Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
und durch mangelnde Kommunikation voneinander getrennt sind.
Tschechows Ansatz, auf der Bühne eine Geschichte nicht durch die Abfolge von Ereignissen, sondern über das Innenleben der Charaktere zu erzählen, war so revolutionär, dass das Publikum zunächst damit überfordert war. Nur wenige Jahrzehnte zuvor hatte schon Ibsen die Theaterwelt auf den Kopf gestellt, da sich seine Stücke nicht mehr mit den Konflikten heroischer Figuren beschäftigten, sondern im Sinne des Naturalismus Auseinandersetzungen zwischen gewöhnlichen Menschen in alltäglichen Lebenssituationen präsentierten. Bei Ibsen wird die Handlung aber noch immer durch die Aktionen oder Äußerungen der Charaktere vorangetrieben.
Tschechows Konzentration auf das Innenleben der Figuren erforderte eine völlig neue Form der Schauspielkunst. Die Premiere von Die Möwe am 17. Oktober 1896 in Sankt Petersburg missglückte völlig: Da die Inszenierung der herkömmlichen Darbietungsweise folgte, erschien das Stück langweilig und sinnlos – als Ansammlung absurder Figuren ohne erkennbaren Handlungszusammenhang. Das Publikum buhte, und Tschechow schwor sich, nie wieder für das Theater zu schreiben. Glücklicherweise erkannte der Intendant Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko Tschechows Potenzial und überredete den Regisseur Konstantin Stanislawski dazu, das Stück für das Moskauer Kunsttheater zu inszenieren.
Stanislawski entwickelte mit den Schauspielern eine völlig neue Art der Präsentation, um den Subtext, das unausgesprochene Innenleben der Charaktere, lebendig werden zu lassen. Er wies die Akteure an, sich weniger darauf zu konzentrieren, was ihre Figuren sagten, sondern vielmehr darauf, was sie damit ausdrücken wollten, ihre »Intention«. Für Stanislawski musste das Geschehen auf der Bühne gleichzeitig äußerst realistisch und psychologisch nachvollziehbar sein – was nur durch größte Detailgenauigkeit erreicht werden konnte. Tschechow befand einmal, ein Schauspieler habe die Rolle des Trigorin (des Schriftstellers in Die Möwe ) erst verstanden, wenn er begriffen habe, warum Trigorin karierte Hosen trägt.
Nach der Inszenierung von Stanislawski im Jahr 1898 breitete Die Möwe ihre Schwingen aus und startete den Siegeszug. Später schrieb Tschechow noch drei weitere großartige Stücke – Onkel Wanja , Der Kirschgarten und Drei Schwestern – und sicherte sich so einen herausragenden Platz in der Literaturgeschichte. Stanislawskis Methodik war bis in das nächste Jahrhundert hinein für die Schauspielkunst prägend. Sie beeinflusste vor allem das amerikanische Method Acting , das auf psychologischen Realismus im Film abzielt. Der intensive, zurückgenommene Schauspielstil, der uns heute in Filmen so vertraut ist, geht also letztlich auf Tschechows Dramen zurück. Ohne ihn würde noch immer der deklamierende Stil eines Lawrence Olivier oder John Gielgud vorherrschen.
Tschechows Werke besitzen eine trügerische Simplizität: Die Protagonisten sprechen in einer so einfachen Sprache über Banalitäten und die Ereignisse sind oft so trivial, dass man meinen könnte, es wäre leicht, solche Stücke zu schreiben. Vladimir Nabokov schrieb von Tschechows »Potpourri aus grässlich prosaischer Sprache, schlichten Attributen und endlosen Wiederholungen«. Tschechow setzte diese Stilmittel jedoch gezielt ein, um das Gefangensein seiner Charaktere zu illustrieren. Die große Poesie in Tschechows Werk liegt im Ungesagten, im Geflecht der Emotionen, die von Banalitäten überdeckt werden. Das Rezept für Tschechows Stücke mag vielleicht einfach klingen, und doch ist es bis jetzt keinem gelungen, Gleiches zu erreichen. Tschechows vier Dramen und seine wenigen Kurzgeschichten bilden bis heute unerreichte Höhepunkte des psychologisch-realistischen, tiefgründigen Erzählens.
Wie viele Einwohner hat Croydon?
Geografie, Cambridge
Auf den ersten Blick erscheint die Frage sinnlos und uninteressant – eine Antwort wüssten vielleicht Statistiker oder die Einwohner von Croydon. Deutschen Lesern ist dieser Londoner Stadtteil vielleicht noch nicht einmal bekannt. Deswegen wollen wir hier einem deutschen Äquivalent nachgehen: »Wie viele Einwohner hat Steglitz-Zehlendorf?«
Keine Ahnung? Verzweifeln Sie nicht, die Frage lässt sich mit ein wenig Nachdenken lösen. Steglitz-Zehlendorf ist ein Berliner Bezirk. Nun, wie viele Menschen leben in der Stadt Berlin? Was schätzen Sie? 3,5 Millionen? Und wie viele Bezirke gibt es in Berlin? »Mitte« kennt man
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