Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
wieder nach oben steigen, bis Sie, nicht besonders tief im Loch, in der dichten Luft schwimmen würden, als wären Sie in einen Brunnen gefallen.
Nehmen wir nun an, das Bohrloch bildete ein Vakuum und die Erde würde sich nicht bewegen. Dann würde man nach dem Sprung ins Loch scheinbar unaufhaltsam immer schneller und schneller fallen. Schließlich wirkte jedoch die Erdanziehungskraft entgegen. Je näher man dem Erdmittelpunkt käme, desto mehr Masse der Erde läge hinter einem und begänne eine rückwärts wirkende Anziehungskraft auszuwirken. Man erreichte seine größte Geschwindigkeit am Erdmittelpunkt und schösse über diesen hinaus. Auf dem Weg Richtung Ausgang würde der Fallende immer langsamer werden, weil jetzt mehr Erdmasse »hinter« ihm läge als vor ihm. Gäbe es tatsächlich keinerlei Reibungsverluste, erreichte er gerade noch das andere Bohrloch. Jetzt hieße es aber, sich gut an der Kante festhalten, sonst würde man von der Erdanziehungskraft wieder zurück in das Loch befördert und wiederholte das ganze Experiment rückwärts. Ohne Reibungsverluste würde man bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zwischen den beiden Ausgängen hin- und herpendeln. Wenn das Vakuum in der Röhre aber nicht vollkommen wäre und ein Rest von Luftwiderstand die Reise bremste, dann würde der Springer nie den rettenden Ausgang erreichen. Kurz vor dem Erreichen des gegenüberliegenden Bohrlochs ginge ihm der Schwung aus, er würde zurück am Erdkern vorbei Richtung Einstiegsloch sausen, dieses aber wegen des Luftwiderstands nun deutlich verfehlen. So würde er eine Weile hin- und hergeworfen, bis die Pendelbewegung irgendwann zum Stillstand käme und der Springer an dem Ort stehen bliebe, wo keine Erdanziehung mehr auf ihn wirkt: im Erdmittelpunkt. Dort würde er bei Temperaturen um die 6000 Grad schmoren, bis ihm jemand ein magisches Seil hinunterwerfen würde.
Verfolgt eine Pfadfinderin eine politische Agenda?
Jura, Oxford
Zunächst einmal sollte man den Begriff »politische Agenda« klären. Eine Agenda ist eigentlich nichts anderes als eine Tagesordnung, eine To-do-Liste. Im Kontext der Politik ist der Begriff oft negativ besetzt. Im Grunde bezeichnet »politische Agenda« das Aktionsprogramm einer Partei. Häufig ist damit aber etwas gar nicht öffentlich Verlautbartes gemeint. Mit dem Begriff werden zum Beispiel allgemeine Tendenzen innerhalb des gesamten politischen Spektrums beschrieben. Oder aber er bezeichnet die versteckt gehaltenen politischen Ziele einer an sich unpolitischen Organisation. Und darum geht es in der Frage: Verfolgen Pfadfinderinnen Ziele, die ihrem Wesen nach politisch sind, obwohl sie einer unpolitischen Bewegung angehören?
Die Ausgangsfrage lautet zwar »Verfolgt eine Pfadfinderin ...?«, nicht »Verfolgen Pfadfinderinnen …?«, dennoch gehe ich erst einmal der zweiten Formulierung nach. Die Pfadfinderbewegung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem englischen Generalleutnant Robert Baden-Powell gegründet. Wegen der Uniformen und des sehr traditionellen Wertesystems wurde lange Zeit eine militaristische Ausrichtung der Organisation vermutet. Doch Baden-Powell rief die Pfadfinderbewegung in bewusstem Gegensatz zum Militarismus des schon existierenden Jugendverbandes Boys Brigade ins Leben. Die Uniform führte er ein, um soziale Unterschiede einzuebnen. Mit seiner Organisation plante er, junge Menschen zu selbstständigen, tüchtigen und pflichtbewussten Menschen zu erziehen. Gut möglich, dass der traditionelle Wertekanon der Pfadfinder die Organisation aus heutiger Sicht politisch erscheinen lässt. Ziel der Bewegung war es jedoch nicht, die Gesellschaft zu verändern, wie es Ziel jeder politischen Bewegung ist, sondern Individuen zu formen. Es ging darum, aus den Pfadfindern bessere Menschen zu machen, nicht darum, die Gesellschaft zu verbessern. Das gilt im Grunde bis heute.
Als Juliette »Daisy« Low nach ihrer Arbeit mit den Pfadfinderinnen in Großbritannien 1912 nach Amerika zurückkehrte, um die Organisation dort zu etablieren, verfolgte sie andere Ziele. Ähnlich wie das Vorbild sollte ihre Organisation »allen Mädchen etwas bieten«. Gleichzeitig entstand aber innerhalb der USA eine Bewegung, die sich für größere Eigenständigkeit der Frauen einsetzte. Sie forderte zwar weniger politischen als gesellschaftlichen Einfluss, war jedoch an die politische Agenda einer liberalen, demokratischen Partei geknüpft. In gewisser Weise lässt sich sagen, dass die
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