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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Kuss lag
etwas Unanständiges. Er wirkte nachlässig und unehrlich,
ohne dass Kai sagen konnte, weshalb.
    »Selina«, sagte er und griff sie am Ellenbogen. Sie reagierte
nicht, sondern bewegte sich nur weiter im Rhythmus der
Musik.
    »Selina«, rief Kai nun lauter und bemerkte, wie Selinas
Freundin den anderen Kerl ebenso plötzlich, wie sie ihn umarmt hatte, losließ und weitertanzte, als sei nie etwas geschehen.
Kai schüttelte Selina sanft, und sie öffnete ihre Augen,
die im bunten Schein der Lichter glänzten.
    »Ich dachte, du bist in Rom«, schrie er ihr ins Ohr. Verdammt
noch mal, konnte man sich auch nirgends richtig
unterhalten?
    Selina begann zu lachen. Es klang über die Musik so hell
und klirrend, wie er noch nie jemanden hatte lachen hören.
Er bekam eine Gänsehaut, als er ihre kleinen Pupillen sah:
Was hatte sie bloß genommen? Natürlich hatte Kai schon
verschiedene Sachen auf Partys ausprobiert, hin und wieder
mal einen Joint geraucht und einmal bei der Party eines
Freundes auch Ecstasy genommen. Der Trip war höllenmäßig
gewesen, und als er es endlich ins Badezimmer geschafft
hatte, um sich zu übergeben, hatte er sich geschworen, davon
für immer die Finger zu lassen.
    »Was?«, fragte Selina. Sie kam ihm ganz nahe und ihr
Atem roch nach einer Mischung aus Kaugummi und Wodka-Pops.
    »Ich dachte, du seist in Rom.«
    Sie nahm seinen Kopf in beide Hände und zog ihn statt
einer Antwort ruckartig an sich. Sein Mund traf hart auf
ihren, als sie ihn küsste und ihn dann heftig in die Unterlippe
biss.
    »Au!« Er fuhr erschrocken zurück. Auf seiner Zunge spürte
er den metallischen Geschmack von Blut. Selina lachte
wieder dieses hohe, unnatürliche Lachen. Kai wandte angewidert
den Kopf ab.
    »Ich bin doch auch in Rom! Schau! Ich bin in Rom«, kreischte
Selina schrill. Dann presste sie sich an ihn und tanzte unter Einsatz ihres ganzen Körpers. Sie rieb sich schlangenartig an
ihm und ließ dabei ihre Hände über seine Brust wandern, zog
sein Hemd aus dem Bund seiner Jeans und wollte ihre Hände
unter sein T-Shirt gleiten lassen. Kai schob sie sanft von sich.
Er wollte das nicht, nicht hier, nicht so.
    Was war denn in sie gefahren?
    Sie aber griff nach seinem Arm. »Hey, bleib doch da. Ist
doch alles cool, oder?« Sie zupfte wieder an seinem Hemd
und ließ ihr Becken an seinen Hüften kreisen. Kai riss sich
los und Selina sah ihn kurz an. Die Beleuchtung schaltete auf
Stroboskop um. Sie lachte, und all ihre Bewegungen wurden
zackig, während ihre Zähne leuchteten. Kai schüttelte den
Kopf, und die Tanzfläche füllte sich, sodass er nicht deutlicher
werden musste. Selina ließ sich zwischen den anderen
Leuten treiben und ging schließlich zwischen ihnen unter.
    Wie betäubt stand Kai da, als Mudi ihm eine Hand auf
die Schulter legte.
    »Alles klar bei dir?«, schrie er über die Musik hinweg. Kai
nickte nur und bedeutete Mudi, weiter von der Tanzfläche
wegzugehen. Mit jedem Schritt beruhigten sich seine erregten
und gesträubten Sinne.
    »Was war das denn?«, fragte Mudi.
    Kai schüttelte hilflos den Kopf. »Das weiß ich selber nicht. Auf jeden Fall war es schrecklich.«
    In diesem Moment stellte sich ein Kommilitone zu ihnen
und begann sofort, Mudi zuzutexten. Kai schnappte nur
Wortfetzen auf, während er noch einmal gedankenverloren
zur Tanzfläche sah, wo Selina nun einem anderen Kerl am
Hals hing. Oh Mann, was war denn mit der los?
    Kai wurde heiß, er steckte eine Hand in die Hosentasche seiner Jeans und trank hastig seine Cola aus. Die Aula wurde
immer voller.
    Er wandte sich zur Bar, um sich noch ein Getränk zu holen,
als sein Blick auf Halva fiel. Sie stand ein, zwei Schritte von
ihm entfernt allein an der Theke. Das schien sie jedoch nicht
zu stören, denn sie sah sich aufmerksam um.
    Kai trat zu ihr. »Möchtest du noch etwas trinken? Ein
Glas Wein vielleicht?«
    »Nein danke«, sagte Halva und schüttelte den Kopf. Die
Scheinwerfer warfen bunte Flecken auf ihre dichten glänzenden
Haare.
    »Willst du vielleicht tanzen?«, fragte Kai sie, ohne genau
zu wissen, weshalb. Er hatte wirklich nicht vorgehabt, diese
Frage zu stellen.
    »Nein danke.«
    »Ist denn alles Nein bei dir?«
    »Nein.« Sie lächelte kurz, und in ihren Wangen bildeten
sich zwei Grübchen, ehe sie sagte: »Aber wenn es ums Tanzen
geht, bin ich keine zweite Wahl. Eigentlich im Allgemeinen
nicht.«
    Die Abfuhr kam so gelassen über ihre Lippen, als sagte sie:
Schönes Wetter heute, Kai, was?
Er war sprachlos und

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