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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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gleichzeitig
noch immer von Selinas Verhalten erschüttert.
    Er zuckte die Schultern. Ach, was sollte das Ganze. Die
Party war vermasselt, so viel stand fest.
Frauen!
Wer verstand
sie schon? Was für ein peinlicher Abend! Und er konnte sich
nicht einmal betrinken, weil er mit dem Auto da war.
    Er nickte Halva zu. »Sorry, ich habe dahinten einen Freund
gesehen, wenn du mich kurz entschuldigst …«, sagte er und
wandte sich zum Gehen.
    »Sicher doch«, lächelte Halva. »Bis gleich.« Sie verschränkte
die Arme und sah auf die Tanzfläche.
    Bis hoffentlich nie mehr, dachte Kai und warf sich in die
gesichtslose Menge. Wenn er schon nicht trinken durfte,
ging er doch zumindest tanzen. So konnte er dem Abend
vielleicht noch etwas abgewinnen.
    Halvas Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals, als Kai
Richtung Tanzfläche abzog.
    Blöde Kuh, sagte sie zu sich selber. Sie hätte doch eigentlich
gerne mit ihm getanzt, oder? Wie er diese Blondine
angeschaut hatte – so intensiv. Halva bekam bei dem Gedanken
daran eine Gänsehaut. Sein Blick war wie eine Berührung
gewesen. Wie wäre es, wenn er
sie
so ansah?
    Kai war jetzt aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Sie hatte
richtig gehandelt, entschied Halva. Aus Mitleid musste er
nicht mit ihr tanzen. Er sollte kommen, weil er es wollte.
Halvas Blick streifte durch die Menge, bis sie Kai etwas abseits
am anderen Ende der Aula entdeckte, wo er sich zum
Rhythmus der Musik bewegte. Sie konnte warten.
    Die Tanzfläche brodelte, und wie immer, wenn er tanzte,
vergaß Kai alles um sich herum. Das Tanzen erinnerte ihn an
seinen Lieblingssport, das Tauchen. Erst der Schlag, wenn er
hintenüber ins Wasser eintauchte. Dann das Schweben und
Eins-mit-sich-Sein. Eine Abgeschlossenheit, die nichts mit
Einsamkeit zu tun hatte. Auf dieselbe Art tauchte er nun
in die Musik ein. Die Welt um ihn wurde zu einem bunten
Wirbel, während er im Herzen des Tornados immer ruhiger
wurde. Nach und nach fielen alle Anspannung, aller Ärger von ihm ab. Hin und wieder sah er auf die Uhr, Schweißtropfen
auf der Stirn.
    Es war beinahe Mitternacht, als der DJ »I will survive«
von Gloria Gaynor auflegte. Kai schöpfte Atem und wischte
sich mit dem Arm übers Gesicht. Er hatte sich seinen Pulli
ausgezogen, sein Hemd war bis zur Brust aufgeknöpft und
feucht. Zu diesem Lied wollte er nicht tanzen, das konnte er
den Mädels überlassen. Er ging und stellte sich so, dass er die
Tanzenden gut beobachten konnte. Wie erwartet sprangen
mehr und mehr Mädchen auf die Tanzfläche und begannen,
bei dem Lied mitzusingen, als sei es ihre ureigenste und persönlichste
Hymne.
    First I was afraid, I was petrified …
    Die Mädchen kreischten.
    Kept thinking I could never live without you by my side …
    Einige fassten einander bei den Schultern und bildeten
einen Kreis. Die Menge wirkte auf Kai wie ein wirbelloses,
waberndes Tier. Er sah Selina in der Mitte des Saales. Sie
torkelte und er beobachtete sie mit nichts als klinischem Interesse.
Hatte sie ihm je gefallen? Ihm reichte es. Er konnte
jetzt genauso gut einfach gehen, oder?
    Da sah er das Mädchen etwas abseits der Menge tanzen.
Ihren Oberkörper hielt sie so gut wie still – aber
im Rhythmus
der Musik still. Die Arme waren leicht angewinkelt und ihre
Bewegungen fließend und geschmeidig. Sie war Musik und
nichts anderes. Kai vergaß zu atmen, als sie die Hüfte in
der eng anliegenden Jeans drehte und ihre Füße nach vorn
glitten. Hatte sie keine Knochen? So etwas hatte er noch nie
gesehen. Ihr Tanz war lockend, aber forderte den Zuschauer
eher zum Anbeten als zum Anfassen auf. Sie war Geheimnis und Offenbarung, Verbot und Erlaubnis, Erde und Luft,
Feuer und Wasser. Wer war sie? Kais Mund wurde trocken.
    Er konnte seinen Blick nicht von ihr lösen. Dreh dich um,
flehte er stumm. Dreh dich um.
    Sie erhörte ihn, wandte sich in seine Richtung und Kai
verschluckte sich vor Schreck.
    Es war Halva. Mudis Schwester.
    Sie war doch eben noch so zurückhaltend und beherrscht
gewesen. Woher kam diese Art zu tanzen? Er war von ihren
Bewegungen wie hypnotisiert, und als ihr Blick den seinen
traf, lächelte sie ihm einen Wimpernschlag lang zu. Kai rang
nach Luft und fand keine. In diesem Moment griff ihn jemand
am Arm und befreite ihn aus dem Bann, in den Halvas
Tanz ihn geschlagen hatte.
    Mudi schrie: »Mist. Schon fast Mitternacht. Ich würde zu
gerne noch bleiben, aber ich habe meinem Vater versprochen,
dass ich Halva nach Hause bringe. Wenn sie zu spät kommt,
gibt es für uns

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