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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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acht, und heute Morgen auch schon zweimal. Es passte einfach nicht zu ihr, dass sie meine Nachrichten ignorierte. Vor allem jetzt, da ich mir solche Sogen um ihre Gesundheit machte.
    Ich wusste, dass Emma eingehende Anrufe oft nur mithörte und so Gespräche vermied, die sie nicht führen wollte. Aber bei mir hatte sie das noch nie getan. Zumindest nicht, soweit ich wusste. Allerdings rief ich, wenn das normale Leben mich voll in Anspruch nahm, nur selten an. Ignorierte sie jetzt meine Anrufe, weil meine Nähe eine Bedrohung darstellte? Eine Last? Bereitete meine Sorge ihr Unbehagen? Bedauerte sie, dass sie mich ins Vertrauen gezogen hatte? Ging sie mir aus dem Weg, um der Realität ihrer Krankheit aus dem Weg zu gehen?
    Oder ging es ihr wirklich schlecht?
    Ich traf eine Entscheidung.
    Ich ging zu Petes Schlafzimmer und hielt das Ohr dicht an die geschlossene Tür. »Pete?«
    »Ich wusste, dass du klopfen würdest, Zuckerschnäuzchen. Gib mir eine Minute, damit ich ein paar Kerzen anzünden und Barry White auflegen kann.«
    Pete. Man musste ihn einfach lieben.
    »Ich muss zu Emma.«
    Die Tür ging auf. Pete hatte ein Handtuch umgeschlungen und das halbe Gesicht voller Rasierschaum.
    »Verlässt du mich schon wieder?«
    »Tut mir Leid.« Ich überlegte, ob ich Pete von Emmas Krankheit erzählen sollte, erkannte aber dann, dass dies einen Vertrauensbruch darstellen würde. »Es hat sich etwas ergeben.«
    Pete spürte, dass ich ihm auswich. »Wenn du mir die ganze Geschichte erzählst, musst du mich töten, oder?«
    »So in der Richtung.«
    Pete hob eine Augenbraue. »Irgendwas Neues von der französischen Fremdenlegion?«
    »Nein.« Ich wechselte das Thema. »Gullet hat angerufen. Wahrscheinlich hat Parrots Junge Cruikshanks Computer.«
    »Meinst du, er übergibt ihn uns, damit wir uns die Festplatte anschauen können?«
    »Wahrscheinlich. Der Sheriff ist nicht gerade ein Technik-Freak, und er sagt, er hat im Augenblick zu wenig Personal. Dank Emma betrachtet er mich als Teil des Teams. In gewisser Weise.«
    »Halt mich auf dem Laufenden.«
    »Meinst du, du schaffst es, dein Handy aufzuladen und mitzunehmen?«
    Pete war der letzte Mensch in der westlichen Hemisphäre gewesen, der sich ein Handy gekauft hatte. Leider war sein mutiges Vordringen in die Welt der drahtlosen Kommunikation nach Abschluss des Kaufs ins Stocken geraten. Sein BlackBerry lag für gewöhnlich leer auf dem Nachtkästchen, steckte in irgendeiner Tasche oder im Handschuhfach seines Autos.
    Pete salutierte schneidig. »Werde Gerät sicherstellen und in Bereitschaft versetzen, Captain.«
    »Zeigen Sie keine Gnade gegenüber Gottes Gnadenkirche, Anwalt.«
    Schlecht gewählte Worte, wie sich zeigen sollte.
     
    Emma besaß ein Anwesen, das so »Alt-Charleston« war, dass es eigentlich Reifrock und Krinoline hätte tragen müssen. Das zweigeschossige Haus war pfirsichfarben mit weißen Holzverzierungen und stand auf einem Grundstück, das von einem schmiedeeisernen Zaun eingeschlossen war. Eine riesige Magnolie beschattete den winzigen Vorgarten.
    Emma hatte bereits über den Kauf des Hauses verhandelt, als wir uns kennen lernten. Sie hatte sich in die Holzverzierungen verliebt, in den Garten und in seine Lage an der Duncan Street, nur Minuten sowohl vom College of Charleston wie vom MUSC-Komplex entfernt. Obwohl der Preis damals ihre Mittel bei weitem überstieg, war sie überglücklich gewesen, als sie den Zuschlag erhielt.
    Gutes Timing. In den folgenden Jahren schossen die Immobilienpreise in Charleston in astronomische Höhen. Obwohl ihr kleines Stück Geschichte inzwischen ein Vermögen wert war, weigerte sich Emma zu verkaufen. Ihre monatliche Belastung war noch immer drückend, aber sie schaffte es, indem sie außer für Essen und das Haus kaum etwas ausgab.
    In der Nacht hatte es geregnet, was die Stadt von ihrer verfrühten drückenden Hitzeglocke befreit hatte. Die Luft war fast kühl, als ich Emmas Gartentor aufstieß. Alle Details wirkten klarer und stärker. Das rostige Quietschen alter Angeln. Aufgebrochener Beton, unter dem sich Magnolienwurzeln schlängelten. Der Duft von Oleander, Jasmin, Indischem Flieder und Kamelien, der vom hinteren Garten nach vorne wehte.
    Emma kam in Morgenmantel und Pantoffeln zur Tür. Ihre Haut war teigig, die Lippen trocken und aufgesprungen. Fettige Strähnen hingen aus einem Tuch mit indianischem Muster, das sie sich um den Kopf gebunden hatte.
    Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. »Hey,

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