Haltlos
befand. Noch immer spürte sie Cillians Nähe. Es war alles nur ein Traum, rief sie sich ins Gedächtnis. Nur ein sehr sehr sehr realer Traum. Ihre Synapsen waren sprichwörtlich überladen. Nach tiefem Durchatmen, und einem Blick auf die Uhr, die gerade erst 1 Uhr anzeigte, wollte sie sich schon wieder zurück in die Kissen sinken lassen, um ihren Schlaf fortzusetzen, als sie draußen im Innenhof dumpfe Geräusche und flüsternde Stimmen wahrnahm. „Wer zum Teufel treibt sich mitten in der Nacht in den Klosteranlagen herum? Und wer ist so blöd und macht dabei auch noch so einen „Lärm“?“, fragte sich Tessa und schlich vorsichtig zu dem kleinen Fenster, um einen Blick in den Innenhof zu werfen. Sie gab sich äußerst große Mühe nicht den Vorhang zu berühren, wusste sie, dass dieser ihr in der Dunkelheit die draußen herrschte, einen gewissen Schutz vor ungewollter Entdeckung bot. Konnte sie ihren Augen trauen? Tessa ließ ihren Blick über den tagsüber vor Touristen wuselnden Innenhof gleiten und bekam ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Hier haben sich mitten in der Nacht schwer bewaffnete Eliteeinheiten getroffen, so, wie man sie in jedem Actionfilm nicht besser hätte nachstellen können. Wo zum Teufel kommen die denn her und was noch viel wichtiger war, was taten die hier mitten in der ländlichen Einöde in einem Kloster? Im spärlichen, von nächtlichem Dunst verschwommenen Lichts der einzigen Laterne des Hofes blieb gerade ein Soldat (Tessa wusste nicht, was es sonst sein sollte) stehen und überwachte das Treiben der anderen. Tessas Hand eilte ebenso schnell wie der Schreck in ihre Glieder zu ihrem Mund und presste sich davor, um so ein Aufkeuchen zurückzuhalten. Dort unten, in Kampfmontur erkannte sie Bruder Connor. Viel zu verblüfft über seine äußere Erscheinung entging es ihr, dass sich Francis, der den Trupp anzuführen schien von der gegenüberliegenden Seite auf Connor zu bewegte. Entweder haben die Mönche hier einen Hang zu Reality Rollenspielen, oder die Informationen um den geheimen Orden erwiesen sich letztendlich als wahr. Eins war jedoch sicher, um normale Mönche handelte es sich keines Falles. Mittlerer Weile bezweifelte Tessa sogar, dass es sich überhaupt um echte „Gottesdiener“ handelte. Wo haben die nur die eins, zwei, und da hinten noch den dritten Hummer versteckt? Die hätten Tessa mit Sicherheit auffallen müssen, als sie am Nachmittag das Gelände begutachtet hatte. Egal, nun musste sie irgendwie unbemerkt zu ihnen gelangen, um herausfinden zu können, was die Mönche vorhatten. Sie musste sich beeilen, verspürte sie doch, dass sich im Hof bereits eine allgemeine Aufbruchsstimmung bemerkbar machte. Schnell schlüpfte sie in ihre Jeans und Turnschuhe, zog noch einen schwarzen Kapuzenpullover über, dessen Kapuze sie sich bis tief in die Stirn zog. Vorsichtig, um kein unnötiges Geräusch zu verursachen, und schlich sich den dunklen, kargen, kalten Flur entlang, über den sie ein paar Stunden zuvor zu ihrem Zimmer geleitet wurde, wieder zurück in Richtung Foyer. Dabei musste sie äußerst leise und halb auf Zehenspitzen gehen, damit sie kein verräterisches Quietschen ihrer Turnschuhgummisohlen von sich gab. Kurz bevor man durch einen Durchgang mit Rundbogen in das Foyer gelangte, zweigte sich ein kleinerer Durchlass ab, an dessen Ende eine schmale Tür zu dem sich im Innenhof befindenden Abfallplatz befand. Die Mülltonnen befanden sich, wie Tessa am Nachmittag bereits feststellen konnte, umzäunt am linken Rand der Hofanlage. Somit boten sie Sichtschutz und einen guten Überblick zu gleich. Tessa wollte eben um die letzte Ecke biegen, stolperte jedoch mit einem dumpfen Scharren über eine am Boden stehende Holzkiste mit den Gemüseabfällen darin. Der Gedanke, wie typisch das einmal mehr für sie war, keimte aus Furcht vor der Entdeckung durch einen der – äh – „Soldaten“ für maximal eine Sekunde in ihr auf. So schnell wie möglich duckte sie sich und kroch auf allen Vieren unter das kleine Tischchen und versuchte sich so klein wie möglich zusammenzurollen. Langsam vernahm sie leise Schritte, die sich ihr unaufhörlich näherten. Alles was Tessa zu sehen bekam, waren jedoch nur schwere schwarze Einsatzstiefel, die genau an ihrem Versteck vorbei gingen und inne hielten. Tessa befürchtete, dass wer immer dort draußen vor ihr stand, ihren bis in ihren Kopf dröhnenden Herzschlag ebenfalls hören konnte. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern und man
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