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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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die Tasche legen.«
    Halva lachte und steckte das Telefon weg. »Bin ich wirklich
so schlimm?«
    »Schlimmer. Du bist vollkommen abgelenkt. Im letzten
Workshop hast du die Hüfte auf jeden Fall deutlich besser
schwingen lassen.«
    Halva schnitt eine Grimasse, ging auf die Zehenspitzen,
streckte die Arme durch und machte mit einem Wippen der
Ballen eine wellenartige Bewegung.
    »Aber jetzt erzähl noch mal! Wen genau hast du denn
kennengelernt? Und wo überhaupt?«, fragte Hannah, aber
Halva schüttelte nur den Kopf.
    »Das erzähle ich dir später. Wenn er wirklich angerufen
hat.«
    »Deine Beherrschung möchte ich haben!«
    Halva lächelte und ging zur Stereoanlage, um ein neues
Stück auszuwählen. Dann klatschte sie in die Hände. »Alle
in eine Reihe. Arme nach oben. Nicht so! Ihr seht ja aus, als
ob ihr nach Hilfe ruft! Locker. Anmutig. Stellt euch vor, ihr
haltet ein großes U zwischen den Händen … schon besser.
Jetzt drei Schritte aus der rechten Hüfte nach vorn … dann
die linke Hüfte. Fühlt die Musik!«
    Die Frauen lachten und Halva selbst ließ sich von der
Musik ausfüllen.
    Ihr ging es gleich viel besser. Und hoffentlich gab es wirklich
bald mehr zu erzählen! Wenn die Musik endete und sie
wieder ihr Handy kontrollierte. Es war einfach hoffnungslos,
dachte sie glücklich lächelnd. Hoffnungslos und gleichzeitig
wunderbar.
    Samstagabend schaltete Halva ihr Handy aus. Das gab es
doch nicht. Er hatte nicht angerufen. Das-gab-es-doch-nicht!
Sie schaltete das Telefon wieder an. Draußen war der Schnee
geschmolzen, und als sie nach dem Workshop am späten
Nachmittag nach Hause gegangen war, hatte sie nur schmutzige
Lachen auf dem Bürgersteig gesehen. In der Wohnung
roch es wieder nach Lamm mit Auberginen und Bohnen und
der Fernseher lief. Jede Sekunde, ach was, jeder Herzschlag,
in dem ihr Telefon schwieg, dehnte sich wie Kaugummi ins
Endlose. Sie machte sogar den Hasenkäfig sauber und dachte
dabei so sehr an Kai, dass sie das schmutzige Stroh wieder
in den Käfig stopfte und das saubere wegwarf. Dann büchste
ihr der Hase auch noch aus.
    Ihr Vater fing ihn, als er dabei war, das Fernsehkabel anzuknabbern.
    »Vielleicht bin ich zu alt, um einen Hasen zu haben«, sagte
Halva heftig, aber Miryam musste darüber lachen.
    »Du siehst viel hübscher aus, wenn du lachst«, sagte Raya
zu ihr. Miryam senkte den Blick. Unter ihren Augen lagen
tiefe Schatten.
    Kein Wunder, dachte Halva. Wann war sie gestern wohl
nach Hause gekommen?
    Was für ein Mistabend. Schlimmer noch, es gab heute
nicht einmal Aussichten auf Besserung. Hannah musste babysitten
und hatte darum keine Zeit. Was tun? Zusammen
mit ihren Eltern eine dämliche Show im Fernsehen anschauen?
Lieber las sie »Sturmhöhen« weiter. Obwohl das in ihrer
Lage nicht die beste Lektüre war.
    Während im Hintergrund der Fernseher lief, schwadronierte
Mudi nur über sein mögliches Praktikum, und ihre Mutter sah ihn dabei an, als tropften Perlen der Weisheit
von seinen Lippen.
    Seht ihr nicht, dass ich warte?? Dass ich leide, verdammt noch
mal? Ist euch das schon mal passiert?,
wollte Halva ihre Familie
anschreien, aber sie riss sich gerade noch zusammen. Sie
konnten ja nichts dafür, dass sie sich verliebt hatte. Yep. Das
war es. Sie hatte sich verliebt. Gestern hatte sie noch denken
können. Heute nicht mehr.
    Sie blickte zu ihren Eltern hinüber, die nebeneinander auf
dem Sofa hockten. Wenn sie sie so sah, war es so schwer, sie
sich als leidenschaftlich verliebtes junges Paar vorzustellen.
Dann dachte sie an Mamiis stete verächtliche Kommentare
über Baba. Vielleicht war die leidenschaftliche Liebe eine
Erfindung des Westens? Ach Quatsch, und was war dann
mit »Vis o Ramin«?
    Mudi war jetzt mit seinen gähnend langweiligen Ausführungen
fertig und fragte Halva: »Und bist du denn gestern
gut nach Hause gekommen?«
    Halva war froh, dass er ihr einen Vorwand gab, um Kais
Namen in den Mund zu nehmen. Sie nickte.
    »Ja. Kai ist vorsichtig gefahren.«
    »Kai?«, fragte ihr Vater und nahm sich von dem noch
ofenwarmen Dattelbrot. »Hm, das duftet gut! Wie daheim.«
    Halva sah ihn erstaunt an. »Wir sind doch daheim, Baba!«
    »Ich meine, im Iran«, verbesserte er sich. »Also, wer ist
dieser Kai?«
    »Du weißt schon, Mudis Freund«, sagte Halva und versuchte,
dabei gleichgültig zu klingen. Eine Großinquisition
hatte ihr gerade noch gefehlt.
    »Ah ja. Und er hat dich nach Hause gebracht?«
    »Ja.«
    Cyrus warf Mudi einen fragenden Seitenblick zu, doch
der hob

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