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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Auffahrt
hinunter. Vielleicht sollte er mit der Sekretärin im Krankenhaus
einen Termin ausmachen, wenn er mit seinem Vater
etwas unternehmen wollte, dachte Kai bitter. Er schluckte
wieder und begann, sein Müsli zu essen. Na, egal. Seine Gedanken
wanderten abermals zu Halva. Was hatte sein Vater
gesagt?
Dann würde ich einfach hingehen und zusehen, dass ich
sie bekomme.
    Er konnte nicht mehr sitzen. Aber gleichzeitig konnte er ja
auch schlecht am Samstag einfach so bei Mudi aufkreuzen.
Am Montag war das schon etwas anderes. Nur wie, bitte
schön, sollte er es bis Montag aushalten? Montag, das war
ein Jahrtausend, eine Ewigkeit von heute entfernt.
    Sein Herz schlug
Halva-Halva-Halva,
als er aufstand und
an die wandhohen Fenster trat. Kai sah in den Garten hinaus.
In der Außenküche war alles bereits weggeräumt und für
den Winter verriegelt und verrammelt. Der schwere Gasgrill
unter seiner wasserfesten Hülle trug eine weiße Mütze aus
frisch gefallenem Schnee, wie auch die Statuen, die zwischen
den kahlen, dornigen Rosenbüschen hervorsahen. Der sonst
sorgsam gepflegte Rasen war weiß gepudert, und selbst im
Pool, aus dem das Wasser erst letzte Woche herausgelassen
worden war, hatte sich Schnee auf einer Schicht Laub
gesammelt. In den hohen Bäumen an der Grenze des Gartens
saßen wieder die Raben, an denen alles nach unten zu
hängen schien: Gefieder, Flügel, Kopf und Schnabel. Brrr.
Unglücksvögel.
    Kai zog sein iPhone heraus und rief Halvas Nummer auf.
Dann las er noch einmal die Nachricht, die er ihr geschickt
hatte. Sie hatte nicht geantwortet. Warum nicht? Er sah wieder
auf die Uhr. Sollte er sie anrufen? Sie war beschäftigt,
hatte sie gesagt. Womit? Du Depp, schalt er sich. Das nächste
Mal, wenn du was wissen willst, dann frag einfach! Sonst
konnte er sich gleich auf ein Leben aus
would have, should
have, could have
einstellen. Er steckte sein iPhone wieder weg.
Sie hatte gestern eher abwartend geklungen und schließlich
hatten sie für Montag eine lose Verabredung. Da wollte er
sich davor nicht unbedingt eine Abfuhr einholen.
    Ein Tanz, einmal zur Tasche gerannt. Wieder ein Tanz, wieder
zur Tasche gerannt. Wie konnte man nur einen Samstag
so dämlich verbringen?! Halva war wütend auf sich selbst,
aber konnte nicht anders, auch wenn sie sich wie eine Marionette
fühlte, die an unsichtbaren Fäden immer wieder zu
ihrem Handy gezogen wurde. Kaum endete die Musik und
die anderen Mädchen und Frauen griffen sich ihre Wasserflaschen,
raste sie zu ihren Sachen und prüfte ihre Nachrichten.
    »Sag mal, was ist eigentlich los?«, fragte ihre Freundin
Hannah, die den Workshop mitmachte. Sie gingen zusammen
zur Schule, aber richtig kennengelernt hatte Halva sie
bei einem Intensivkurs zum Modern Dance. Durch diese
gemeinsame Leidenschaft waren sie schnell Freundinnen geworden.
    »Erwartest du einen Anruf?«, fragte Hannah und ihre
Augen hinter der schwarz umrandeten Brille glitzerten neugierig.
    »Du solltest Detektivin werden. Dir entgeht nie etwas.«
    Hannah verzog den Mund. »Das würde einem Blinden
nicht entgehen, Halva.«
    »So schlimm?«
    »So schlimm«, bestätigte Hannah und zwinkerte ihr zu.
    »Also, wer ist es?«
    Halva konnte der Versuchung nicht widerstehen. »Schau
mal«, flüsterte sie und rief Kais SMS auf. »Ist das nicht
schön?«
    Hannah kniff ihre Augen zusammen und las. »Dass die
Lippen wie die Hände tun. Was soll das denn heißen?«
    »Ist das nicht wunderschön? Romeo und Julia.«
    »Hm. Poetisch auf jeden Fall, auch wenn es nicht auf seinem
Mist gewachsen ist. Wie heißt er denn?
    »Kai. Wir haben uns gestern kennengelernt.«
    »Aha. Na, ich habe mich gestern von Johannes getrennt.«
    Halva war nicht sonderlich überrascht. Hannah hatte
ständig einen neuen Verehrer und mit diesem Johannes war
sie auch nur ein paar Wochen zusammen gewesen. Trotzdem
fragte sie: »Wirklich? Weshalb denn das?«
    »Unüberbrückbare Gegensätze und so.« Hannah wirkte
nicht besonders traurig. »Er meinte aber, ich fände nie einen
Besseren als ihn.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Dass ich dazu nur auf die Straße treten muss.«
    »Hannah!« Halva lachte und schaute wieder auf Kais
SMS. Wer selbst noch nicht solche Gefühle erlebt hatte,
verstand das nicht, begriff sie. Dennoch hatte das kurze Gespräch
ihr geholfen und ihre Anspannung löste sich.
    »Jetzt lass dein Telefon los. Oder du wählst einen Klingelton aus, der zu unserem Workshop passt. Dann musst du es
zwischen den Stücken gar nicht mehr in

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