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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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es gleich bleiben und antwortete: »Bestanden.
«
    »Etwas anderes habe ich von dir nicht erwartet.« Sein
Vater wirkte dennoch erleichtert und umarmte ihn kurz und
ungeschickt. Es fühlte sich an wie früher in der Grundschule,
wenn die großen Jungen ihn im Schwitzkasten gehalten
hatten. Kai wusste nicht, was er tun sollte. Seine Lippen
streiften eher zufällig die Wange seines Vaters und dieser ließ
ihn auch schon los. »Wenn Monika das erlebt hätte! Sie wäre
so stolz auf dich gewesen«, sagte er.
    »Ja …«, erwiderte Kai nur und dann schwiegen beide.
    Sein Vater und er sprachen nur selten über seine Mutter.
Ihr Tod hatte ein Loch in Ulis und Kais Leben hinterlassen,
in dem seither alle Warmherzigkeit und Ausgelassenheit verschwunden
waren. Seit dem Autounfall damals wurde jeder
Tag von Monika Blessings Abwesenheit überschattet. Sicher,
sein Vater hatte auch mal Freundinnen gehabt, aber keine
hatte eine Spur hinterlassen. Sie beide, das war heute alles,
was da war.
    »Hast du Besuch?«, fragte Kai.
    »Besuch? Nein. Wieso?«
    »Wessen Auto ist denn das?« Kai zeigte auf den Mercedes
A-Klasse.
    »Deins natürlich.« Sein Vater lächelte mit eigenartiger
Scheu. »Freust du dich?«
    »Meins?«, fragte Kai ungläubig. Nein. Er freute sich nicht,
dachte er dann. Er mochte Autos nicht, würde das Fahren
nie mögen. Daran änderte auch der Führerschein oder jeder
Wagen der Welt nichts.
    »Jetzt hast du den Führerschein und ab heute Abend bist
du Student. Bravo. Ganz schön viel Freiheit auf einmal. Wie
willst du denn ohne Auto jeden Tag pünktlich in die Uni
kommen?«
    »Hm. Daran hatte ich noch nicht gedacht. Vielleicht mit
deinem Wagen?«, fragte Kai harmlos, aber ihm entging nicht
der schockierte Blick, den sein Vater ihm zuwarf. Der Porsche
wartete in der klimatisierten Garage neben dem Haus
unter einer Wärmedecke auf seinen Fahrer. Vor wenigen Monaten
noch hatte sein Vater zwei Straßen vor Kais Gymnasium
halten müssen, wenn er ihn mal morgens zur Schule
brachte. Kai wollte nicht, dass ihn jemand in dem Auto sah,
das beinahe so viel kostete wie ein kleines Haus.
    Er betrachtete den Mercedes, der quer in der Einfahrt
stand. Wollte er wirklich an seinem ersten Studientag schon
mit einem eigenen Wagen an der Uni vorfahren? Und dann
auch noch mit einem
Benz!
Am liebsten hätte er trotz der
Kälte das Fahrrad genommen oder die Straßenbahn, aber
dazu war die Zeit zu knapp.
    Kai wollte seinen Vater nicht enttäuschen und sagte: »Danke, wie großzügig von dir. Darf ich dich eine Runde
spazieren fahren?«
    »Ich muss in die Klinik. Das alles hat schon viel länger
gedauert, als ich gedacht habe.«
    Das alles.
»Sorry«, sagte Kai und scharrte mit den Füßen.
    »Macht nichts. Habe ich gerne gemacht. Ich habe doch
nur dich. Fang!« Sein Vater warf ihm einen Schlüsselbund
zu. »Frau Zimmermann hat dein Mittagessen im Ofen warm
gestellt. Bis heute Abend dann.«
    »Ich esse in der Mensa.«
    Sein Vater lachte. »Na, dann sehen wir uns schon eher
wieder.«
    »Wieso? Wo denn?«
    »Im Klinikum, wenn meine Kollegen dir den Magen auspumpen.
«
    »Haha.«
    Kai drückte sich an seinem Vater vorbei und stieg schon
die Treppe zu seinem Zimmer hoch, als sein Vater sich auf
der Haustürschwelle noch einmal umdrehte.
    »Und, Kai«, sagte er mit plötzlichem Ernst.
    »Ja?« Kai hielt inne.
    »Fahr vorsichtig, ja? Denk an …« Seinem Vater hingen
beim Sprechen weiße Atemwolken vor dem Mund, doch Kai
fröstelte nicht deshalb. »Heute ist Glatteis.«
    »Ich weiß, Papa«, sagte Kai leise. »Mach dir keine Sorgen.
Ich weiß.«
    Er lief in sein Zimmer, das Gott sei Dank unordentlich
war. Das gemütliche Chaos schien ihm wie eine Insel in dem
peinlich aufgeräumten Haus. Das Bett war ungemacht, über
dem Stuhl häuften sich Kleider und Socken, und Unterhosen lagen neben Büchern, Zeitungen und Zeichnungen
auf dem Boden. Die Schreibtischoberfläche war voll mit Zetteln,
seinem Computer und dem iPad. Nur die Hülle seines
Saxofons, das hinter der Tür an der Wand lehnte, war staubfrei.
Kai wühlte auf dem Schreibtisch nach den Papieren, die
er heute für die Immatrikulation an der Uni brauchte. Den
Zulassungsbescheid, sein Abiturzeugnis und seinen Perso. Er
blickte auf das Dokument.
Kai Artus Blessing
stand neben
dem Bild, auf dem er eine Brille vor den dunklen braunen
Augen trug und einen karierten Schal um den Hals gewickelt
hatte. Das helle Haar war kunstvoll verstrubbelt.
    Kai Artus. »Du bist mein Ritter in glänzender

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