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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hatten wir aufgehört zu lachen? Wann?
    Ich schaute wieder hinunter auf die herzzerreißende Sammlung in meinem Schoß, und Trauer über das Scheitern von Noble und Shannon überwältigte mich. Trauer über die Endgültigkeit von Cruikshanks Tod. Auch über das Elend meiner eigenen in die Brüche gegangenen Ehe. Wirre Gefühle schäumten in meiner Brust.
    Ich hielt es nicht mehr aus.
    Mit bebender Brust sprang ich auf.
    »Tempe?« Pete. Verwirrt.
    Ich stolperte über Cruikshanks Karton und stürzte aus dem Zimmer.
    Meerluft. Sterne. Leben.
    Ich riss die Haustür auf und rannte die Stufen hinunter.
    Pete war direkt hinter mir. Auf dem Rasen fasste er mich an der Schulter, drehte mich zu sich herum und nahm mich in die Arme.
    »Alles okay. Hey, Tempe. Alles okay.« Strich mir über die Haare.
    Zuerst wehrte ich mich, dann gab ich nach. Ich drückte die Wange an Petes Brust und ließ den Tränen freien Lauf.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden, ich weinend, während Pete tröstende Worte murmelte.
    Sekunden, vielleicht Äonen später kam ein Fahrzeug den Ocean Drive hoch, bremste und bog dann in die Einfahrt des Sea for Miles ein. Ich hob den Kopf. Silbernes Mondlicht erhellte den Innenraum. Ich sah, dass der Fahrer allein war.
    Das Fahrzeug hielt an. Ein Jeep vielleicht? Ein kleiner Geländewagen?
    Ich spürte, wie Pete sich verspannte, als die Fahrertür aufging. Ein Mann stieg aus und kam auf uns zu. Er war groß und schlank.
    Und noch etwas.
    O Gott!
    Der Mann erstarrte, eine Silhouette vor den Scheinwerfern.
    Die Kehle wurde mir eng.
    Bevor ich einen Ton herausbrachte, machte der Mann kehrt, setzte sich hinters Steuer, legte den Rückwärtsgang ein und raste die Auffahrt hinunter.
    Ich sah, wie die Scheinwerferkegel zur Seite schwenkten.
    Reifen quietschten.
    Die Hecklichter schrumpften zu roten Punkten.

15
    Mit hämmerndem Herzen rannte ich, immer zwei Stufen auf einmal, die Treppe hoch, stürzte in mein Zimmer, packte mein Handy und drückte die Kurzwahl.
    Es klingelte viermal, dann meldete sich ein Antwortdienst.
    Eine Ansage auf Französisch und Englisch.
    Ich drückte noch einmal, die Finger ungeschickt vor Aufregung. Dann noch einmal.
    Dasselbe Ergebnis.
    »Heb ab, verdammt!«
    »Sag mir einfach, wer es war.«
    Pete folgte mir, während ich von Zimmer zu Zimmer rannte. Boyd trottete hinter ihm her.
    Ich drückte zum vierten Mal das R im Kurzwahlmenü.
    Eine Roboterstimme erklärte mir, dass der Teilnehmer im Augenblick nicht zu erreichen sei.
    »Na, klasse. Ausgeschaltet.«
    Ich warf das Handy durchs Zimmer. Es sprang von der Couch auf den Boden. Boyd lief hin, um das böse Ding zu beschnuppern.
    »Red mit mir.« Pete sprach in dem Ton, den Psychiater benutzen, um hysterische Patienten zu beruhigen. »Wer war das?«
    Tief durchatmen. Immer mit der Ruhe. Ich drehte mich zu ihm um.
    »Andrew Ryan.«
    Kurzes Nachdenken. »Der Polizist aus Quebec?«
    Ich nickte.
    »Warum kommt der hierher und haut dann wieder ab, ohne ein Wort zu sagen?«
    »Er hat uns beide zusammen gesehen.«
    Wieder schnurrten die Rädchen in Petes Hirn. Dann klickte es. »Ihr beide seid –« Pete hob die Augenbrauen, deutete auf mich, dann zur Einfahrt, wo Ryan gestanden hatte.
    Ich nickte.
    »Hat wohl nicht so gut ausgesehen?«, fragte er.
    »Was glaubst du denn?«
    Ich wählte noch zweimal Ryans Nummer. Sein Handy blieb ausgeschaltet.
    Mit mechanischer Distanziertheit vollzog ich meine Abendtoilette. Gesichtsreiniger. Feuchtigkeitscreme. Zahnpasta.
    Wir sind doch keine Studenten mehr, die eine festere Beziehung ausprobieren, sagte ich mir. Wir sind Erwachsene. Ryan ist ein vernünftiger Mensch. Ich werde es ihm erklären. Und dann lachen wir beide.
    Aber würde Monsieur Macho mir überhaupt die Chance dazu geben?
    Als ich im Bett lag, spürte ich das Gewicht meines Zweifels im Bauch. Ich brauchte lange, um einzuschlafen.
     
    Am nächsten Morgen um neun hätte ich mein Handy am liebsten ebenfalls abgeschaltet.
    Nein. Ich wollte es pulverisieren und die Plastik- und Metallteile in die Kanalisation irgendeines weit entfernten Dritte-Welt-Landes spülen. Bangladesch vielleicht. Oder eines der -stans.
    Der erste Anruf kam um sieben Uhr fünfundfünfzig.
    »Morgen, Ma’am. Dick Dupree.«
    Und damit hatte es sich mit der Südstaaten-Höflichkeit.
    »Habe eben meine E-Mails durchgesehen.«
    »Sie sind früh auf, Mr. Dupree.«
    »Hab da diesen Bericht von Ihnen gefunden. Und bin schon richtig scharf drauf, mich mit einem Haufen

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