Haltlos
Er wusste, wie nah sich Tessa und Connor standen. Hätte man diese Tatsache denn übersehen können? Nein, es war alles zu offensichtlich. Auf manche Details hätte Connor dennoch gerne verzichtet. Er wollte weder etwas von ihren Alkoholeskapaden wissen noch von den Typen erfahren, mit denen sie sich abgab. Denen hätte er am liebsten auf der Stelle die Hälse umgedreht. Was ihn viel unruhiger werden ließ, war die Tatsache, dass Tessa auch von den Vampiren beobachtet wurde. Er konnte sie nicht einmal warnen. Was wollten die Vampire? Was hatte das wieder zu bedeuten? Sogar ein hochrangiger Vampir, Cillian hieß er, tauchte auf jeder Party auf, auf denen sich Tessa mit ihrer Freundin Amber vergnügte. Cillian war laut Datenbank der Vampir, der damals die Übereinkunft mit dem Orden und der Vampirgesellschaft ausgehandelt hatte. Er genoss bei Samira Draco nicht allein deshalb ein hohes Ansehen. Man munkelte, dass die beiden vor Jahrhunderten ein Verhältnis mit einander gehabt haben. Dann kam Cillian wohl ein junges Mädchen dazwischen und Samira hat sie grausam zurichten lassen. Aber sie tötete sie nicht, sie ließ sie verstümmelt und entstellt weiterleben. Cillian ertrug es nicht und hat sie von ihren Qualen erlöst. Aber das sind alles nur Gerüchte, niemand wusste, ob es tatsächlich der Wahrheit entsprach. Doch warum wurde Cillian aus Chicago nach Berlin berufen, um Tessa zu beobachten? Wussten die Vampire von der Prophezeiung? Das wäre zumindest die einzig logische Erklärung. Vielleicht wollten sie Tessa aus dem Weg räumen, weil der Orden seit ihrer Teilnahme an den nächtlichen Einsätzen deutlich bessere Trefferquoten bezüglich der Liquidierung von Illegalen erzielte. Er musste unbedingt mit Tessa sprechen. Er hatte sich für heute frei genommen und Francis gesagt, dass er sich einige Sachen in Berlin besorgen wollte. Francis argwöhnisch wie immer, ließ ihn dennoch ziehen. Nun versuchte Connor schon den ganzen Vormittag bei Tessa anzurufen, doch sie ignorierte seine Anrufe. Er war sich sicher, dass sie ihr Handy nicht vergessen hatte. Sie wollte nicht mehr mit ihm reden, da hatte sie sich klar ausgedrückt. Egal, er musste es versuchen. Und so machte er sich auf den Weg in den Innenhof. Als er an der Rezeption vorbeikam, griff er sich seinen Motorradhelm und setzte ihn auf, um sich wenige Schritte später auf seine Maschine zu setzten und in Richtung Dallgow-Döberitz aufzubrechen.
Francis betrachtete Connors Veränderung mit trauriger Mine. Aus diesem Jungen hätte so viel werden können und nun schmeißt er alles wegen eines Mädchens weg. Francis konnte das in keinster Weise billigen. Wo kämen wir denn dahin. Das Ziel der Zerstörung des Bösen hatte immer im Vordergrund zu stehen. Weder persönliche noch andere Gründe konnten ihn daran hindern, seinen Plan durchzusetzen. Zwei Fliegen mit einer Klappe würde er schlagen. Es war der perfekte Plan. Gut, ein wenig riskant, aber dieses Risiko war zu vertreten. Man musste nur den größeren Sinn dahinter erkennen. Er wusste von Cole und seinen Männern, dass Cillian sich anscheinend selbst an der Überwachung von Tessa beteiligte. So, womöglich hatte auch er eine Schwachstelle? Junge hübsche Frauen hatten es Cillian bereits in der Vergangenheit angetan. Francis würde es heute Abend erfahren. Er wusste wo Tessa und ihre Freundin heute Abend hin ausgehen würden. Cillian würde man demnach ebenfalls dort antreffen. Sein Plan bestand darin, Cillian ein wenig von den zermahlenen Blättern der Strychnos toxifera in einen Drink zu mischen, dies würde seine Sinne benebeln. Für die Menschen ist dieses Gift unter dem Namen Curare bekannt. Es handelt sich um das Pfeilgift der Indios aus Südamerika. Für den Menschen wäre es äußerst unangenehm, bewirkt es die Lähmung sämtlicher Muskeln, was zu einem Tod durch ersticken führen würde. Die Atemmuskulatur würde gelähmt werden. Herz und Hirn hingegen wurden nicht angegriffen. Das gute an Curare ist, dass es auf die Vampire komplett anders wirkt. Da Vampire nicht atmen müssen und zudem noch über die Fähigkeit der Selbstheilung verfügen, wirkt sich das Gift nicht auf die Muskulatur aus. Aber durch den Selbstheilungsprozess wird das Hirn der Vampire ein wenig beeinflussbar und dann wäre der erste Schritt getan. Für den zweiten Schritt musste Francis selbst vor Ort sein. Er würde Cillians Willen brechen und ihn in einen Blutrausch treiben. Dies konnte jedoch nur gelingen, wenn Cillian so durch die
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