Halte meine Seele
hin.
„Du bist durcheinander.“ Nashs Stimme drang säuselnd wie ein lauer Sommerwind durch die Tür. „Ich kann dir helfen. Lass mich rein, und ich helfe dir.“
„Nein!“, schrie Scott und umklammerte meinen Arm. „Er weiß über dich Bescheid. Du und deine Stimme, ihr manipuliert die Leute. Sei still, oder ich bring deine Freundin um!“
Mein Herz klopfte wie wild, aber im Flur war es totenstill. Tränen schossen mir in die Augen und trübten meinen Blick, doch ich blinzelte sie weg und verriegelte innerlich die Schleusen. Weinen half jetzt niemandem weiter. Es musste einen anderen Ausweg geben.
Der Lichtstreifen, der unter der Tür hereinfiel, verdunkelte sich, als Nash näher an die Tür herantrat. „Wie?“, fragte er sanft, doch seine normale Stimme klang, im Vergleich zum melodiösen Tonfall seiner Banshee-Stimme, vergleichsweise schal.
„Wie was?“ Scott lockerte den Griff um meinen Arm.
„Wie willst du dort hinkommen, wenn du sie umbringst?“, erklärte Nash, und trotz meiner misslichen Lage musste ich mir ein Lächeln verkneifen. Da Scott – zumindest ansatzweise – über Nashs stimmliche Fähigkeiten Bescheid wusste, hatte Nash die Taktik geändert. Er versuchte es jetzt mit Logik. Wenn ich überleben wollte, musste ich auch mein Hirn einschalten.
Ich schloss die Augen. Obwohl die Heizung auf Hochtouren lief, verströmte Scott eine unheimliche Kälte. „Nash kann dich nicht hinbringen“, flüsterte ich so leise, dass nur Scott mich hören konnte.
Er zuckte merklich zusammen. „Du lügst.“
Aus Angst vor der Messerspitze traute ich mich nicht, den Kopf zu schütteln. „Nash kann es nicht, genauso wenig wie er. Wenn er es könnte, bräuchte er meine Hilfe schließlich nicht, stimmt’s?“ Statt einer Antwort zerrte Scott mich einen Schritt nach hinten. Ich schlug die Augen auf. „Frag ihn. Nicht Nash. Ihn!“
Scott blieb stocksteif stehen und gab keinen Ton mehr von sich. Ob derjenige, mit dem er sprach, mich wohl hören konnte? Oder musste Scott ihn, auf welche Art auch immer, direkt fragen?
Nach einer kleinen Ewigkeit schien Scott in sich zusammenzusacken, wobei er die Klinge weiterhin gegen meinen Hals presste. „Bring mich hin. Bitte. Bitte mach, dass es aufhört“, bettelte er. Er stand kurz vor dem Kollaps. Wer auch immer ihn für sich beanspruchte, musste ziemlich verzweifelt sein.
Wie hypnotisiert lauschte Scott der Stimme, die nur er hören konnte, während ich verwundert die Jalousien anstarrte, durch deren Ritzen Tageslicht ins Zimmer fiel. Es kam mir so vor, als wäre ich schon ewig hier, dabei waren kaum mehr als ein paar Minuten vergangen. Scotts Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Er sagt, es ist alles deine Schuld.“ Sein Atem strich über mein Ohr.
Wie bitte? Die Angst wich Verwirrung. Was hatte das alles mit mir zu tun?
„Scott, wenn ich dich da hinbringe, tötet er uns beide. Oder Schlimmeres.“
Die Hand mit dem Messer zuckte. Ich keuchte auf, als sich die Spitze der Klinge, begleitet von einem scharfen Schmerz, in meine Haut bohrte. Ein Tropfen Blut rann mir warm den Hals hinunter.
„Er sagt, dass ich hier sterben werde. Du sagst, ich sterbe dort. Aber das spielt alles keine Rolle, wenn ich ihn nicht aus meinem Kopf kriege!“ Er schluchzte leise, straffte dann aber die Schultern und drückte mir das Messer an den Hals. „Bring uns jetzt sofort rüber, oder ich schlitze dir den Hals auf!“
„In Ordnung …“ Mein Herz wummerte so laut, dass ich kaum hören konnte, was ich sagte, geschweige denn meine Gedanken. „Ich bring dich hin. Aber leg erst das Messer weg.“
„Kaylee?“, rief Nash, gefolgt von einem dumpfen Poltern, als ihm die Coladose aus der Hand fiel.
„Vergiss es.“ Scott schüttelte den Kopf. „Er sagt, du willst bloß abhauen.“
Ich schloss die Augen und atmete ein paarmal tief durch, um das chaotische Gedankenwirrwarr in meinem Kopf unter Kontrolle zu kriegen. Und meinen rasenden Puls. Als ich sie wieder aufschlug, bemerkte ich, dass Nash wie wild an der Klinke rüttelte.
„Wenn dieser Schattenmann so schlau ist …“, sagte ich mit zitternder Stimme, „dann weiß er auch, dass ich mich konzentrieren muss, um rüberzugehen. Und mit einem Messer am Hals kann ich mich äußerst schlecht konzentrieren.“
Nash trommelte gegen die Tür. „Tu das nicht, Kaylee!“, schrie er, doch vor lauter Aufregung war es mit seiner Einflussnahme nicht weit her.
Hinter mir lauschte Scott wieder seinem Schattenmann. „Na
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