Haltlos
sein.“ Schmerzlich tauchte der Tag seiner Aufnahme in den Orden vor seinem inneren Auge wieder auf. Francis hatte ihn in seiner Kammer besucht. Nach einem sehr langen Gespräch, in dem er von Francis manipuliert wurde, wie er heute besser wusste, kehrte er dem klösterlichen Leben, dem er sich seit dem Verlust seiner Pflegeeltern widmen wollte, den Rücken. Es hätte seine Zuflucht werden sollen. Sein stiller Hort der Kraft. Kein Kind hätte all das durchmachen sollen, was Connor innerhalb seines jungen Lebens gesehen hatte. Nachdem seine Eltern beide nicht mehr am Leben waren, kam er zu einer wohlhabenden Pflegefamilie. Da Emily und George keine eigenen Kinder bekommen konnten, erfuhr er wahre Liebe von ihnen. Sie verbrachten jede freie Minute damit, ihn glücklich zu machen. Er dankte es ihnen, indem er ebenfalls für sie der perfekte Sohn sein wollte. Es lief auch alles für jeden gut, sie verstanden einander und kein Außenstehender hätte ahnen können, dass Connor nur ihr Pflegekind gewesen war. Eines Nachts jedoch war der Traum ausgeträumt. Es war seine erste Begegnung mit Vampiren, obwohl er als Kind nicht glaubte, dass er all dies sinnlos grausame Gemetzel wirklich gesehen hatte. In den ersten Jahren nach dem Tod seiner Pflegeeltern versuchte er sich einzureden, dass alles nur inszeniert gewesen sei, sie wollten ihn loswerden. Die Zeitungen berichteten von der Tat eines Irren. Connor wurde in die Obhut des Klosters gegeben. Das Erbe seiner Pflegeeltern sorgte für eine sehr gute Ausbildung. Er wollte nie wieder zurück in die Welt, aber Francis hatte andere Pläne mit ihm. Er benutzte seine Gabe, die Kontrolle des Geistes. Heute staunte Connor manchmal über die Effizienz, die bei keinem Vampir größer sein könnte. Aber so war das Leben im Orden nun einmal. Viele der Ordenskrieger hatten eine Gabe. Menschen, die eine physische, psychische oder kinetische Gabe haben nennt man Skhelia. Connor war Empath, Francis kontrollierte den Geist anderer Menschen und Cole, tja Cole war von jeher stärker und mit besseren Reflexen ausgestattet, als jeder andere Mensch. Auf die Art, war er der körperlichen Überlegenheit einiger Vampire zwar nicht ebenbürtig, dennoch konnte er sich gut mit ihnen messen. Das war auch einer der Gründe, warum er sich ständig in Gefahr brachte. Cole liebte den Kampf Mann gegen Mann, sprich Mann gegen Vampir, Werwolf oder anderen Unterweltabschaum. Dennoch wäre Cole das eine oder andere Mal ohne die Hilfe seiner Ordensbrüder nicht mehr mit seinem Leben davon gekommen. Connor haderte oft mit seinem Schicksal, wenn er allein in seinem Zimme r saß. Dann fragte er sich immer wieder, ob er dem allem hier zugestimmt hätte, wenn Francis ihn nicht manipuliert hätte. Natürlich fühlte er sich hier sehr wohl, er war nicht mehr der Sonderling, der er als Kind gewesen war. Hier war er einer von vielen Skhelia, die alle besondere Fähigkeiten besaßen. Woher diese kamen und warum gerade sie diese besaßen, ist schwer zu sagen. Wichtig für Connor war letztendlich nur, dass er nach langem Suchen eine Ersatzfamilie gefunden hatte. „Es liegt an ihr, oder?“ Connor wurde in seinen Gedanken von Francis‘ eisig schneidender Stimme jäh unterbrochen. Völlig perplex antwortete er mit Entsetzen in der Stimme, „Bitte was?“ „Leugnen hat keinen Zweck, ich habe gesehen, wie du sie beobachtest und ich habe gesehen, wie du sie angesehen hast, nachdem ich dir mitteilte, dass sie die Auserwählte ist und …,“ das war der Zeitpunkt, an dem Connor handeln musste, „und genau DAS glaube ich eben nicht. Wie du sagtest, habe ich sie beobachtet, und genau das ist das Problem. Sie ist nicht die Auserwählte, sie kann es einfach nicht sein. Sie, sie“, Connor geriet ins Stocken, da er sich von seinen Emotionen hatte leiten lassen. Jetzt konnte er nicht mehr zurückrudern und musste Francis reinen Wein über das einschenken, was heute Nacht tatsächlich vorgefallen war. Er atmete tief ein und seufzte, „Sie hatte nicht die geringste Ahnung von dem, was wir, sprich, was der Orden tut. Sie wusste bis heute nicht einmal, dass Vampire in der realen Welt existieren und jetzt, Francis, kommt das Beste an der ganzen Sache: SIE LIEBT VAMPIRE.“ Francis Gesicht verriet nichts, doch Connor spürte wie der Schock ihm in Mark und Bein glitt. Connor legte alle Details offen auf den Tisch. Das Tessa bei den Hallen war, dass sie alles mit angesehen hatte und dass er sie eben auf ihrer Kammer besucht hatte, um noch
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