Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
menschlichen Bevölkerung beschrieb, die unweigerlich auf eine nicht mehr ausreichende Nahrungsproduktion folgen würde. Als Malthus seine Thesen niederschrieb, lag die Weltbevölkerung bei unter 1 Milliarde, doch im Zuge der industriellen Revolution wuchs die Zahl der Menschen bis 1960 auf über drei Milliarden an – ohne dass sich die Malthusianische Katastrophe ereignet hätte.
Allerdings begannen damals einige Ökonomen, Alarm zu schlagen. Paul Ehrlich schrieb 1968 den Bestseller Die Bevölkerungsbombe , in dem er eine unmittelbar bevorstehende Katastrophe vorhersagte. Anfang der 1970er-Jahre veröffentlichte die Organisation Club of Rome den Bericht Grenzen des Wachstums , der zahlreiche Statistiken mit ähnlich düsteren Prognosen enthält. Doch die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass dieser Pessimismus nicht gerechtfertigt war. Die Anzahl der Menschen auf der Erde ist heute doppelt so groß wie zu der Zeit, als Ehrlich seine Prognose ausarbeitete – viel, viel größer, als Ehrlich je für möglich gehalten hätte.
Ein Grund für das Ausbleiben der Katastrophe ist die durch die Agrarrevolution drastisch gestiegene Lebensmittelproduktion. Heute leiden zwar mehr als 1 Milliarde Menschen Hunger, aber das liegt nur an der unzureichenden Verteilung der Nahrungsmittel, nicht an der verfügbaren Menge. Trotzdem sagt uns unser gesunder Menschenverstand, dass die finsteren Prophezeiungen nicht vollkommen von der Hand zu weisen sind. Irgendwann muss die Kapazität der Erde doch erschöpft sein, oder?
Heute diskutieren Wissenschaftler und Ökonomen, wie viele Menschen die Erde wohl maximal tragen könne, wobei die meisten Schätzungen zwischen 10 und 20 Milliarden liegen. Den jüngsten Berechnungen des United States Census Bureau zufolge wird diese Zahl schon in 40 Jahren erreicht werden. Wenn die Erde also heute noch nicht überbevölkert ist, wird sie es bald sein. Einige Wissenschaftler verneinen jedoch die Möglichkeit einer begrenzten Tragfähigkeit des Lebensraums und vertrauen dem menschlichen Erfindungsgeist, um dem ständig wachsenden Nahrungsmittelbedarf stets aufs Neue nachzukommen. Die Tatsache, dass eine Katastrophe bisher ausgeblieben ist, zeigt, dass dieses Argument nicht völlig falsch ist.
Allerdings sieht sich die Welt heute schon mit einer Vielzahl an ernsthaften, möglicherweise katastrophalen Bedrohungen konfrontiert, die direkt mit der übermäßigen Nutzung vorhandener Ressourcen in Zusammenhang stehen. So ist die globale Erwärmung eindeutig Folge menschlicher Aktivität auf der Erde, und in vielen Ländern herrscht akuter Wassermangel. Darüber hinaus sterben viele Tier- und Pflanzenarten aus, da sie vom Menschen aus ihren natürlichen Lebensräumen verdrängt werden. Diese Probleme sind unbestreitbar real, bedrohlich und aktuell. Ist daraus zu schließen, dass heute schon zu viele Menschen auf der Erde leben?
Nicht notwendigerweise, denn diese Probleme liegen nicht allein in dem Verhältnis zwischen Anzahl der Menschen und verfügbaren Ressourcen begründet, sondern auch in der Art und Weise, wie diese Ressourcen genutzt werden. Die globale Erwärmung beispielsweise wurde durch den gestiegenen Energieverbauch befördert, der vor allem im letzten Jahrhundert mit dem Anwachsen der Bevölkerung einhergegangen ist. Dennoch ist aber die Art der Nutzung von Energie das Problem, nicht die Zahl der Menschen. Tatsächlich ist nur ein geringer Anteil der Weltbevölkerung – in den Industrieländern – für den immens hohen Energieverbrauch verantwortlich, der die Erderwärmung auslöst. Der Großteil der Menschen trägt nicht dazu bei. Ein dramatisches Absinken der Bevölkerungszahlen würde das Klimaproblem also nicht unbedingt lösen; wichtig wäre, dass die verbleibenden Menschen ihr Verbrauchsmuster ändern. Analog muss ein Ansteigen der Weltbevölkerung nicht zwingend die globale Erwärmung beschleunigen.
Natürlich empfänden wir alle eine ruhige Welt ohne Belastungen, mit Platz und Ressourcen für jedermann als eine Art Nirwana. Oft träumen sich Menschen nostalgisch in eine Zeit zurück, als in Deutschland gerade einmal ein paar Millionen Menschen lebten. Wäre es nicht wunderbar, die Bequemlichkeiten der Moderne in ausgedehnten Landschaften zu nutzen? Es müssten keine Grüngürtel mehr angelegt werden, um die Ausdehnung der Städte einzugrenzen, jeder von uns könnte in einem großen Haus mit einem noch größeren Garten leben. Und doch sind die großen Errungenschaften menschlichen
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