Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
im Rest der Welt zusammengerechnet. Die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2008 erschien als Demonstration des neuen Wohlstands und Selbstbewusstseins Chinas. 2009 zeigt das Land jedoch seine dunkle Seite, als im Juli in Ürümqi Auseinandersetzungen zwischen regimefeindlichen Uiguren und regierungstreuen Han-Chinesen nach Eingreifen der Staatspolizei eskalierten. Am Ende waren über 200 Todesopfer zu beklagen.
Natürlich lässt sich unmöglich sagen, ob Mao auf das heutige China stolz wäre. Schon zu Lebzeiten war er schwer durchschaubar, selbst engste Freunde konnten über seine Gedanken nur mutmaßen. Wer dürfte sich da anmaßen, 30 Jahre nach seinem Tod über seine Ansichten zu spekulieren?
Mao glaubte an den Kommunismus. Er verachtete die Bourgeoisie und ihre imperiale Kultur. Seine in der »Mao-Bibel« festgehaltenen Gedanken, die von ihm allen Widrigkeiten zum Trotz durchgeführte Zwangskollektivierung und die Niederschlagung reaktionärer Tendenzen durch die Kulturrevolution lassen vermuten, dass Mao seine ganz eigene Version des Marxismus-Leninismus mit solcher Vehemenz vertrat, dass er mit der kapitalistischen Öffnung des Landes keinesfalls einverstanden gewesen wäre. Auch die Tatsache, dass diese Öffnung unter Deng Xiaoping, seinem ehemaligen Verbündeten und späteren politischen Erzfeind, begann, hätte Mao vermutlich wenig begeistert. Deng Xiaoping konnte seine Reformpolitik auch erst nach dem Tod Maos und der Inhaftierung der als Viererbande bekannten Mao-treuen Gruppe von Führungskräften einleiten. Es deutet also alles darauf hin, dass Mao ein unnachgiebiger Feind von Kapitalismus und Bürgertum war. Emporschießende Städte wie Schanghai hätten ihn sicher abgestoßen – bis heute berufen sich Hardliner in der chinesischen Führung gelegentlich darauf, dass der Große Vorsitzende manche Veränderungen strikt abgelehnt hätte.
Aber vielleicht greifen diese Überlegungen zu kurz. Schließlich fand auch Deng Xiaoping erst spät zu der Ansicht, dass nicht die strikte Aufrechterhaltung ideologischer Grundsätze, sondern die Förderung des Wohlstands der Menschen primäres Ziel sei. Vielleicht wäre Mao irgendwann zu demselben Schluss gekommen? Nach eigenen Worten schloss Mao sich ursprünglich der kommunistischen Bewegung an, weil er die Lebensbedingungen der Menschen verbessern wollte. Nach Ansicht mancher Historiker waren Maos Maßnahmen gegen politische Gegner auch eher strategisch als ideologisch motiviert. Vielleicht wäre Mao also auch stolz auf das heutige China – wenn er das Verdienst für den Aufstieg für sich beanspruchen könnte.
Dabei darf man die Schattenseiten des Landes nicht vergessen: In China ist Armut bis heute weitverbreitet. Familien werden auseinandergerissen, weil Väter und Mütter, Söhne und Töchter auf der Suche nach Arbeit in weit voneinander entfernte Städte ziehen. Die Meinungsfreiheit wird noch immer unterdrückt. In den Städten grassiert die Ausbeutung. Gleichzeitig ist China jedoch nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft und verzeichnet weltweit das größte Wachstum. Hunderte Millionen Chinesen leben in einem Komfort und Wohlstand, der noch vor wenigen Jahrzehnten unvorstellbar gewesen wäre. Seit dem Einsetzen der Wirtschaftsreformen 1978 sind 400 Millionen Einwohner des Landes der Armut entkommen und die Zahl der Menschen, die auf dem Niveau der absoluten Armut, das heißt am äußersten Rand der Existenz , leben, ist um über 90 Prozent gesunken. Obwohl China nach dem Pro-Kopf-Einkommen immer noch zu den armen Ländern gehört, kann es sich in Kategorien wie Alphabetisierung und Lebenserwartung mit Ländern mit mittlerem Einkommen, etwa denen Osteuropas, messen. Der ehemalige Präsident der Weltbank, Paul Wolfowitz, erklärte bei seinem ChinaBesuch im Jahr 2005: »Ostasien hat in der kürzesten Zeit den größten Zuwachs an Wohlstand für die größte Menge an Menschen erlebt, den die Welt je gesehen hat.«
An dem von westlichen Ländern häufig kritisierten autoritären Regime des heutigen China hätte sich Mao sicher nicht gestört, schließlich wurden viele Kontrollinstanzen von ihm selbst gegründet. Auch die weitreichende Umweltverschmutzung im Land hätte ihn wohl kaltgelassen. Vielleicht wäre er aber ungemein stolz auf Chinas Wirtschaftswachstum gewesen – unabhängig von dessen Entstehungsbedingungen und den schädlichen Auswirkungen für die Bauern, die immer im Zentrum von Maos Interesse standen. Vielleicht wäre er in
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