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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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beide Ärger.«
    »Ich wollte sowieso gerade fahren«, brüllte Kai gegen die
Musik an.
    »Was denn? Schon? Es hat doch noch gar nicht richtig
angefangen.«
    Kai zuckte mit den Schultern. »Ich muss morgen früh
raus.«
    »Warum?«
    »Ich spiele Saxofon.«
    »Hast du Unterricht, oder was?«
    »Nee. Mein Onkel ist Studiomusiker, und so vor vier, fünf
Jahren habe ich angefangen, bei ihm im Background-Orchester
zu spielen. Es macht Spaß und wird gut bezahlt.«
    »Wie cool.«
    »Kannst ja mal ins Studio mitkommen, wenn du willst.«
Mudi nickte und sah sich dann nach Halva um. Kai wollte
sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. »Soll ich
deine Schwester nach Hause bringen?« Bitte sag Ja, flehte
er stumm.
    Mudi zögerte kurz. »Würdest du das tun? Ich würde gerne
noch bleiben.«
    »Sicher doch.« Halva zog Kais Blick an wie ein Magnet.
Sie tanzte noch immer, aber ignorierte ihn vollkommen. Sieh
mich an, schlug sein Herz. Sieh mich an. Doch sie hielt ihre
Lider weiter gesenkt. Sein Herzschlag stockte. Sie spielte mit
ihm, begriff er.
    »Danke«, sagte Mudi. »Du bist ein echter Freund.«
    Oder auch nicht, dachte Kai, nicht im Geringsten schuldbewusst,
und nickte. »Gern geschehen«, sagte er. Seine Welt
reduzierte sich auf dieses Mädchen dort vor ihm, die Schwester
seines Freundes. Was hatte er vorhin gedacht? Dass sie
aussah wie aus einer Ralph-Lauren-Anzeige? Quatsch. Sie
war edel, sicher. Aber an ihr war auch etwas Wildes, Fremdes,
das er erforschen wollte.
    Sie gingen zur Tanzfläche und Mudi fasste Halva am Arm,
zeigte auf seine Armbanduhr und schrie ihr etwas ins Ohr.
Sie warf Kai einen kurzen Blick zu und nickte dann, ehe sie
Mudi in Richtung Ausgang folgte.
    Kai wagte es nicht, sie zu berühren. Stattdessen bahnte
er ihnen einen Weg durch die Menge und drehte sich nur
immer wieder nach ihr um, um sicherzustellen, dass sie noch
hinter ihm war.
    »Hast du eine Jacke dabei?«, fragte er sie, als er sich an der Garderobe seinen Mantel geben ließ. Seine Stimme klang
rau und er räusperte sich.
    Sie nickte und holte eine Marke aus ihrem Portemonnaie
hervor. »Ja, eine Jeansjacke.«
    Er nahm das Kleidungsstück für sie entgegen und half ihr
hinein. Dabei streifte er leicht ihren Arm. »Danke«, murmelte
sie und drehte sich zu einem der großen Fenster, vor
denen die dunkle Nacht wie ein Vorhang hing. Kai sah, wie
sie ihren Schal um den Hals legte, ihre Haare daraus befreite,
sie über die Schulter warf und dann kurz ihren Kopf zur
Seite drehte, um ihr Spiegelbild im Halbprofil zu betrachten.
Ihre Blicke trafen sich und ein ungeahntes Gefühl von Zärtlichkeit
durchflutete Kai.

Auf dem Weg zum Wagen fühlte Halva sich wie auf Watte
gebettet. Ihre Mutter hatte vor der Reise nach Deutschland
ihre letzten Schmuckstücke so eingepackt, und genauso
wertvoll wie die Juwelen aus Mamiis Familie fühlten sich
jetzt auch die Augenblicke mit Kai an.
    Die Luft war kalt und trocken und der Himmel von Wolken
bedeckt, als sie aus der Uni traten. Doch Halva war in
ihrem Inneren so warm, dass sie wie durch einen Korridor zu
Kais Wagen ging. Seine Nähe ließ ihre Haut prickeln.
    »So, da sind wir«, sagte Kai und blieb vor einem kleinen
Mercedes stehen, der etwas schief geparkt am Rand des großen
Parkplatzes stand. Er schloss den Wagen auf und öffnete
dann wie selbstverständlich die Beifahrertür für Halva.
    Fast schon etwas altmodisch, dachte sie schmunzelnd.
Aber es gefiel ihr, dass er sich solche Mühe gab. Sie stieg in
das Auto ein und suchte neben dem Sitz nach der Schnalle
für ihren Gurt.
    »Geht's?«, fragte Kai und griff zu ihr hinüber, um ihr zu
helfen. Dabei streifte er kurz ihre Hand und sie beide zuckten
zurück.
    »Entschuldigung«, murmelte er.
    »Nichts passiert«, erwiderte sie heiser. Ihre Finger glühten,
und sie wusste für einen Augenblick nicht, was sie mit ihren
Händen anfangen sollte. Schließlich faltete sie sie etwas verkrampft
im Schoß. Wie sollte sie diese Fahrt nur überstehen?
    Sie blickte aus dem Beifahrerfenster zum Himmel hinauf,
während Kai den Wagen startete und ruckelnd zurücksetzte.
Konnte das Auto auch zu den Sternen fliegen, die sich gerade
hinter den Wolken versteckten? Was für ein Gedanke!
Erste Haltestelle Venus, bitte!
    ›Kai bringt dich heim‹, hatte Mudi ihr ins Ohr geschrien
und über seine Schulter hinweg hatte sie Kais Blick aufgefangen.
Bingo, hatte ihr Herz geschlagen. Manchmal fügte
sich einfach alles richtig zusammen.
    Aber empfand er dasselbe wie sie? Manches

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