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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Körper, doch sie wagte es nicht, zu genau
hinzusehen. Der Mund wurde ihr trocken. Wie sah Kai wohl
ohne Boxer aus?
    »Ich glaub's ja nicht«, sagte der Fischer. »Die jungen Leute. Holen sich noch den Tod. Raus jetzt. Ich will weiterangeln.«
    »Brennst du noch immer?«, fragte Halva, als sie Kai mit
seinem Mantel abrubbelte. Kai schüttelte sich noch einmal
wie ein Hund. Eistropfen sprühten, trafen Halva, und sie
musste wieder lachen, als Kai sich seinen Mantel überzog.
    »Ja. Mich löscht so leicht nichts. Schöner Mist«, sagte er
und zog ihren Kopf an sich. Seine Lippen trafen hart auf
die ihren. Es war kein zarter, tastender Kuss wie der am
Rathausplatz, nicht innig und versöhnend wie gerade eben
noch, sondern viel bestimmter und fordernder. Es lag etwas
in ihm, das Halva einen Schauer über den Rücken jagte,
aber sie genoss jede Sekunde. Sie legte die Finger flach auf seine glatte Brust und spürte seinen schnellen Herzschlag
unter ihren Kuppen. Er pulsierte vor Leben, und seine Kraft
und seine Gegenwart erweckten ein Verlangen in ihr, das sie
bisher nicht gekannt hatte. Ihre Lippen öffneten sich wie
von selbst.
    »Wärm mich. Lösch mich«, flüsterte er in ihren Mund und
ihre Zunge kam der seinen schon entgegen. Immer, schlug
ihr Herz an seinem. Immer. Seine Hände schienen überall, in
ihren Haaren, der Beuge ihres Nackens, ihren Schultern, der
Neige ihres Rückens, als sie seine Finger umfasste.
    »Stopp«, wisperte sie. »Nicht hier. Hier sind so viele
Leute.«
    »Na ja, es geht. Ein paar Spaziergänger und der Fischer.
Aber dem fallen schon fast die Augen aus, das stimmt«, lachte
Kai und ließ Halva sofort los.
    »Wollen wir ins Café gehen?«, fragte sie, um ihre Verlegenheit
zu überspielen.
    »Dazu bin ich jetzt leider zu nass. Wenn du nichts dagegen
hast, dann trinken wir die heiße Schokolade bei mir zu
Hause, okay? Ich muss mich erst mal richtig abtrocknen.«
    Halva zögerte. Sie war noch nie mit einem Mann allein
gewesen – so allein, wie sie es mit Kai sein würde. Alles an
ihr sehnte sich danach, nach seinen Händen, seinen Lippen,
seinem Körper, aber dennoch sagte sie: »Ich weiß nicht, Kai.«
    Er aber sah sie an und küsste ihre Nasenspitze, bevor er
nach seinen Stiefeln angelte. »Mach dir keine Sorgen, Halva.
Es wird nichts passieren, was du nicht willst. Da kannst du
dich auf mich verlassen.«
    »Wenn Mudi davon hört …«
    »Mudi? Was hat der denn damit zu tun?«, fragte Kai und runzelte die Stirn. Er hatte seine restlichen Kleider zu einem
Bündel gerafft und bot so halbnackt und doch voll Selbstbewusstsein
nur in Boxershorts, Mütze, Mantel und Stiefeln
ein Bild für die Götter. »Und warum sollte er davon erfahren?
Was hat er mit uns zu tun?«
    Alles, dachte Halva. Er hat alles mit uns zu tun. Und mit
den Briefen aus dem Iran, geheimnisvollen Gesprächen unter
Männern und zehn Blechen Halva. Aber sie schluckte die
Bemerkung herunter. Sie wollte Kai nicht damit belasten.
Noch nicht. Schließlich war Mudi sein Freund. Vielleicht
gab es ja doch noch für alles irgendeine logische Erklärung?
Deshalb zuckte sie nur die Schultern und schwieg.
    »Eben. Komm«, sagte Kai zärtlich, legte seinen Arm um
ihre Schultern und sie gingen zusammen am Seeufer entlang.
    »Auf Wiedersehen. Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht den
Fang verdorben«, rief Kai dem Fischer noch zu.
    Der sah auf und blinzelte ins Sonnenlicht. »Ne, ne.« Dann
musterte er Kai und Halva noch einmal, die eng umschlungen
dastanden, seufzte und schüttelte den Kopf.
    Sie gingen weiter und Halva blickte noch einmal über ihre
Schulter. »Was hatte der denn?«
    »Weiß ich auch nicht«, antwortete Kai mit unbekümmerter
Miene. Sie waren in der Zwischenzeit am Auto angekommen
und er sperrte den Wagen auf. »Aber was ich weiß, ist,
dass ich ab heute ein begeisterter Anhänger von Sitzheizungen
bin.« Sie stiegen ein und Kai ließ den Motor an.
    Wie wunderbar, einfach so mit ihm zusammen zu sein,
dachte Halva, als er sich noch einmal zu ihr beugte. Sein
Kuss prickelte auf ihren Lippen.
    Sie fuhren los, ihrem gemeinsamen Leben entgegen, dachte
Halva.
    Konnte man das beim dritten Treffen schon sagen? Ja,
entschied sie. Ja, das konnte man.

Kai hielt Halvas Hand warm und fest, als er sie in sein Haus
in Westheim führte. Sie sah alles und nahm doch nichts
außer ihm wahr: weder die hohen mit Stoff bezogenen
Wände noch die dicken Teppiche auf dem honigfarbenen
glänzenden Parkett. Sie sah nicht die goldenen Rahmen um
Spiegel und

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