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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Sogar mehr als alle. Komm, ich will dir jemanden vorstellen.
«
    »Wen denn?«
    Schritte näherten sich und Halva glitt rasch vom Tresen.
Sie richtete ihren Pullover und fuhr sich hastig durch die
Haare. Das Herz schlug ihr wieder bis zum Hals, doch jetzt
aus einem anderen Grund als vorhin mit Kai: Im Iran stellte
man einen Freund oder eine Freundin erst dann den Eltern
vor, wenn die Sache absolut ernst war. Doch da kam Kai
schon in die Küche zurück, gefolgt von seinem Vater. Halva
hob das Kinn.
    »Papa, das ist Halva. Meine Freundin«, sagte Kai mit
einem Strahlen in den Augen, das sie innerlich tanzen ließ.
    »Deine Freundin? Donnerwetter, das hast du ja gut geheim
gehalten«, sagte Kais Vater und blickte Halva erstaunt
an. Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, ehe er lächelte.
Ein routiniertes unverbindliches Lächeln, das seine
Augen nicht erreichte. Einen Moment lang betrachtete er
sie von oben bis unten, dann streckte er seine Hand aus.
»Guten Tag, Uli Blessing. Nett, Sie kennenzulernen …« Er
schien nach ihrem Namen zu suchen, obwohl Kai ihn eben
genannt hatte.
    »Halva. Halva Mansouri«, sagte sie mit leicht belegter
Stimme.
    »Halva? Ist das nicht was zu essen? In der Türkei oder in
Ägypten?«, fragte er und sah sie weiter forschend an.
    »Auch«, antwortete sie dennoch gelassen. »Sie kennen
sich gut aus, Herr Blessing.«
    »Deshalb nenne ich sie auch Halva, meine Süße.« Kai legte
seinen Arm um sie, doch Halva lehnte sich nicht an ihn. Kai
und sie, ihre Küsse, ihre Umarmungen, das war nur für sie
beide bestimmt. Anders hatte sie es auch bei ihren Eltern nie
gesehen. Raya und Cyrus gehörten auch ohne öffentliche Bekundigungen
von Zärtlichkeit zusammen. Ein unsichtbarer
Ring umschloss sie.
    Kai sah sie prüfend an, so als spüre er ihre Gedanken,
und ließ dann seinen Arm von ihrer Schulter gleiten. Aber
er blieb ihr trotzdem nahe.
    Uli Blessing lehnte sich gegen den Küchentresen. »Woher
kennt ihr euch? Studieren Sie zusammen mit Kai?«
    Halva schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe noch zur Schule.
Aber mein Bruder Mudi ist ein Kommilitone von Kai.«
    »Mudi? Was ist das für ein Name?«, fragte Kais Vater.
    Sie wollte sich von Uli Blessing nicht einschüchtern lassen.
Weshalb auch? Sie hatte nichts zu verbergen. Sie war
stolz auf ihre Herkunft. Selbst in dieser Villa, in der alles
von Reichtum sprach und in deren Küche beinahe ihre ganze
Wohnung in der Friedberger Straße Platz gefunden hätte.
    »Mudi ist eine Kurzform von Muhammad«, sagte Kai sachlich
und Halva fügte mit einem schnellen, dankbaren Blick
zu Kai hinzu: »Wir kommen aus dem Iran, Dr. Blessing. Aber
die Welt ist so klein: Sie müssten eigentlich meinen Vater
kennen. Er war vor ein paar Jahren bei Ihnen in Behandlung,
und Sie haben versucht, ihm den zerfetzten Sehnerv zu retten.
Er hatte im Krieg gegen den Irak einen Granatsplitter
abbekommen.«
    Kais Vater strich sich übers Kinn. »Ah ja … ich erinnere
mich an den Fall. Die Ursache für seine Verletzung war hier
ja ungewöhnlich genug. Leider habe ich ihm damals nicht
wirklich helfen können.«
    »Er spricht dennoch mit großem Respekt von Ihnen«, sagte
Halva höflich. Dann sah sie auf ihre Armbanduhr und sagte:
»Und ich sollte längst zu Hause sein. Es ist schon fünf Uhr
und fast dunkel. Fährt hier eine Straßenbahn?«
    »Straßenbahn?«, fragte Kai. »Das kommt gar nicht infrage. Ich bringe dich natürlich heim!«
    »Aber Kai, wir wollten doch etwas zusammen unternehmen
…«, unterbrach Uli Blessing, und Halva entging nicht,
dass Kai seinem Vater einen scharfen Blick zuschoss.
    Dennoch klang seine Stimme ruhig, als er antwortete:
»Nein.
Du
wolltest etwas unternehmen, allerdings ohne mich
zu fragen, ob
ich
überhaupt Zeit habe. Jetzt muss ich Halva
nach Hause bringen. Das verstehst du doch sicher, oder?«
    Kais Vater nickte, wandte aber den Blick ab.
    Halva reichte ihm die Hand und er schüttelte sie gedankenverloren.
Das Ganze tat ihr leid. Das war nicht gerade die
beste Situation gewesen, um Kais Vater zum ersten Mal zu
treffen, dachte sie, aber nun war es geschehen. Deshalb sagte
sie freundlich: »Einen schönen Abend, Herr Dr. Blessing. Ich
freue mich auf ein Wiedersehen.«
    »Ich auch. Sicher, ich auch«, sagte er hastig. »Kai, ich
schüre den Kamin an und warte auf dich.«
    »Bis gleich, Papa.« Kai legte seinen Arm um Halva und
führte sie aus der Küche.
    Ehe er den Motor anließ, sagte er: »Mist. Jetzt hast du mir
gar nicht mehr deine Idee

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