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Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Titel: Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Farndon
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könnte man argumentieren, jeder besitze ein absolutes Recht, mit seinem Eigentum nach Gusto zu verfahren. In einer Gesellschaft ohne allgemeingültige Bauvorschriften würden jedoch nicht nur hässliche, chaotische und wenig lebenswerte Städte entstehen, es würden auch endlose Streitigkeiten zwischen Nachbarn entbrennen, wenn zum Beispiel wieder jemand neben einem Kindergarten einen Strip-Club eröffnet oder in einem Wohnviertel ein Chemiewerk errichtet wird. Bauvorschriften beruhen auf einem gesellschaftlichen Konsens, und zumindest theoretisch hat man bei Wahlen auf Gemeinde-, Landes- oder Bundesebene die Chance, Parteien zu wählen, deren Vorstellungen zu diesem Thema den eigenen entsprechen. Das Gleiche gilt für Erhaltungssatzungen. Jedem steht es frei, in einem Erhaltungsgebiet zu wohnen oder nicht. Wenn die Frau unbedingt eine lila Tür haben möchte, dann muss sie eben umziehen.
    Natürlich sind einige Vorschriften für Erhaltungsgebiete unangemessen und schränken die individuelle Freiheit übermäßig ein. Schließlich verliert ein historisches Ensemble seine Vitalität und einen Großteil des Flairs, wenn jede Individualität und jede Veränderung unterdrückt wird. Es gilt also, eine Balance zu finden. Vielleicht ist das Urteil über die lila Tür zu streng ausgefallen und die Bearbeiter haben den Fall nicht sorgfältig abgewogen, sondern sich blind auf ihre Vorschriften berufen.
    Auf die Frage, was erhalten und was modernisiert gehört, gibt es sicher keine endgültige Antwort. Das System sollte deshalb den Meinungsaustausch nicht nur zulassen, sondern aktiv fördern. Wenn die Frau das Gefühl gehabt hätte, mit ihrem Anliegen Gehör zu finden, und den abschlägigen Bescheid aufgrund plausibler Argumente erhalten hätte, hätte sie vielleicht anders reagiert und ihre Tür freiwillig pastellfarben gestrichen. Vielleicht hätten in einem persönlichen Gespräch aber auch die Behörden eine andere Entscheidung getroffen …
    3 Die Frau könnte einwenden, dass sie vor 100 Jahren die Tür nach Belieben lila hätte streichen dürfen, dass das pastellfarbene Erscheinungsbild also nicht notwendigerweise historisch »original« ist. Denkmalschutzgesetze haben aber üblicherweise nicht zum Ziel, eine Idealform der Vergangenheit wiederherzustellen, sondern das historische Flair zu erhalten – darin liegt der fundamentale Unterschied zu pseudohistorischer Rekonstruktion. Natürlich ist das ein andauernder Streitpunkt: Wenn etwas ersetzt werden muss, inwieweit muss das durch ein angenommenes oder genau recherchiertes historisches Äquivalent geschehen?

 Glauben Sie, dass Mao Zedong auf das heutige China stolz wäre?

Orientalistik, Cambridge
    Als Mao Zedong 1976 starb, hinterließ er ein Land in Aufruhr. Er hatte China nicht, wie versprochen, in eine glänzende Zukunft geführt, sondern in die katastrophalsten, tragischsten Jahrzehnte seiner Geschichte. Das ganze Ausmaß des von Mao angerichteten Desasters lässt sich kaum ermessen, er brachte fürchterliche Not über das Land. Sein grandioser Plan vom Großen Sprung nach vorn (1958 bis 1961), der die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und die Errichtung von Stahlwerken im ganzen Land beinhaltete, führte zu massiven Ernteausfällen und einer schrecklichen Hungersnot, bei der mindestens 40 Millionen Menschen starben. Mao zog sich infolge dieser Ereignisse zwar aus der Führung des Landes ein wenig zurück, startete aber einige Jahre später die Große Proletarische Kulturrevolution, bei der gegen Abweichler aufgehetzte Jugendliche, die sogenannten Roten Garden, Chinas Kulturschätze ruinierten und Hunderttausende der klügsten Köpfe des Landes inhaftierten, töteten oder ins Exil trieben.
    Heute würde Mao sein Land kaum wiedererkennen. Der Kapitalismus blüht und gedeiht. In weiten Teilen des Landes herrscht Wohlstand, wie ihn Mao zwar versprochen, aber nie geschaffen hat. Peking und Schanghai gehören zu den dynamischsten Metropolen der Welt. Rege Bautätigkeit lässt die alten Städte verschwinden und die mehrspurigen Autobahnen, glamourösen Shopping-Malls und imposanten Wolkenkratzer entstehen, die als Symbole des neuen China gelten.
    Einerseits scheint die rasante Entwicklung Chinas zu einer vitalen Konsumgesellschaft einem Siegeszug des in der westlichen Welt vertretenen Wertesystems gleichzukommen, andererseits befindet sich das Land fest im Griff der Kommunistischen Partei. In China leben mehr Menschen ohne demokratisch gewählte Regierung als

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