Haltlos
angezogen und fertig gestylt an ihrem Bett und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. Die Tasse stellte sie für Tessa auf den Nachttisch ab und hüpfte zu ihr ins Bett. „Aufstehen du Schlafbär.“ „Amber, geh‘ weg und lass mich in Ruhe.“ „Oh, da hat wohl jemand gestern doch ein wenig mit den Getränken übertrieben. Hier, nimm das und es wird dir bald viel besser gehen.“ Amber zauberte aus ihrer Tasche ein Aspirin hervor und gab Tessa die Tablette zusammen mit einer Flasche
Wasser, die immer am Bettrand bereit stand. „Nimm das weg, ich bekomme jetzt nichts herunter, sonst esse ich rückwärts. Ehrlich, ich warne dich, nimm das Ding weg.“ Tessa drehte sich angeekelt zur anderen Seite. Amber resignierte, stand auf und schüttelte den Kopf. „Also eine halbe Stunde gebe ich dir noch, dann stehst du auf. Ich habe nicht Wochen alleine Europa unsicher gemacht, damit du, wenn wir dann endlich etwas zusammen machen können, den ganzen Tag im Bett verbringst.“ Amber verließ mit schnellen Schritten das Schlafzimmer und öffnete auf dem Weg nach draußen zu allem Überfluss auch noch das Fenster. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und da das Fenster nach Süden hinaus angelegt wurde, knallte die Sonne direkt ins Schlafzimmer. „Verräter“, dachte sich Tessa. Die frische Sommerbrise sollte Tessas Katerlaune aufhellen, doch erreichte Amber damit genau das Gegenteil. Tessa drehte sich vom Fenster weg und verkroch sich noch tiefer unter ihrem Kissen und ihrer Decke. Am liebsten würde sie bis zum nächsten Morgen im Bett liegen bleiben und gar nichts unternehmen. Ihr war übel und sie hatte einen schlechten Geschmack vom Alkohol im Mund. Sie könnte sterben, schwamm schließlich ein Abbild des Schlafzimmers wirr vor ihren Augen hin und her, sobald sie die Augen öffnete. Nie wieder Alkohol. Nie wieder beschied Tessa als guten Vorsatz für den heutigen Abend. Sie hatte die Nase voll von alledem. Sie musste bei Josh anrufen. Wie lange hatte sie sich jetzt schon nicht mehr bei ihm gemeldet? Einen Monat oder noch länger? Egal, sie wollte auch nicht nachdenken, dafür war ihr Kopf zu matschig. Tessa schlief wieder ein. Eine Stunde später erschien eine nun leicht angesäuerte Amber erneut an ihrem Bett. „So, jetzt aber raus aus den Federn!“ Amber zog mit einem Ruck Tessas Decke zurück und öffnete die Vorhänge jetzt vollständig, damit das Sonnenlicht Tessa endlich aus ihrem Dämmerzustand rausholen konnte. „Amber, lass mich, ich will nicht aufstehen, ich will einfach nur liegen bleiben“, fauchte Tessa. „Tessa, wir wollen heute doch zum See fahren, dann noch lecker Eis essen und später – na mal sehen, was der Tag heute noch so bringt.“ Amber verlor allmählich die Geduld mit ihrer Freundin, die nach einem Abend mit etwas Alkohol den sterbenden Schwan mokierte. „Mist, Amber! Ich stehe ja gleich auf, versprochen, aber bitte tue mir den Gefallen und zieh‘ die Vorhänge bloß wieder zu.“ „Nein, das kannst du selbst machen, wenn du aufstehst - Sonnenschein. Ich gehe jetzt nämlich runter und erwarte dich in spätestens dreißig Minuten zum Frühstück.“ Amber verließ den Raum und ging hinunter in die Küche. Sie deckte anscheinend den Tisch und bereitete für Tessa etwas zu essen vor. Das konnte Tessa anhand des klappernden Geschirrs feststellen. Tessa quälte sich aus dem Bett und setzte sich auf die Bettkante. Ihr Kopf summte und das Zimmer schwankte leicht hin und her. Es war ein bisschen wie bei mäßigem Seegang. Ihr wurde so übel, dass sie ins Bad rannte und sich in die Toilettenschüssel erbrach. „Mein Gott, was habe ich denn gestern alles getrunken?“ Die ersten fünf Drinks bekam sie noch zusammen, aber es mussten in der Tat deutlich mehr gewesen sein, um ihr so einen Kater zu bescheren. Sie trank zwar eher selten Alkohol in Massen, dennoch vertrug sie eine ganze Menge. Leider hatte sie auch nicht den blassesten Schimmer davon, wie Amber und sie gestern nach Hause gekommen waren. Als der Boden wieder still und starr unter ihren Füßen lag, unterdrückte sie einen erneuten Anfall von Übelkeit und zwang sich aufzustehen. Ein Blick aus dem Dachfenster hinunter in die Einfahrt verriet ihr, dass sie zumindest mit einem fahrbaren Untersatz den Weg zurückgelegt hatten. Ihr Beetle stand ordentlich geparkt unten. Merkwürdig, sie ist doch nicht etwa selbst in diesem Zustand nach Hause gefahren? Nein, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, dazu war sie nicht mehr
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