Haltlos
Tessa ließ sich davon nicht beirren und suchte sich einen Platz, wo sie sich setzen und warten konnte. Während sie weiter wartete, telefonierte sie mit Amber, die, wie sollte es auch anders sein, mehr verstört darüber war, dass Tessa in einem Kloster übernachten würde, als dass sie heute nicht nach Hause kommen würde. Letztlich entschied Amber aber, dass Tessa bei den Mönchen nichts Schlimmes zustoßen könnte und so ließ sie sich von ihr dazu überreden nicht ebenfalls hier heraus zu fahren, sondern im Haus zu bleiben. Sie verabschiedete sich schnell von Amber, als Bruder Connor auf sie zu kam. „Miss Samuels, Ihr Zimmer ist bereit, darf ich Sie dorthin geleiten?“ „Ja, gerne Bruder Connor.“ „Sagt, was treibt eine so junge attraktive Frau hier her, so ganz, naja, allein und in die „Wildnis“?“ „Bruder, -“, „Oh, das war wieder ungehörig, verzeiht mir meine Neugier, ja?“ „Bruder Connor, es ist nicht ungehörig, im Gegenteil, es wundert mich eher, dass ein Mönch mich als attraktiv bezeichnet.“ Bruder Connor räusperte sich verlegen, „Miss, wir mögen zwar Mönche sein, doch weder sind wir blind, noch kann der Glaube sämtliche männlichen Eigenschaften bereinigen.“ Tessa lachte auf und setzte dann fort, „Bruder Connor, ich würde sie gerne um einen kleinen Gefallen bitten. Wie Sie bereits wissen, komme ich aus Amerika und bin natürlich nicht ohne Grund hier.“ Der Bruder schwieg, sah sie aber aufmerksam an. „Ich studiere paranormale Phänomene an der UC.“ Die Miene des Bruders zeigte Erschrecken und seine schusselige Fassade zeigte risse, denn in einem geschäftsmäßigen Tonfall fragte er Tessa „Und was wollt Ihr da bei uns? Ich meine was wollt ihr hier in unserem Kloster?“ „Ich hoffte auf Eure Hilfe. Mir wurde gesagt, dass dieses Kloster eine der ältesten Chroniken der Zeitgeschichte führe und so dachte ich mir, dass ich diese besichtigen und ein wenig in ihr lesen dürfte, um – naja – feststellen zu können, ob es im Laufe der Jahrhunderte hier in der Region merkwürdige oder gar unerklärliche Phänomene gegeben haben könnte.“ „Das kann ich mir nur schwerlich vorstellen“, eine schneidende Stimme schien wie aus dem Nichts vom Ende des Ganges zu kommen. Tessa blieb fast das Herz stehen, im Lügen war sie noch nie sonderlich gut gewesen, aber es entsprach doch fast der Wahrheit. Der Mönch, den Tessa schon den ganzen Tag immer wieder an verschiedenen Orten im Kloster gesehen hatte trat aus einer Nische hervor „Sie sind doch deutlich zu jung, um an einer Universität eingeschrieben zu sein, hat man Ihnen nicht beigebracht, dass Lügen eine Sünde ist?“ Tessa, die extra über den Ozean hierher geflogen ist, wollte noch nicht aufgeben. Außerdem hatte dieser Mönch irgendetwas an sich, dass sie geradewegs herauszufordern schien „Und Sie haben anscheinend noch nie etwas über den Begabtenförderungsfond der UC gehört?“ Pause „Dachte ich mir. Bruder?“ „Francis. Und ich bin kein Bruder, ich bin der Abt dieses Klosters.“ „Das trifft sich ja dann ziemlich gut, würden Sie mir gestatten, die Chroniken einzusehen? Es wäre äußerst freundlich von Ihnen.“ „Ruhen Sie sich erst einmal aus, ich werde darüber nachdenken. Genießen Sie Ihren Aufenthalt.“ „Vielen Dank.“ Konnte Tessa gerade noch erwidern, bevor Pater Francis verschwunden war. „Was war denn das?“ fragte sie an Bruder Connor gewandt „Was? Pater Francis? Äh, ja, der ist immer so, machen Sie sich darüber keine Gedanken. Hier im Orden nehmen sich einige Personen viel zu wichtig, aber meine Liebe, es könnte dennoch nichts schaden, ihm aus dem Weg zu gehen.“ „Danke Bruder Connor“, und da Tessa diesen Mönch irgendwie unheimlich nett fand und auch die Art mochte, wie er mit ihr umging, setzte sie kurz entschlossen hinzu, „Bruder Connor, nennen sie mich doch bitte Tessa.“ „Ja, Miss, ich meine natürlich Tessa, das werde ich mit Freuden machen. Nun aber husch in Ihre – entschuldige – in deine Kammer und schlaf recht gut. Und wundere dich nicht, morgen wird hier ab 4 Uhr reger Betrieb herrschen, Frühstück gibt es ab 6 Uhr. Gute Nacht, Tessa!“ „Gute Nacht, Bruder Connor.“ Um 6 Uhr soll es Frühstück geben, dass ist ja schlimmer als bei der Army. Die armen Mönche wissen bestimmt nicht einmal wie schön es sein kann, einfach alle vier grade sein zu lassen und auszuschlafen oder einen ganzen Tag zu vergammeln.
8.
Connor ordnete an der Rezeption seinen
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