Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
meisten juristischen Dokumente tragen den Zusatz »nach Treu und Glauben«, da nicht alle Eventualitäten auszuschließen sind. Wären die meisten Menschen nicht überwiegend, sondern gelegentlich ehrlich, würde die Anzahl der Verbrechen und das Rechtswesen überlastet zusammenbrechen.
Die klassische Unschuldsvermutung in Strafrechtsverfahren, nach der Menschen als unschuldig gelten, bis das Gegenteil nachgewiesen wurde, basiert auf der Annahme, dass die meisten Menschen ehrlich sind. Daher liegt die Beweislast beim Gericht: Es muss nachweisen, dass jemand einen Gesetzesverstoß begangen hat. Stellen Sie sich nur vor, wie unangenehm und schwierig das Leben wäre, wenn die Gesetzeshüter uns alle für unehrlich hielten. Genau darin bestand das Problem der »Sus Laws« in Großbritannien, die sich annähernd mit der Schleierfahndung in Deutschland vergleichen lassen: Polizisten durften ohne konkreten Verdacht Personen anhalten und durchsuchen. Da sich diese Maßnahme überwiegend gegen Angehörige bestimmter ethnischer Gruppen zu richten schien, erregten die Gesetze wachsenden öffentlichen Protest und wurden in den 1980er-Jahren abgeschafft. Die Antiterrorgesetze des 21. Jahrhunderts beinhalten eine ähnliche Problematik.
In den Rechtssystemen Großbritanniens und der USA ist eine Veränderung bezüglich der Grundannahme der Aufrichtigkeit erkennbar. Die Auffassung, dass die meisten Menschen ehrlich sind, ist noch immer integraler Bestandteil dieser Systeme, in den letzten Jahrzehnten entwickelte sich innerhalb der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft jedoch eine Denkweise, die dieser Überzeugung entgegensteht. Die Wirtschaftswissenschaften gehen schon länger von der Annahme aus, dass Menschen letztlich von Eigeninteressen getrieben werden und das Erreichen persönlicher Ziele über die Ehrlichkeit stellen. Das Gefangenendilemma in der auch in den Rechtswissenschaften angewendeten Spieltheorie suggeriert, dass es nötig ist, sich ein gewisses Maß an Unehrlichkeit anzueignen und anderen Personen mangelnde Aufrichtigkeit zu unterstellen, um das eigene Wohlergehen zu sichern. Ähnliche Konzepte finden sich in der Biologie bei dem von Richard Dawkins geprägten Begriff des »egoistischen Gens« und in der Politik, zum Beispiel in der als Reagonomics bekannten Wirtschaftspolitik Ronald Reagans oder in der Deregulierung des Finanzmarktes.
Das Rechtswesen kommt jedoch mit der Annahme, dass Menschen grundsätzlich unehrlich sind, nicht zurecht. Aus dieser Überzeugung folgt bestenfalls Misstrauen, schlimmstenfalls Verfolgungswahn, und das Recht verliert seine grundlegende Funktion. Wenn Gesetzgeber und Gesetzeshüter von der Annahme ausgehen, dass alle Menschen unehrlich sind, gibt es keinen Kompass mehr dafür, was ein gutes Gesetz ausmacht. Man verliert das Gespür dafür, wo der legitime Schutz vor der Unehrlichkeit der Menschen aufhört und die unterschiedslose Verfolgung oder das Kriegsrecht beginnt.
Welche Bücher sind schlecht für Sie?
Englische Philologie, Cambridge
Für mich persönlich sind ziemlich viele Bücher schlecht, denn ich bin gegen den Hausstaub allergisch, der sich gerne darauf sammelt – übrigens ein ziemlich guter Anreiz, Bücher nicht zu lange ungelesen im Regal stehen zu lassen!
In den USA fordert der Consumer Product Safety Improvement Act von 2010, ein Verbraucherschutzgesetz, die Überprüfung des Bleigehalts in Kinderspielzeug. Er enthält eine Warnung, dass vor allem vor 1985 gedruckte Bücher wegen des in der Druckerschwärze enthaltenen giftigen Stoffes schädlich seien. Auch einige der in mittelalterlichen Handschriften verwendeten Pigmente waren giftig, etwa Bleiweiß oder Zinnober. Sie waren sicher für jene Schreiber gefährlich, die die Angewohnheit hatten, ihren Pinsel anzulecken, um ihn spitz zu machen. In Umberto Ecos Der Name der Rose sterben einige Mönche nach der Lektüre eines verbotenen Buchs: Die Seiten waren mit Arsen benetzt, das die Mönche aufnahmen, wenn sie zum Umblättern die Finger mit der Zunge befeuchteten. In dem Trauerspiel Die Herzogin von Amalfi (1623) von John Webster stirbt die Mätresse des Kardinals, nachdem sie ein vergiftetes Buch geküsst hat. Bestimmt haben sich im Laufe der Jahrhunderte auch viele Leute durch herabfallende Bücher Kopfschmerzen oder gar gebrochene Zehen eingefangen. In E. M. Forsters Roman Wiedersehen in Howards End wird die Figur Leonard Bast von einem umstürzenden Bücherregal erschlagen. Tatsächlich scheinen
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