Haltlos
begannen sie zu verfolgen. Sie war in jeder Welt zu einer echten V.I.P. geworden. Stand sie bei den Vampiren etwa nun auf der Abschussliste? Hatte man jetzt die Jagd auf sie eingeleitet? Na und wenn schon, sollen die doch kommen. Tessa war es egal. Jeden, der ihr noch etwas antun wollte würde sie ordentlich vermöbeln. Sie machte sich bereits seit einigen Wochen keine Gedanken mehr über die Zukunft, die auf sie wartete. „Was würde diese schon für mich bereit halten. Noch mehr Schmerz, noch mehr Verrat oder etwa noch größere Enttäus chungen, als ich sie schon bisher in meinem Leben erfahren musste?“ Lukas war eine davon. Er hatte sie ebenfalls mies behandelt und sie hatte es mit sich machen lassen. Damit räumte sie ein für allemal auf. Dieses Leben war vorbei. „Eifersüchtig? Erbärmlich.“ Tessa schlug ihre Augen auf. Es war bereits helllichter Tag. Amber hatte sie heute anscheinend gnädiger Weise schlafen lassen. Oder vielleicht hatte sie es nach einigen erfolglosen Weckversuchen auch einfach nur aufgegeben. Egal, das Ergebnis zählte. Tessa stand gequält aus ihrem Bett auf und warf sich lieblos einen Morgenmantel um den Körper. Sie schlurfte die Stufen hinab und ging in die Küche. Amber hatte bereits gefrühstückt, so wie es hier aussah. Gut, dann hatte Tessa wenigstens schon fertigen Kaffee in der Thermokanne. Nur noch eine Tasse aus dem Schrank fischen und dann wurde das schwarze Gebräu in die Tasse gegossen. Amber war nicht zu Hause. Jedenfalls nicht im Haus. „Dann kann ich wenigstens in aller Ruhe wach werden. Tessa griff sich die Tageszeitung und öffnete die Terrassentür, um in der Mittagssonne ihren Morgenkaffee zu genießen. Gerade als sie sich gesetzt hatte, klingelte ihr Handy. „Shit.“ Tessa stellte die Tasse auf die Steinplatten und ließ ihren Liegestuhl nach vorne schnellen. Sie folgte dem Klingeln, da sie nicht so genau wusste, wo sie heute Morgen ihr Handy abgelegt hatte. Wohnzimmer, Essbereich, Küche – nein – Flur und Bad schieden ebenfalls aus. „Komm schon, ist das dein Ernst? Na schön.“ Tessas Laune sank auf der Stelle in den Keller, als sie feststellte, dass das Klingeln von oben durchs verdammte Haus tönte. Sie flitzte die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. „Hui, ich sollte gleich noch Lüften.“ Nichts. Das Klingeln hörte auf. „Klasse.“ Tessa suchte noch eine Weile, bis sie das Handy im oberen Bad in der Schmutzwäschetruhe in der hinteren Tasche der Hose von letzter Nacht gefunden hatte. Auch als sie sich die Anrufliste angesehen hatte, besserte sich ihre Laune nicht. Es war Connor. Nerv. Was will der denn noch. „Ich habe mich doch wohl mehr als klar ausgedrückt. Ich habe keinen Bock mehr auf euch Kuttenträger.“ Schimpfte sie vor sich her, als sie wieder die Treppe herunter lief, um sich endlich einem kurzen Sonnenbad und ihrem mittlerer Weile abgekühlten Kaffee hingeben zu können. Hinsichtlich des Kaffees wurden Tessas Wünsche erfüllt, doch leider schoben sich dicke Quellwolken immer wieder vor die Sonne, so dass Tessa nach 20 Minuten aufgab und wieder ins Haus ging. Was konnte sie als nächstes tun. Sie sah sich um und ihr Blick blieb am Fernseher haften. Sie zuckte mit den Schultern und sprach mit sich selbst „Hm, warum eigentlich nicht.“ Wann hatte sie das letzte Mal Fern gesehen, seit sie in Deutschland angekommen war. Sie schaltete das Gerät und den Receiver ein, um auch die Kanäle aus Amerika empfangen zu können. Nichts. Sie hatte keine Lust, dem Problem auf den Grund zu gehen und gab sich mit einigen deutschen Talkshows zufrieden, wo sie sich eigene Dialoge für die Gäste überlegte. Auch daran verlor sie bald das Interesse. Irgendwie war heute einfach der Wurm drin. Alles langweilte sie und nichts schien sie zufriedenstellen zu können. Duschen! Was ein toller Einfall. Duschen wäre jetzt genau das Richtige. Danach würde sie sich bestimmt besser fühlen und vielleicht wäre Amber dann ja bereits wieder zu Hause. Aber auch nach der Dusche fühlte sie sich weder entspannter noch erfrischter. Ihr war langweilig. Zu Hause konnte sie auf Grund der Zeitverschiebung niemanden anrufen, im Fernsehen lief nur Müll, fürs Sonnen fehlte die Sonne. Was für ein scheiß Tag. Sie nahm sich das Telefon und versuchte Amber zu erreichen. Es klingelte – und klingelte – und nach dem zwanzigsten Tuten, war die Leitung auf einmal belegt. Tessa schrie sich ihren Frust aus der Brust. Es war zum Verzweifeln. Was sollte sie bloß mit sich
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