verletzen, mein Sohn?«
    Jamal zuckte die Achseln. »Mann, der Kerl is tot –«
    Gullet stupste ihm mit einem fleischigen Zeigefinger ans Brustbein. »Wirst du mal die Klappe halten und zuhören? Dieses ›Würmerfütter‹ ist eine von Gottes erwählten Seelen, wie wir alle.« Gullet zog den Finger zurück. »Vielleicht sogar du, mein Sohn.«
    Beide Jungs entwickelten ein tiefgreifendes Interesse an ihren Turnschuhen.
    Zu mir gewandt fuhr er fort: »Da drüben ist ein Pfad, der zu einem Sumpfgebiet führt. Dieser Teil des Parks ist nicht gerade ein Magnet für Einheimische und Touristen. Kaum Gelegenheiten zum Fischen. Zu morastig zum Zelten.«
    Ich nickte.
    »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie erwartet.«
    Ich nickte noch einmal.
    »Mich alten Hasen kann nichts mehr schockieren.«
    Der Hund lief voraus. Ich folgte Gullet.
    Während wir

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